Der Boss und sein Flattermann Tier 02: Erdferkel

Der Boss sah auf die Uhr an der Wand. Für die Erschaffung des ersten Tieres hatte er eine Stunde gebraucht. Er drehte sich zu seinem geflügelten Assistenten um. »Hey, Flattermann, wie viel Zeit bleibt uns heute noch, um alle anderen Tierarten zu erschaffen?«

»Boss, ich bin doch ein Engel.« Er blickte auf sein Tablet hinab. »Wir haben noch 23 Stunden übrig, bis der sechste Tag anbricht.«

»Was? So wenig? Kann nicht sein. Ich habe 31 Tiere in meinem Notizbuch. Also muss ich den Tag mit 31 Stunden erschaffen haben. Ich kann mir nicht vorstellen, da einen Fehler gemacht zu haben. Ich bin der Boss. Ich mache keine Fehler.«

Schnell griff er zu seinen Notizen, blätterte darin und fand den nächsten Eintrag. »Oh ja, das gefällt mir. Klein, rosa, zartweiche Haut. Ein Tierchen, das süßer nicht sein könnte.«

Er griff zur Modelliermasse und trennte eine größere Menge ab. »Ups, ist wohl ein wenig zu viel. Egal, von einem süßen Tier kann man niemals genug haben. Wird es eben etwas größer.«

Er formte einen runden Bauch, einen Kringelschwanz und zwei abgeknickte Ohren. »Dazu noch eine Stupsnase? Was meinst du, Flattermann?«

Noch bevor der Engel antworten konnte, musste der Boss niesen. Dabei fiel das noch unfertige Tier zu Boden. Die süße Stupsnase wurde platt gedrückt und sah nun aus, wie eine Steckdose in der Wand. »Das war so gewollt. Du weißt ja, ich mache keine Fehler.«

Der Boss stand auf und schloss das Fenster. »Na gut. Bei Blütenpollen und Allergien könnte ich noch einmal nachbessern.«

Er packte das Tier am Schwanz, hob es hoch und zog diesen dabei in die Länge. »Mist. Verdammt. Jetzt sieht es noch seltsamer aus.« Erst zog der Boss die Stirn in Falten, doch dann grinste er. Er packte die Nase und zog an ihr, bis sie fast so lang war, wie der Schwanz.

»Passt doch. So war es von Anfang an geplant.« Schnell korrigierte er seine Entwürfe im Notizbuch mit einem Bleistift. Dann hauchte er dem Tier leben ein.

Das Tier schnappte nach Luft und sah sich an. »So schöne, samtene Haut. Die muss aber auch entsprechend gepflegt werden.« Es verließ das Büro und sprang vor den entsetzten Augen des Bosses in eine Schlammgrube. »Ah, das tut richtig gut. Solltet ihr auch mal probieren.«

Der Boss seufzte. »Du bist ja ein richtiges Erdferkel. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.« Er wandte sich dem Engel zu. »Flattermann, setz noch Schlamm- und Fangopackungen auf die Liste. Die müssen wir dann wohl auch erschaffen, wenn am Ende genug Zeit bleibt.«