Ein armer, abgezehrter Student kam auf eine Zeit ganz spät vor eine Mühle und bat die Müllerin um Herberge, daß sie ihn um Gottes willen über Nacht behalten möge, da er kein Geld hätte, denn er könnte nicht in ein Wirtshaus ziehen. Die Müllerin schlug dem guten Studiosus solches ab, denn sie hatte den Pfaffen bei sich, und sie fürchtete, wenn sie den Studenten einließ und er sehe, wie sie mit dem Pfaffen und der Pfaffe mit ihr handelte, daß er solches danach dem Müller sagte, wodurch dann ihr Bubenstück an den Tag käme. Als nun der gute Student sah, daß er kein Glück bei der Müllerin haben würde und ihrethalben wohl erfrieren müßte, legte er sich unter das Dach, das bei den Fenstern bis auf die Erde herabging. Als er so unter dem Dach lag, hörte er alles, was die Frau mit dem Pfaffen und der Pfaffe mit der Frau redete. Es begab sich nun, daß der Müller, den die Frau in dieser Nacht nicht zurückerwartete, heimkam. Als die Frau ihn kommen hörte, sprach sie schnell zu der Magd: »Magd, trage eilig alles hinweg! Stelle den Fisch daher und den Braten dorthin, so will ich gehen und das Herrlein, den Pfaffen, in den Winkel hinter das Faß stellen, bis daß unser Meister schlafen kommt. Danach wollen wir unserer angefangenen Freude ein Ende geben.« Der Student hatte dies alles gehört und hatte sich gemerkt, wo sie jegliches hin versteckt hatte. Als nun der Müller von seinem Pferd absaß, sah er den Studenten und fragte ihn, wer er wäre. Der Student antwortete alsbald und sagte, er sei ein armer Student und hätte die Müllerin um Herberge angesprochen, doch hätte sie ihm die versagt. Daher hätte er sich unters Dach gesetzt, damit er nicht ganz erfriere. Der Müller war durch Barmherzigkeit bewegt und nahm den Studenten mit sich in die Stube, setzte ihn hinter den Tisch und fing an, mit ihm zu zechen. Als sie nun einen guten Teil Weins getrunken hatten und der Müller anfing, hinter die Kunst zu kommen, fragte er den Studenten, was er studiert hätte und ob er nichts von der schwarzen Kunst verstünde. »Ja«, sprach der Student, »ich bin ein Schwarzkünstler und habe sie lange Zeit studiert. Und wenn Ihr wollt, so will ich Euch guten Wein und Speise durch meine Kunst hereinbringen.« Der Müller begehrte das und ruhte nicht, bis der Student ihm das Versprochene leistete. Und der Student, der wohl wußte, wo alles versteckt war und woher er es nehmen sollte, fing an, etliche Zeichen mit Kreide auf den Tisch zu malen, und nach solchem sprach er zu der Magd: »Gehe hin, Köchin, an diesen und jenen Ort! Da wirst du Fisch, Fleisch, Gebratenes und guten Wein finden, das bringe uns herein, damit wir essen!« Die Frau und die Magd merkten wohl, daß der Student alle Worte gehört hatte und daß sie nicht nein dazu sagen durften oder es verweigern konnten, denn sie fürchteten, der Student würde sonst alle Dinge dem Müller erzählen. Sie gingen also hin und trugen alles herbei. Darüber wunderte sich der Müller sehr, denn er meinte nichts anderes, als wäre solches durch die schwarze Kunst herbeigebracht worden. Und er entsetzte sich, davon zu essen. Aber der Student ermahnte ihn, kecklich zu essen, und er aß auch selbst davon. Da fing der Müller auch an zu zechen, und er trank so viel des Weines, daß er begehrte, den Teufel zu sehen. Er bat den Studenten, daß er ihn den Teufel sehen lassen und diesen in die Stube bringen sollte. Der Student, der wohl wußte, wo die Frau den Pfaffen verborgen hatte, sprach zu dem Müller: »Ich will ihn hereinbringen, in welcher Gestalt wollt Ihr ihn haben?« - »Ei«, sprach der Müller, »in welcher Gestalt du willst, jedoch so, daß er nicht gar erschrecklich oder gräßlich anzusehen sei.« - »Wohlan«, sprach der Student, »so will ich ihn Euch in Eures Pfarrherrn Gestalt hereinbringen.« Mit dem ging er hinaus an den Ort, wo der Pfaffe stand, und sprach mit ihm, daß dieser kecklich mit ihm hineinging und sich nicht fürchtete, denn es sollte ihm kein Leid widerfahren. Falls er sich aber weigerte, wollte er ihn in Gefahr, Angst und Not seines Lebens bringen. Da nun der arme, gefangene Pfaff nicht nein sagen durfte und mit dem Studenten in die Stube hineintrat, wurde er von dem Müller und jedermann für einen Teufel angesehen. Ohne etwas zu sprechen, ging er wieder aus der Stube in seinen Winkel hinauf, wo er verharrte, bis der Müller schlafen ging. Als der Pfaff wieder hinausgegangen war, fing der Müller an und sagte: »Nun habe ich all mein Lebtag keinen Teufel gesehen, der un-serm Pfaffen so ähnlich sieht wie dieser Teufel.« Nach diesen Worten ging er zu Bett. Da fingen der Pfaff, der Student und die Müllerin erst recht an zu zechen. Ehe die Nacht verging, bekam ein jeder von der Müllerin gewährt, wessen er begehrte.