Es war gestern,« erzählte mir der Mond, »da schaute ich hinab in einen kleinen Hof, der von Häusern umschlossen war; da lag eine Henne mit elf Küchlein; ein hübsches kleines Mädchen sprang um sie her. Die Henne gluckte und breitete erschrocken ihre Flügel über die kleinen Jungen aus. Da kam des Mädchens Vater, er schalt, und ich glitt weiter, ohne ferner daran zu denken. Heute abend jedoch, es ist nur wenige Minuten her, sah ich wieder in denselben Hof hinab. Da war es ganz stille, aber bald kam das kleine Mädchen, schlich sich leise hin zum Hühnerhaus, schob den Riegel zurück und schlüpfte zu der Henne und den Küchlein hinein; diese schrien laut und flatterten umher, die Kleine lief ihnen nach, ich sah es deutlich, denn ich schaute durch eine Lücke in der Mauer. Ich wurde ganz zornig auf das böse Mädchen und freute mich, als der Vater kam und noch heftiger als gestern schalt, und sie am Arme faßte. Sie beugte den Kopf zurück und große Tränen standen in den blauen Augen. ›Was machst du hier?‹ fragte er. Sie weinte. ›Ich wollte hinein,‹ sagte sie, ›um die Henne zu küssen und sie wegen gestern um Verzeihung zu bitten, ich wagte nicht, es dir zu sagen!‹ Und der Vater küßte die süße Unschuld auf die Stirne; und ich küßte sie auf Augen und Mund.