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Der Trotzkopf-61

时间:2023-02-14来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Der Trotzkopf
Nach dem Abendbrot, als die jüngeren Mädchen und auch die Engländerinnen, die kein Verständnis für das harm[pg 124]lose Vergnügen hatten, zu Bett gegangen waren, begann das Werk.
 
Orla brachte einen großen Korb mit Tannenzapfen, selbst gesucht auf den Spaziergängen im Walde, und setzte denselben auf die Tafel. Annemie stellte zwei Schälchen mit Gummiarabikum daneben, in das eine schüttete sie Silber-, in das andre Goldpuder und rührte es mit einem Stäbchen um.
 
»Wer will mir helfen,« rief Orla.
 
»Ich! ich!« antwortete es von allen Seiten; nur Ilse schwieg, sie hatte keine Ahnung, was eigentlich mit den vielen großen und kleinen Tannenzäpfchen geschehen solle. – Daheim verkamen dieselben unbeachtet im Walde. – Es sollte ihr bald kein Geheimnis mehr sein.
 
Melanie und Rosi hatten die Pinsel ergriffen und fingen an, den unansehnlichen braunen Dingern ein goldenes oder silbernes Gewand zu geben. Und wie schnell das ging. Kaum hatten sie ein paarmal darüber gepinselt, so waren sie fertig.
 
»Sieh nur, Rosi,« rief Melanie aus und hielt einen vergoldeten Zapfen unter die Gaslampe, »ist der nicht furchtbar reizend? Wundervoll, nicht? Gleichmäßig, wirklich künstlerisch ist er vergoldet, kein dunkles Pünktchen ist an ihm zu sehen!« Und sie betrachtete das Prachtexemplar höchst wohlgefällig nach allen Seiten.
 
Orla und Rosi hatten fleißig weitergepinselt und stillschweigend einen Tannenzapfen nach dem andern beiseite gelegt.
 
»Du bist im höchsten Grade langweilig mit deinem ewigen Selbstlobe,« tadelte Orla, »ich habe noch nie jemand kennen gelernt, der sich so vergöttert wie du. Pinsle lieber weiter und halte dich nicht bei unnützen Lobhudeleien auf.«
 
Melanie fühlte sich sehr getroffen und errötete. »Wie grob du bist, Orla!« sagte sie gereizt, »du hast freilich keinen Sinn für harmlose Vergnügen.«
 
»Kinder!« unterbrach Fräulein Güssow, die am andern Ende der Tafel saß und Aepfel und Nüsse vergoldete, »keinen [pg 125]Streit! Melanie, komm zu mir, du kannst mir helfen, und du Ilse, versuche einmal, ob du Melanies Stelle ersetzen kannst.«
 
Ilse ließ sich das nicht zweimal sagen. Eilig griff sie zum Pinsel und flink und gesandt that sie ihre Arbeit. Orla war sehr zufrieden damit.
 
»Nur nicht ganz so dick aufstreichen,« mahnte sie, »sonst reichen wir nicht mit unsrem Gold- und Silbervorrat.«
 
Flora und Annemie fertigten Netze aus Goldpapier an. »Eine geisttötende Arbeit,« flüsterte Flora Annemie zu, »und außerdem ohne jede Poesie. Warum die Tanne mit allerhand Tand aufputzen? Ist sie nicht am herrlichsten in ihrem duftigen, grünen Waldkleide? – Lichter vom gelben Wachsstocke in ihr dunkles Nadelhaar gesteckt, – ein goldener Stern hoch oben auf ihrer schlanken Spitze, – schwebend – strahlend! – das nenn’ ich Poesie!« –
 
Hier hielt sich Annemie nicht mehr, sie bekam einen solchen Lachreiz, daß sie aufsprang und hinauslief, um sich draußen erst auszulachen.
 
Dicht unter dem Baume standen Grete und Nellie. Letztere hoch auf einer Trittleiter, eine große Düte Salz in der Hand haltend. Die andre mit einem Leimtiegel in der Hand war ihr Handlanger. Das heißt, sie reichte Nellie den Pinsel zu, damit diese die Zweige mit dem Leim bestrich, bevor sie Salz darauf warf.
 
»Jetzt bin ich eine große Sturmwind und mache der Baum voller Schnee,« scherzte Nellie.
 
»Wirklich! – die Zweige werden weiß!« rief Ilse und verließ einen Augenblick ihre Arbeit, um sich das Schneetreiben genau anzusehen. »Das ist aber klassisch! Das gefällt mir! Nein, das sieht zu reizend aus!«
 
Freilich fiel ein großer Teil Salz unter den Baum, indes Nellie ließ sich die Mühe nicht verdrießen, immer wieder kehrte sie dasselbe zusammen und strich es mit der Hand dick auf den Leim. 
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