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Der Trotzkopf-42

时间:2023-02-09来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Der Trotzkopf
Als Ilse die Treppe zu ihrem Zimmer wieder hinaufstieg, fühlte sie sich leicht wie nie im Leben, es war ihr so frei und froh in der Brust, niemals hatte sie eine ähnliche [pg 84]Empfindung gekannt. Es war das Bewußtsein, sich selbst überwunden zu haben. –
 
Der Juli und August waren vorüber und man befand sich in den ersten Tagen des September. Ilse hatte sich mehr und mehr in das Pensionsleben eingelebt und fühlte sich längst keine Fremde mehr. An vieles, das ihr anfangs unmöglich erschien, hatte sie sich gewöhnt, ja gewöhnen müssen. Wie hätte sie auch vermocht, sich gegen das einmal Bestehende aufzulehnen! Das frühe Aufstehen, das regelmäßige Arbeiten, die Ordnung und Pünktlichkeit, die streng innegehalten wurden, – schwer genug hatte sie sich in all diese Dinge gefunden, und wer weiß, ob sie es überhaupt je gethan hätte, wenn Nellie nicht wie ein guter Geist ihr stets zur Seite gestanden hätte. Mit ihrer fröhlichen Laune half sie der Freundin über manche Schwierigkeit hinweg und oft verstand sie es, durch ein Wort, ja durch einen Blick dieselbe zu zügeln, wenn sich die alte Heftigkeit melden wollte.
 
Eine heftige Szene hatte sie übrigens nicht wieder herbeigeführt. Fräulein Güssows Erzählung war auf fruchtbaren Boden gefallen und hatte ihren trotzigen Sinn etwas nachgiebiger gemacht.
 
Ueber ihre Fortschritte und Fähigkeiten herrschte unter ihren Lehrern und Lehrerinnen eine sehr verschiedene Ansicht, wie dieses in der letzten Konferenz recht deutlich zu Tage trat. Der Rechenlehrer und der Lehrer der Naturgeschichte behaupteten, daß Ilse ohne jede Begabung sei, daß sie weder Gedächtnis, noch Lust am Lernen besitze. Andre waren vom Gegenteile überzeugt. Fräulein Güssow, die in der Litteratur und Doktor Althoff, der Deutsch, Geschichte und in der französischen Litteratur unterrichtete, waren in jeder Beziehung mit Ilses Kenntnissen und ihren Fortschritten zufrieden. Professor Schneider lobte ganz besonders ihren Fleiß und ihre Ausdauer, die sie bei ihm entwickle, und erklärte mit aller Entschiedenheit, wenn Ilse so fortfahre, würde sie es mit ihrem [pg 85]Talente weit bringen, sie habe in den acht Wochen, in denen sie seine Schülerin sei, so große Fortschritte im Zeichnen gemacht, wie nie eine andre zuvor.
 
Ueber dieses Lob geriet Monsieur Michael in Entzücken. Ja er vergaß sich in seiner lebhaften Freude so weit, daß er ausrief; »Bravo, Monsieur Schneider! So spreche auch ich, sie ist eine hochbegabte, eine entzückende, junge Mademoiselle.«
 
Fräulein Raimar lächelte über diese Ekstase und erkundigte sich nach Ilses Betragen.
 
Da kam denn leider manches bedenkliche Kopfschütteln an den Tag. Besonders wurde von einigen sehr gerügt, daß sie bei dem geringsten Tadel eine trotzige Miene mache, daß sie sogar mehrmals gewagt habe, zu widersprechen.
 
»Leider, leider ist dem so,« bestätigte die Vorsteherin, »und ich habe nicht den Mut, zu glauben, daß wir sie ändern können. Ich fürchte sogar, daß ihr zügelloser Sinn uns eines Tages eine ähnliche Szene, wie die bereits erlebte, machen wird, und was geschieht dann?«
 
»Dann geben wir sie den Eltern zurück,« fiel Miß Lead lebhaft ein. »Ich glaube, daß es dahin kommen wird. Ilse ist nicht nur verzogen, sie ist – wie soll ich sagen – sehr bäurisch, sehr brutal, sie paßt nicht in unsre Pension.«
 
Doktor Althoff warf der Engländerin einen etwas ironisch lächelnden Blick zu, als wollte er sagen: Du freilich mit deinen übertriebenen, strengen Formen hast kein Verständnis für das junge, frische Wesen mit seinem natürlichen Sinn – »Ich glaube, Sie irren, meine Damen,« wandte er ein, »in unsrer kleinen Ilse steckt ein tüchtiger Kern. Lassen Sie nur erst die etwas rauhe Schale sich von demselben abgestoßen haben und Sie werden sehen, in welch ein liebenswürdiges, natürliches, echt weibliches Wesen sich die bäurische, ›brutale Ilse‹,« er betonte die letzten Worte etwas stark, »verwandeln wird. Von der Natur ist sie dazu beanlagt, glauben Sie [pg 86]mir. Man muß nur nicht von der kurzen Zeit, die sie bei uns verweilt, gar zu viel verlangen.« 
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