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Vater Goriot 高老头-22

时间:2018-09-30来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 高老头
»Madame de Restaud!«
 
»Nun sehen Sie diesen alten Lumpen!« meine Madame Vauquer zu Vautrin, »wie seine Augen leuchten!«
 
»Er hält sie wohl aus?« fragte Mademoiselle Michonneau leise den Studenten.
 
»Oh, Sie war hinreißend schön!« erwiderte Eugen, und der alte Goriot hing gierig an den Lippen des jungen Mannes.
 
»Ohne Madame de Beauséant wäre meine göttliche Gräfin die Königin des Balls gewesen. Die jungen Herren hatten nur Augen für sie, ich war der zwölfte auf ihrer Tanzliste, sie hat alle Contres getanzt. Alle anderen Frauen waren rasend vor Neid. Wenn irgend jemand glücklich war gestern, so war sie es. Es ist wirklich wahr, es gibt nichts Schöneres als eine Fregatte unter Segeln, ein Pferd im Galopp und eine Frau, wenn sie tanzt.«
 
»Gestern noch auf stolzen Rossen bei einer Herzogin«, sagte Vautrin, »heute durch die Brust geschossen beim Wucherer: Das sind die Pariserinnen! Wenn die Gatten ihren wahnsinnigen Luxus nicht bestreiten können, so verkaufen sie sich. Wenn sie sich nicht verkaufen können, so würden sie ihre eigene Mutter umbringen, um sich ihren Flitter zu verschaffen. Sie machen alles, was man sich nur denken kann, man kennt das, man kennt das!«
 
Das Gesicht des Vaters Goriot, das bei den Worten des Studenten wie die Sonne an einem schönen Tage aufgeleuchtet hatte, verdüsterte sich bei den grausamen Bemerkungen Vautrins.
 
»Aber wo bleibt nun Ihr Abenteuer?« fragte Madame Vauquer.
 
»Haben Sie mit ihr gesprochen? Haben Sie sie gefragt, ob sie Jura studieren wolle?«
 
»Sie hat mich gar nicht gesehen«, erwiderte Eugen. »Aber eine der schönsten Frauen von Paris, eine Frau, die um 2 Uhr morgens vom Ball heimgekehrt ist, früh um 9 Uhr in der Rue des Grès zu treffen, ist das nicht ein Erlebnis? Solche Abenteuer gibt es nur in Paris.«
 
»Bah, es gibt noch ganz andere!« rief Vautrin.
 
Fräulein Taillefer hatte kaum zugehört, so sehr war sie mit dem Schritt, den sie vorhatte, beschäftigt. Madame Couture bedeutete ihr aufzustehen, um sich umzukleiden. Vater Goriot folgte den beiden Damen, als sie das Zimmer verließen. –
 
»Na, haben Sie gesehen?« fragte Madame Vauquer Herrn Vautrin und die anderen Pensionäre. »Es ist doch wohl klar, daß er sich für diese Weiber ruiniert.«
 
»Niemals wird man mich davon überzeugen können, daß die schöne Gräfin zu Vater Goriot gehört«, bemerkte Eugen.
 
Vautrin unterbrach ihn: »Aber wir wollen Sie auch gar nicht zu dem Glauben bekehren. Sie sind noch viel zu jung, um Paris zu kennen. Erst später werden Sie einsehen, daß es hier Menschen gibt, die man als ›Menschen mit Passionen‹ bezeichnet . . .«
 
Bei diesen Worten warf Fräulein Michonneau Vautrin einen verständnisvollen Blick zu. Man hätte sie mit einem Kavalleriepferd vergleichen können, das den Klang der Trompete hörte.
 
»Ja, ja«, unterbrach sich Vautrin, indem er sie gleichfalls verständnisvoll ansah, »haben wir nicht auch unsere kleinen Leidenschaften?« 
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