Kurze Zeit später kamen die beiden Reisegefährten in einen Wald, wo sie ein gar fürchterliches Tosen und Stampfen hörten. Natürlich wollte sich Don Quichotte sofort wieder Hals über Kopf ins nächste Abenteuer stürzen, aber Sancho Pansa hatte für diese Nacht genug. Deshalb bückte er sich und tat so, als müsse er den Sattel seines Herrn festzurren. Dabei nahm er heimlich einen Strick und band dem Rosinante die Beine zusammen.
Als der Ritter von der traurigen Gestalt seinem Reittier die Sporen gab, rührte sich dieses nicht vom Fleck. Don Quichotte fing gleich fürchterlich zu zetern an: „Jetzt hat mich dieser böse Zauberer auch noch fest gehext!“ Sancho, der es besser wusste, hielt den Mund und den Rosinante gut am Zügel fest, damit dieser nicht über seine eigenen Hufe stolpere. So harrte er aus bis zum Morgengrauen, weil Don Quichotte einfach nicht von seinem Pferd absteigen wollte.
Allerdings - zwischendrin tat der leckere Proviant, den Sancho Pansa erbeutet hatte, seine Wirkung. Der dicke Bauer verspürte ein dringendes menschliches Bedürfnis, aber er traute sich nicht von seinem Wachtposten weg. Also zog er sich im Dunklen die Hose herunter, bis seine Pobacken wie der dicke, bleiche Vollmond in der Nacht leuchteten und verrichtete sein großes Geschäft. Dabei gab er sich zwar größte Mühe, keinen Mucks zu machen, aber einen gewissen Geruch konnte er nicht verhindern.
Nun war Sanchos Herr zwar verrückt auf Rittergeschichten – aber seine Nase war ganz gut. Streng fragte Don Quichotte: „Sancho, du hast wohl gewaltige Angst vor der Schlacht?“ Und als der Bauer verlegen nickte, hielt sich der Edelmann die Nase zu: „Man riecht’ s, also rutsch ein Stück auf die Seite!“
Kaum spitzten die ersten Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach, band der Knappe das Pferd los. „Mein Testament hab ich schon gemacht!“, rief Don Quichotte, als er sah, dass er nicht mehr fest klebte und sprengte voraus. Sancho hetzte hinterher. Ein Stückchen weiter kamen sie an eine Wassermühle – das also war das nächtliche Poltern gewesen…
Sancho prustete gleich los, dass sein dicker Bauch auf und ab wabbelte. Don Quichotte aber war so sauer, dass er ihm eins mit der Lanze überzog. Da war der dicke Bauer lieber still und schwor sich, nie mehr über irgendein Abenteuer seines Herrn zu lachen. Doch schon kurze Zeit drauf fiel es ihm erneut sehr schwer, seine Heiterkeit zu unterdrücken, als Don Quichotte eine Waschschüssel für einen goldenen Ritterhelm hielt. Und das kam so:
In einem Dorf gab es weder Apotheker noch Barbier. Deshalb machte sich an diesem Tag der Bader des Nachbardorfs auf die Beine, um nach einem Kranken zu sehen. Bei der Gelegenheit nahm er seine Waschschüssel mit. So konnte er den Leuten auch gleich die Haare schneiden.
Unterwegs begann es zu regnen. Der Bader hatte einen nigelnagelneuen Filzhut, den er vor den Tropfen schützen wollte. Da kam ihm der polierte Pott gerade recht. Er drehte die Schüssel um und zog sie über den Hut.
Von weitem sah Don Quichotte den Mann mit der metallenen Kopfbedeckung auf seinem Esel. Ihm deuchte gleich, es sei ein Ritter mit einem goldenen Helm auf einem Apfelschimmel. Er legte die Lanze an, brüllte verzückt: „Sieh nur Sancho, das ist der sagenhafte Helm des Mambrin!“ und ging auf den Bader los. Als sich dieser solcherart attackiert sah, sprang er erschrocken von seinem Grautier, ließ die Schüssel fallen und nahm Reißaus.
Bass erstaunt über die leichte Beute schnappte sich der Ritter von der traurigen Gestalt das Gefäß, stülpte es über den Schädel und sinnierte: „Der Heide, der den Helm trug, war ohne Zweifel von riesenhafter Gestalt. Schade nur, dass irgendein Narr das Visier abgesägt hat.“ Natürlich musste Sancho Pansa wieder fürchterlich lachen, als er seinen Herrn mit der Waschschüssel als Deckel sah. Doch eilends verkniff er sich sein Grinsen und sagte: „Ja, Herr, das ist doch wirklich zum Lachen, was dieser Fremdling für ein Dummkopf war.“