德语科普：Interview: Hilfe für Eichhörnchen in Not

Liah und ihre Familie engagieren sich seit sieben Jahren beim Eichhörnchen-Notruf. Im Interview mit ÖkoLeo erklärt sie, was sie dort macht und was du tun kannst, wenn du ein Eichhörnchen in Not findest.

 

Liah (13 Jahre) und ihre Familie teilen ihr Zuhause nicht nur mit einem Hund und drei Kaninchen, sondern auch mit etwa 70 Eichhörnchen pro Jahr. Wird ein Eichhörnchen in Not in ihrer Nähe gefunden, landet es oft bei ihnen. Liahs Mutter ist Tierärztin. Sie hilft beim Aufpäppeln der Tiere. Die beiden wissen mittlerweile genau, was zu tun ist, wenn man ein Eichhörnchen findet. 

 

ÖkoLeo: Insgesamt habt ihr schon mehrere Hundert Eichhörnchen bei euch aufgenommen, wie kam es dazu?

 

Liah: Als ich fünf Jahre alt war, haben wir eine Fahrradtour gemacht. Mein Bruder ist ganz vorne gefahren und hat plötzlich angehalten, weil vor ihm ein Eichhörnchen auf dem Weg lag. Meine Mama ist zwar Tierärztin, aber wir wussten trotzdem nicht, was wir tun sollten. Da haben wir den Eichhörnchen-Notruf angerufen und das Tier zu einer Auffangstation gebracht.

 

Im nächsten Jahr haben wir wieder ein verletztes Tier gefunden. Da dachten wir, dass das ein Zeichen sein muss. Also haben wir selbst angefangen, uns beim Eichhörnchen-Notruf zu engagieren. 

 

ÖkoLeo: Was fehlt den Eichhörnchen, wenn sie zu euch kommen?

Liah: Oft werden Eichhörnchen am Wegesrand gefunden, weil sie zum Beispiel aus dem Nest gefallen sind und sich verletzt haben oder verwaist sind. Es werden aber auch ältere Tiere zu uns gebracht, wenn sie zum Beispiel verletzt am Straßenrand gefunden werden. Da ist es schon praktisch, dass meine Mama Tierärztin ist und die Tiere erstmal untersuchen kann, wenn sie bei uns ankommen. 

 

ÖkoLeo: Wie päppelt ihr sie wieder auf? 

 

Liah: Das kommt ganz darauf an, wie es den Tieren geht. Manche Eichhörnchen müssen von Parasiten befreit werden und brauchen dringend Medikamente. Viele Jungtiere brauchen vor allem Wärme und müssen gefüttert werden. Wir kuscheln dann viel mit ihnen, halten sie den ganzen Tag mit einem Wärmekissen warm und füttern sie alle drei Stunden.

 

Nach dem Füttern müssen wir ihnen bei der Verdauung helfen und geben ihnen ganz vorsichtig eine Bauchmassage. Das übernehmen eigentlich die Eichhörnchenmamas. Wir nehmen dafür ein Wattepad.

 

ÖkoLeo: Du hilfst deiner Mutter bei der Pflege der Eichhörnchen. Was musst du dabei beachten?

 

Liah: Eigentlich ist das nichts für Kinder! Man muss nämlich genau wissen, was man tut. Wenn man die Tiere mit der Spritze füttert, muss man sehr vorsichtig sein. Ansonsten kann es zum Beispiel passieren, dass Milch in ihre Lunge kommt. Das ist sehr gefährlich. Aber ich habe meiner Mama Jahre lang über die Schulter geschaut. Vor ein paar Jahren hat sie mir dann langsam beigebracht, wie ich die Eichhörnchen füttere.

 

ÖkoLeo: Was magst du an den Eichhörnchen besonders?

 

Liah: Sie sind einfach wahnsinnig süß! Wenn sie erst ein paar Wochen alt sind, ist es so schön, mit ihnen zu kuscheln. Es ist toll zu sehen, wie sie heranwachsen und klettern lernen. Wenn sie dann wieder ausgewildert sind, kommen viele immer mal bei uns im Garten vorbei und klettern auf den Bäumen. Das ist einfach großartig. 

 

ÖkoLeo: Was muss ich tun, wenn ich ein Eichhörnchen in Not finde?

 

Liah: Der erste Schritt ist es, das Eichhörnchen in Sicherheit zu bringen und schnell zu wärmen. Man legt das Tier dann zum Beispiel in einen Pappkarton mit Handtuch und einem kleinen Wärmekissen. Dort ist es dann schön warm und weich.

 

Dann ruft man am besten direkt beim Eichhörnchen-Notruf an. Das erste Ziel ist, das Eichhörnchen wieder mit seiner Mama zu vereinen. Dafür verschicken wir eine bestimmte Tonaufnahme über das Handy. Die Aufnahme besteht aus Geräuschen eines Jungtiers, das nach seiner Mama ruft. Handy und Jungtier legt man dann an die Stelle, an der man das Eichhörnchen gefunden hat. Dann spielt man die Töne ab. Nun muss man sich vom Tier entfernen und abwarten. Mit etwas Glück findet die Mama das Baby dann wieder.

 

Wenn das nicht klappt, dann hilft der Eichhörnchen-Notruf dabei, eine Auffangstation in der Nähe zu finden.

 

ÖkoLeo: Kann man sich zuhause auch selbst um das Eichhörnchen kümmern?

 

Liah: Ich kann verstehen, dass das manche Menschen gern tun möchten, weil die kleinen Eichhörnchen so süß sind. Aber das sollte man auf keinen Fall tun! Meistens haben verletzte oder verloren gegangene Eichhörnchen eine gute Überlebenschance. Aber nur, wenn sie schnell bei Menschen sind, die genau wissen, was zu tun ist! Und man darf nicht vergessen: Eichhörnchen sind Wildtiere, keine Haustiere. 

 

ÖkoLeo: Das Ziel ist, die Eichhörnchen wieder auszuwildern. Wie macht ihr das? 

 

Liah: In unserem Garten haben wir eine Voliere, also einen sehr großen Käfig. Sobald die Eichhörnchen fit genug sind und gelernt haben Nüsse zu knacken, leben sie in einer kleinen Gruppe für zwei Wochen im Käfig. Wir kommen nur einmal am Tag zum Füttern. Sie sollen sich wieder vom Menschen entwöhnen. Nach zwei Wochen öffnen wir tagsüber eine kleine Luke. Dort können sie dann von allein raus, zurück in die Natur. Am Anfang kommen sie abends wieder zurück. Aber es dauert nicht lange, dann bleibt die Voliere auch in der Nacht leer. Dann sind sie erfolgreich ausgewildert.