Wo der geneigte Geisterjäger überall so hinkommt… Den Urvater aller Vampirfänger zum Beispiel, Jonathan Harker, verschlägt es klarerweise nach Transsilvanien, aber auch nach Wien. Und nach Bayern! Autor: Johannes Roßteuscher.
Es ist zweifellos einer der berühmtesten Schauerromane aller Zeiten.
Und er beginnt - in Bayern. "Jonathan Harkers Reisetagebuch:
Habe München am 1. Mai um 8 Uhr 35 verlassen, am nächsten Tag frühmorgens in Wien angekommen."
Zugegeben, München wird im ganzen Buch nur dieses einzige Mal erwähnt und spielt ab da keine Rolle mehr - Wien aber eben so wenig. Der besagte Roman bewegt sich hauptsächlich an drei Orten: in London, in der englischen Hafenstadt Whitby - und in Siebenbürgen, auch bekannt als Transsilvanien. So langsam dürfte es dem geneigten Zuhörer dämmern, wovon die Rede ist.
Grusel-Urgestein
Mit "Dracula" hat sein Erfinder Bram Stoker eine der langlebigsten Gruselfiguren aller Zeiten geschaffen. Was insofern nahe liegt, als der Vampir ja von Haus aus unsterblich ist. Falls ihn nicht ein versierter Vampirjäger so kompetent wie brutal erledigt. Näheres dazu gleich.
"Dracula", veröffentlicht 1897, ist zwar der berühmteste, aber keineswegs der erste Vampirroman. Schon 80 Jahre vor Dracula, nämlich 1816, erschien die Erzählung "Der Vampyr". Man ahnt, dass sie von einem Vampir handelt.
Aber die Standards gesetzt hat Dracula: Wie bringt man einen Vampir um?
Man treibt einen Pfahl durch das Herz des Vampirs, trennt den Kopf vom Rumpf und füllt den Mund mit Knoblauch. Was hält den Vampir in Schach? Ein Kruzifix, eine Hostie, Wasser bereitet ihm Probleme, in ein Haus darf er erst eintreten, wenn ihn jemand dazu aufgefordert hat. Wie heißt ein richtig guter Vampirjäger? Abraham Van Helsing. Abraham übrigens wie sein Schöpfer:
Bram, der Vorname des Autors ist eine Abkürzung für Abraham.
Der Name ist Gruselprogramm
Überhaupt die Namen: Dracula, da klingt ja schon das Wort nach Blut und Finsternis. Die meisten Fachleute behaupten, der Name komme von Vlad Tepes, einem Fürsten der Walachei aus dem 15. Jahrhundert. Dieser Vlad hat erstens gerne seine Feinde gepfählt, zweitens trug er den Beinamen Dracula, Sohn des Drachens. Die Theorie ist weit verbreitet; aber nicht bewiesen und wird mittlerweile von manch besonders akribischem Vampiristen in Frage gestellt.
Weniger umstritten ist die These, dass das Buch voller Erotik steckt.
Was wiederum wir sofort anzweifeln. Eigentlich geht es im ganzen Buch recht züchtig zu - bis auf eine berühmte Szene, in der sich gleich drei gutaussehende Schlossfräulein über den Helden Jonathan Harker her machen wollen:
Er ist jung und stark, seine Küsse reichen für uns alle! Allerdings spürt der erregte Held Sekunden später statt weicher Lippen nadelspitze Zähne an seinem Hals.
Ansonsten drängt sich bisweilen der Eindruck auf, gerade Verlage und Produktionsfirmen witterten ein bisschen viel subtile Erotik im Sujet -
schließlich lassen sich dadurch die unzähligen Verfilmungen besser verkaufen.
Denn kennen tun die meisten Menschen nur die Kinofassungen. Dabei wäre die Romanvorlage durchaus lesenswert. Endlich darf man mal die ganze Geschichte erfahren und nicht nur einen grob verkürzten Filmplot. Geschrieben ist das Buch recht innovativ in Tagebucheinträgen, Briefen und Zeitungsartikeln.
Gut, "Dracula" hat ein paar Längen und ein paar logische Fehler - aber die hat sogar "Harry Potter". Und "Dracula" hat, wie viele Bücher von Bram Stoker,
ein ziemlich abruptes Ende.