Erenhot ist eine kreisfreie Stadt des Xilin-Gol-Bundes im chinesischen Autonomen Gebiet Innere Mongolei und liegt an der Grenze zur Mongolei. In dieser Region hat man eine große Anzahl von Dinosaurier-Fossilien entdeckt, und die Funde lassen vermuten, dass vor 70 Millionen Jahren das Gebiet um das heutige Erenhot ein Paradies für Dinosaurier gewesen sein muss! Im vergangenen September wurde etwa neun Kilometer vom Stadtzentrum entfernt ein Dinosaurier-Geopark eröffnet, der über genau dieses Thema informiert.
Sobald man in den Park eintritt, hört man schon das nachgeahmte Geheul und Geschrei von Dinosauriern. Bisher wurden bereits über 40 Millionen Yuan RMB in den Bau dieses Parks investiert. Mehrere Museen zählen dazu, darunter ein Museum zur Verbreitung des Wissens über Dinosaurier und ein Museum für Mineralien und Kristalle. Ein weiteres Museum wird gerade gebaut. Zhang Ruixin, Vorsitzender des Amts für Land und Ressourcen der Stadt Erenhot, erzählt mehr darüber:
"Das Museum befindet sich im westlichen Teil des Parks und weist eine Baufläche von 28.000 Quadratmetern auf. Die gesamten Investitionen belaufen sich auf 155 Millionen Yuan RMB. Es wird einmal das größte Paläontologische Museum der Welt werden!"
2005 wurden nahe Erenhot Fossilien der Dinosauriergattung Gigantoraptor entdeckt. Der Gigantoraptor, auf Deutsch "riesiger Räuber", war ein vogelähnlicher Dinosaurier aus der Gruppe der Oviraptorosauria. Es sind weltweit die ersten und einzigen Exemplare dieser Gattung, die bisher gefunden wurden. Nach zweijährigen Forschungen kamen chinesische Wissenschaftler 2007 zur Schlussfolgerung, dass der Gigantoraptor zur Familie der Oviraptorosauria gehören musste. Mit einer Länge von acht Metern und einer Hüftehöhe von über fünf Metern war der Gigantoraptor allerdings viel größer als bisher bekannte Oviraptorosaurier.
2007 wurde diese Entdeckung von der US-amerikanischen Zeitschrift "Times" als einer der zehn größten wissenschaftlichen Funde der Welt bezeichnet. Und für die Internationale Paläontologische Gesellschaft 2009 gehörten diese Fossilien zu den acht berühmtesten Fossilien der Welt.
Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts sind Wissenschaftler aus aller Welt mehrmals zu Ausgrabungen nach Erenhot gekommen. Die Stadt hat sich dadurch zu einem beliebten Reiseziel für Dinosaurier-Fans entwickelt. Für normale Menschen und insbesondere für Jugendliche bleiben Dinosaurier ein Rätsel, das nur schwer zu verstehen ist. Aus diesem Grund hat man sich im Geopark Erenhot eine völlig neue Art und Weise der Wissensvermittlung und der Wissensverbreitung ausgedacht: Besucher können im Park den Ausgrabungsprozess mit eigenen Augen beobachten und mitverfolgen. Zhang Ruixin sagt dazu:
"Wir haben im Park fünf Experten-Workshops errichtet. Archäologen und ihre Assistenten beschäftigen sich dort mit ihren Forschungen. Die Besucher können das alles miterleben. Dazu gehören beispielsweise Workshops für das US-amerikanische Naturkundemuseum, für Experten aus Japan sowie für das Mongolische Wissenschaftsinstitut."
Lin Zongchen ist ein Student aus der nordchinesischen Provinz Shanxi. Er ist gerade dabei, die archäologischen Ausgrabungen an Ort und Stelle zu verfolgen und zeigt sich sichtlich begeistert darüber:
"Ich finde es sehr interessant! Es ist für mich das erste Mal, dass ich mit eigenen Augen echte Dinosaurier-Fossilien sehe. In vielen Museen werden oft nur Modelle statt der echten Dinosaurier-Knochen ausgestellt, weil sie so wertvoll sind. Deswegen freut es mich besonders, hier echte Fossilien sehen zu können."
Durch die aktive Zusammenarbeit mit ausländischen Forschungsinstituten hat sich der Geopark auch international einen Namen gemacht. Ashley kommt aus den USA und ist von der Einrichtung sehr beeindruckt:
"Es ist ein fantastisches Gefühl, die Fundstelle von Dinosaurier-Fossilien zu besuchen. Mit dem weit ausgedehnten Grassland und der Gobi vor Augen kann man sich leicht vorstellen, wie die Dinosaurier damals hier rasteten und lebten. In meiner Heimat gibt es auch Dinosaurier-Museen. Sie bieten aber meistens nur hochtechnologische, interaktive Spiele an. Ihnen fehlt eine gewisse Authentizität, die man hier noch erleben kann."