In der Nähe der südwestchinesischen Metropole Chongqing sind sehr gute Teeplantagen zu finden. Selbstverständlich sind auch die vielen interessanten Teehäuser in Chongqing einen Besuch wert.
Für die Stadtbewohner sind die Teehäuser ein guter Ort, um Freunde zu treffen. Der Besuch in einem Teehaus wurde so bereits zu einem festen Bestandteil des Alltags der Menschen in Chongqing. Beim Teetrinken unterhält man sich, entspannt und tauscht Informationen aus.
Von den vielen Teehäusern in Chongqing empfehlen wir Ihnen besonders das Teehaus Shenshuijing im Stadtteil Ciqikou, dem ältesten Teil der Metropole. Auf Deutsch bedeutet Shenshuijing in etwa "Zum Tiefen Brunnen". Um den Namen dieses Teehauses rankt sich eine interessante Geschichte. Dazu erzählt uns die Besitzerin des Teehauses Li Yunyan:
"Der Enkel des ersten Kaisers der Ming-Dynastie kam während seiner Flucht nach Chongqing. Er versteckte sich in einem tiefen, aber schon ausgetrockneten Brunnen. Ein Mönch bemerkte, dass es am Boden des Brunnens golden glänzte und wusste daher, dass sich dort eine wichtige Person verstecken musste. Der Mönch versuchte später, den Adligen davon zu überzeugen, sich zum Buddhismus zu bekennen und selbst ebenfalls Mönch zu werden. Nachdem der Enkel des Kaisers dann tatsächlich Mönch geworden ist, gurgelte im Brunnen wieder Wasser."
So bekam das Teehaus den Namen Shenshuijing, also "Zum Tiefen Brunnen". ?Man kocht heute den dort zubereiteten Tee mit dem süßen Wasser aus diesem Brunnen, weil man glaubt, nur mit diesem speziellen Wasser könne man den besten Geschmack aus den Teeblättern hervorbringen.
In den Teehäusern in Chongqing finden oft Balladenvorführungen statt. Regelmäßig unterhält eine Gruppe folkloristischer Musikanten die Besucher des Shenshuijing-Teehauses mit lokaler Volksmusik. Der Leiter der Gruppe heißt Yin und ist über 70 Jahre alt. Yin erzählt uns, sie würden bereits seit etwa zehn Jahren als Volksmusikanten in Teehäusern auftreten. Für viele Besucher des Stadtteils Ciqikou ist die Aufführung von Volksmusik besonders attraktiv:
"Vor allem an Festtagen kommen immer viele Besucher ins Teehaus. Da sind wir so beschäftigt, dass wir gar keine Pause machen können. Für die Besucher sind der Rundgang durch den alten Stadtteil, das Lauschen der Volksmusik und das Probieren der lokalen Spezialitäten sehr verlockend."
Die Musikanten in Yins Orchester können jeweils mehrere Instrumente spielen: Hackbrett, Trommel, chinesische Laute mit vier Saiten oder auch Flöte. Yin selber ist ein guter Flötenspieler. Während des Gesprächs holt er eine Koudi-Flöte aus seiner Tasche und zeigt uns sein Lieblingsinstrument:
"Schauen Sie sich diese Flöte an. Mit ihr kann ich sehr viele Stücke nachspielen und sogar Vogelgezwitscher nachahmen. Diese spezielle Flöte heißt Koudi-Flöte. Sie hat eine Geschichte von mehr als 7.000 Jahren! Ursprünglich wurde sie aus Knochen hergestellt. Meine ist aus Bambus und hat drei kleine Löcher. Und sie ist nur 74 Millimeter lang."
Nur 50 Meter von dem Teehaus "Zum Tiefen Brunnen" entfernt steht das taoistische Kloster Baoshan-Gong. Regelmäßig bringen die Freizeitsänger der Chuanju-Oper hier traditionelle Stücke auf die Bühne. Die Chuanju-Oper ist vor allem für die vielen Maskenwechsel der Schauspieler bekannt. Auf der Bühne kann ein erfahrener Schauspieler binnen Sekunden mehrere Masken wechseln. Wir schlagen Ihnen daher vor, nach dem Besuch des Teehauses zum Baoshan-Gong-Kloster zu gehen. Dort können Sie sicherlich viel Interessantes über die folkloristische Kunst in Chongqing entdecken.