KARNEVAL IN VENEDIG
Jedes Jahr kommen viele Touristen in die italienische Stadt Venedig, um dort Karneval zu feiern. Der venezianische Karneval ist berühmt für seine Masken. Mario Belloni weiß viel über die Tradition dieser Masken, die er bis heute von Hand herstellt. Viele Besucher der Stadt tragen in diesen Tagen Masken.
MANUSKRIPT ZUM VIDEO
SPRECHER:
Venedig – die Stadt auf dem Wasser. Zum Karneval kommen jedes Jahr rund eine Million Besucher. Viermal so viele, wie die Stadt Einwohner hat. Auf den Straßen mischen sich Einheimische und Touristen.
FRAU 1:
Mein Mann und ich sind das erste Mal hier. Ich habe davon schon als kleines Kind geträumt. Und jetzt bin ich hier.
FRAU 2:
So fantastisch habe ich es mir nicht vorgestellt. Die vielen Menschen, ich bin wirklich glücklich hier.
MANN:
Diese Erfahrung sollte jeder mal in seinem Leben gemacht haben. Die Stadt, die Menschen, die Masken, alles einfach großartig.
SPRECHER:
Chamani und Maryia sind zum ersten Mal dabei. Sie sind mit einer Au-pair-Reisegruppe aus Österreich gekommen. Chamani kommt aus Sri Lanka, Mariya aus der Ukraine. Die beiden haben die Nacht im Bus verbracht – für einen Tag im venezianischen Karneval.
MARIYA BRYEDIKHINA (Au-Pair-Mädchen aus der Ukraine):
Es ist sehr romantisch und die Leute in Kostümen sehen wie Schauspieler und Schauspielerinnen [aus]. Sie posieren, sie … einfach spielen. Und ich kann dabei sein, das ist super. Ich finde das toll.
CHAMANI NILANI GALAPPATHTHIGE (Au-Pair-Mädchen aus Sri Lanka):
Mir am meisten gefällt Maske. Und diese romantische Häuser und Kirche.
SPRECHER:
Die beiden Mädchen tauchen ein in die Welt des Karnevals von Venedig. Zu dem gehören vor allem auch die phantasievollen Masken. Diese hier sind alle in der Werkstatt eines Mannes entstanden: Mario Belloni. Er arbeitet gerade am Tonmodell einer Maske. Das ist immer der allererste Schritt bei jedem Entwurf. Danach wird davon ein Gipsabdruck hergestellt. Er dient als Form für die eigentliche Maske, die aus mehreren Lagen eines speziellen Papiers aus Wollfilz besteht. Maskenbau gilt in Venedig als eigene Kunstform.
MARIO BELLONI (Maskenbauer):
Eine artistische Arbeit ist sehr ähnlich an einem Spiel. Denn sich ausdrücken ist, was die Kinder spontan machen. Und man – und was man immer vergisst, wenn man größer wird. Die Künstler sind Kinder.
SPRECHER:
Durch die Farbe bekommt die Maske ihren ganz individuellen Ausdruck. In Mario Bellonis Werkstatt entsteht jede einzelne komplett in Handarbeit. Oft sind sie heute auffallend bunt. Vollmasken wie diese oder andere, traditionellere Modelle. So sahen die Masken zur Hochzeit des Karnevals im 18. Jahrhundert aus. Damals trug man sie die Hälfte des Jahres, auch wenn der Karneval offiziell schon längst vorbei war. Doch 1797 verbot Napoleon die Maskerade.
MARIO BELLONI:
Venedig wurde militärisch besetzt und es war nicht möglich, das zu erlauben, dass Leute mit Masken rundrum gegangen sind natürlich, vielleicht mit Waffen unter den Kleidern. Und also die Maske ist verschwunden.
SPRECHER:
Vor rund 30 Jahren lebte die Tradition des venezianischen Karnevals wieder auf. In diesem Jahr mittendrin: die beiden Au-pair-Mädchen Mariya und Chamani.
CHAMANI NILANI GLAPPATHTHIGE:
Das ist wie ein Traum und das ist sehr, sehr schön und viele Leute fotografierten mich. Das finde ich total schön und mir gefällt einfach.
MARIYA BRYEDIKHINA:
Und unter der Maske habe ich sehr wohl gefühlt. Du … du siehst alle Leute und sie sehen dein Gesicht einfach nicht. Das ist super.
SPRECHER:
Noch eine ganze Woche kann man in Venedig gemeinsam mit Tausenden anderen das Spiel der Maskerade erleben.
GLOSSAR
Einheimische, der/die – jemand, der an einem Ort zuhause ist
von etwas träumen – hier: sich etwas sehr wünschen
fantastisch – großartig
Au-pair (aus dem Französischen) – der Gastaufenthalt in einer Familie eines anderen Landes, bei dem man sich um die Kinder kümmert und dafür am Familienleben teilnehmen darf
romantisch – so, dass man an Liebe denkt; gefühlvoll
posieren – sich auf eine bestimmte Art hinstellen, um gesehen und fotografiert zu werden
in etwas eintauchen – hier: intensiv an etwas teilnehmen
Ton, der – hier: eine Art Erde, die im nassen Zustand formbar und in trockenem Zustand fest ist
Modell, das – hier: die Form, die als Vorbild für etwas dient
Entwurf, der – der Plan; das Konzept
Gips, der – ein weißes Material, das im nassen Zustand formbar und in trockenem Zustand fest ist und mit dem man z. B. ein gebrochenes Bein ruhigstellt
Abdruck, der – der Schritt in der Maskenherstellung, bei der mit Hilfe des → Tonmodells die Form gebaut wird, auf der die Maske später entsteht
etwas dient als etwas – etwas wird zu einem bestimmten Zweck genutzt
Lage, die – hier: die Schicht
Wollfilz, der – das Material, aus dem → Masken hergestellt werden
Maskenbau, der – die Herstellung von → Masken
artistisch – gemeint ist: künstlerisch
sich ausdrücken – hier: die Ideen und Gefühle zeigen, die man hat
spontan – nicht geplant; so, dass man einer plötzlichen Idee folgt
individuell – einzigartig
Ausdruck, der – hier: das besondere Aussehen
Handarbeit, die – die Arbeit, die von Hand gemacht wird
Vollmaske, die – eine → Maske, die das ganze Gesicht bedeckt
Hochzeit, die – hier: der geschichtliche Höhepunkt (Aussprache mit langem "o")
Maskerade, die – das Spiel mit → Masken
militärisch besetzt – so, dass Soldaten die Kontrolle über ein Gebiet haben
rundrum gehen – umgangssprachlich für: durch die Gegend spazieren; herumgehen
Kleider, die (im Plural) – die Kleidung
verschwinden – nicht mehr da sein
etwas lebt wieder auf – etwas Vergangenes beginnt erneut