GRÜNE ENERGIE IN FREIBURG
In der Stadt Freiburg sind erneuerbare Energien sehr beliebt, und seit dem Atomunglück in Japan wird die Nachfrage noch größer. So sind die Einnahmen der Firmen, die ihr Geld mit der Energiegewinnung aus Wasser oder der Sonne verdienen, nach der Katastrophe deutlich gestiegen. Laut dem Fraunhofer Institut in Freiburg ist ein kompletter Wechsel von Atomenergie auf erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 möglich.
MANUSKRIPT ZUM VIDEO
SPRECHERIN:
Freiburg – die grüne Vorzeigemetropole der Republik. Hier regiert der erste grüne Bürgermeister einer deutschen Großstadt. Die Region sieht sich als Vorreiter der ökologischen Wende. Bio und öko sind in, Atomkraft out. Mitten in der Stadt: Mahnwachen gegen Atomkraft. Kein Wunder, dass auch hier eine der größten Firmen für Solartechnik steht. Die Solarfabrik in Freiburg stellt Module für Photovoltaikanlagen her – 800 000 pro Jahr, produziert für Frankreich, Italien und Eigenheimbesitzer in Deutschland. Die Schwarzwälder sind stolz darauf, Pioniere in Sachen Umweltschutz zu sein.
GÜNTER WEINBERGER (Vorstandsvorsitzender Solarfabrik):
Es hat hier 'ne lange Tradition aus der Forschung heraus, aus der Entwicklung heraus und natürlich aus der Einstellung zur Natur.
SPRECHERIN:
Im letzten Jahr hatten es die Solarfirmen schwer: Die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke hat die Branche in eine Krise gestürzt. Durch die Ereignisse in Japan erwartet der Chef eine politische Wende – weg vom Atomstrom hin zu alternativen Energien.
GÜNTER WEINBERGER:
Da hoffen wir natürlich schon, wenn jetzt sich die Laufzeitverlängerung tatsächlich umkehrt, dass dann Endabnehmer oder Endinvestoren wie z. B. Gemeinden, die eigene Versorgungen … Energieversorgungen aufgebaut haben und in eigene Energieversorgung, Solarparks investiert haben, dass das Geschäft, was im ersten Quartal definitiv zu null gekommen ist, dass das sich wieder belebt.
SPRECHERIN:
Schönau im Schwarzwald – kaum 40 Kilometer von Freiburg entfernt. Hier ist selbst die Kirche schon mit einem Solardach bestückt. Die Bürger haben Ende der 90er Jahre außerdem ihre Elektrizitätswerke selbst übernommen. Sie beziehen ihren Strom hauptsächlich aus Wasserkraftwerken in Norwegen. Von Schönau aus verkaufen sie bundesweit. Bis zu 300 Neukunden haben sie seit der Katastrophe in Japan am Tag – das hatten sie früher in der Woche. Deshalb wird angebaut.
SPRECHERIN:
Michael Sladek führt das Unternehmen. Er meint: Wählt man als Kunde einen der großen Energieversorger, weiß man nicht, ob der Strom aus Atomkraftwerken kommt.
MICHAEL SLADEK (Geschäftsführer EWS Schönau):
Wenn Sie 'en Strom, 'en Ökostrom machen wollen, 'en richtigen Wechsel machen wollen, dann müssen sie nicht nur schauen, wie wird der Strom produziert, sondern: Wo fließt ihr Geld hin? Nur so können Sie die Veränderung in der Wirtschaft erreichen, indem Sie einfach den Geldfluss gleichzeitig verändern.
SPRECHERIN:
Zurück nach Freiburg – das Fraunhofer Institut. Hier sind sie auf Solartechnik spezialisiert. Sie forschen daran, wie Deutschland auf alternative Energien umstellen kann. Hier testen sie Anlagen für Solarhersteller. Sie alle sind davon überzeugt, dass die Ökowende und der komplette Umstieg auf alternative Energien zu schaffen ist.
GERHARD STRYI-HIPP (Fraunhofer Institut):
Das hängt 'n bisschen davon ab, wie stark man sich auch wirklich und engagiert und ambitioniert man das Thema vorantreibt. Es gibt Studien, die wir mit den anderen Forschungsinstitutionen im Erneuerbare-Energien-Bereich gemacht haben, dass wir es auf jeden Fall bis 2050 schaffen, aber wenn man mehr Intensität reinsetzt, ist sicherlich denkbar, dass man auch bis 2030 umsteigen kann.
SPRECHERIN:
Viele Freiburger setzen auf Solarkraft, auch wenn hier nicht immer die Sonne scheint. Sie wünschen sich, dass ihre energiesparenden Ideen Modell für ganz Deutschland werden könnten.
GLOSSAR
grün – hier: umweltfreundlich
erneuerbare Energien, die (meist im Plural) – die umweltfreundlich hergestellte Energie aus Rohstoffen, die immer vorhanden sind (z. B. Sonne, Wind, Wärme)
Gewinnung, die – die Herstellung
Vorzeigemetropole, die – eine Stadt, die in etwas sehr gut ist und einen guten Ruf hat
Vorreiter, der – jemand, der etwas Neues als erster tut
ökologisch – umweltfreundlich
Wende, die – der Wechsel; der Weg in eine andere Richtung
bio(-) – Abkürzung für: biologisch
öko(-) – Abkürzung für: ökologisch; den Umweltschutz betreffend
etwas ist in/out – etwas ist in Mode/unmodern
Atomkraft, die – der Strom, der mit Atomtechnik hergestellt wird
Mahnwache, die – das Hinweisen auf ein Problem durch eine Demonstration an einem bestimmten Ort
Solar- – die Sonne betreffend
Modul, das – hier: ein Bestandteil einer Anlage, mit der Strom aus Sonnenlicht hergestellt wird
Photovoltaikanlage, die – ein Gerät, das Strom aus Sonnenlicht herstellen kann
Eigenheimbesitzer/in, der/die – jemand, der ein Haus besitzt
Schwarzwälder/in, der/die – jemand, der im Schwarzwald (ein Gebirge im Südwesten Deutschlands) lebt
Pionier/in, der/die – eine Person, die etwas als Erste/r macht
es schwer haben – Probleme haben; in einer schwierigen Situation sein
Laufzeitverlängerung, die – das Verlängern der Zeit, in der etwas in Betrieb bleiben darf (↔ die Laufzeitverkürzung)
Kraftwerk, das – die Fabrik, in der Strom (z. B. aus Atomenergie) hergestellt wird
Branche, die (aus dem Französischen) – der Geschäftsbereich
in eine Krise stürzen – plötzlich in einer sehr schwierigen Situation sein
alternative Energien, die – → erneuerbare Energien
Endabnehmer/in, der/die – hier: der/die private Kunde/Kundin
Investor/in, der/die – jemand, der die Herstellung von etwas finanziert, um später Geld damit zu verdienen (Verb: in etwas investieren)
Energieversorgung, die – die Tatsache, dass Energie geliefert/verkauft wird
etwas aufbauen – etwas immer größer machen
Solarpark, der – eine große Solarstromanlage, die auf einem Feld steht
etwas ist zu null gekommen – etwas ist nicht weitergegangen
etwas ist mit etwas bestückt – etwas befindet sich an etwas
Elektrizitätswerk, das – die Fabrik, in der Strom hergestellt wird
etwas übernehmen – hier: etwas kaufen
etwas beziehen – hier: etwas regelmäßig kaufen
bundesweit – in ganz Deutschland
anbauen – ein Gebäude vergrößern
auf alternative Energie umstellen – statt Atomenergie nur noch → alternative Energien nutzen
Umstieg der – der Wechsel (Verb: auf etwas umsteigen)
engagiert – so, dass man viel Kraft in etwas steckt
ambitioniert – so, dass man große Ziele hat
etwas vorantreiben – mit viel Energie auf ein Ziel hinarbeiten
Intensität, die – die Stärke
mehr Intensität in etwas reinsetzen – umgangssprachlich für: etwas mit noch mehr Kraft tun
auf etwas setzen – sich für etwas entscheiden, weil man glaubt, dass es erfolgreich sein wird
Autorinnen: Julia Heinrichmann, Anne Gassen