Als Papa abends von der Arbeit nach Hause kam, hielt er eine kleine Tüte in der Hand.
»Was ist denn da drin?«, fragte Emily neugierig.
Vorsichtig stellte Papa die Tüte auf dem Wohnzimmertisch ab, zog sich langsam die dicke Winterjacke aus und setzte sich gemütlich in seinen Sessel.
»Spann mich nicht so lange auf die Folter.«, nörgelte Emily.
»Ich bin doch sooo neugierig.«
Also begann Papa zu erzählen.
»Ich habe meinem Arbeitskollegen erzählt, dass du letzte Woche ein Aquarium zum Geburtstag bekommen hast. Deswegen hat er mir noch zwei richtig schöne Fische geschenkt. Es sind Purpurprachtbarsche.«
Emily legte ihre Stirn in Falten, denn dieser Name sagte ihr gar nichts. Also öffnete sie vorsichtig die Tüte und sah hinein.
Im Wasser schwammen tatsächlich zwei Fische, der eine acht, der andere sechs Zentimeter lang. Beide hatten schwarze Punkte auf ihren Flossen und knallrote Bäuche.
»Die sind aber schick.«, sagte Mama.
»Aber sind die nicht zu groß? Sie sollen doch nicht die anderen Fische fressen.«
Emily sah Papa fragend an. Der wehrte sofort ab.
»Macht euch keine Sorgen. Man hat mir versichert, dass die beiden ganz besonders friedlich sind.«
Also wurden die zwei Barsche in das Aquarium gesetzt.
Am nächsten Tag saß Emily vor ihrem Aquarium und fütterte ihre Haustierchen. Dabei zählte sich genau nach, ob alle noch da waren.
Auf ihrer Liste standen die zwei neuen Barsche, sieben farbenprächtige Guppys, fünfzehn rot und blau gestreifte Neonfische, zwei Frösche und drei kleine Garnelen, die mit ihren vielen Beinchen ständig über den Boden wuselten.
Doch was war das? Alle Wasserbewohner waren zu sehen. Nur eine der Garnelen war verschwunden. Dafür schwamm ein Stück eines Schwanzes hin und her.
Emily stürmte durch das Haus und machte erst Halt, als sie vor Papa stand.
»Deine blöden Barsche haben eine meiner Garnelen gefressen. Diese fiesen Fische müssen sofort raus. Ich will nicht, dass sie sich noch die Bäuche mit meinen süßen Fröschen voll schlagen.«
Papa seufzte, nickte und stand auf.
»Ich besorg für die beiden ein zweites Aquarium.«
Also fuhr er los und kam eine Stunde später mit allen nötigen Sachen zurück. Emily hatte die ganze Zeit über ihre Tiere nicht mehr aus den Augen gelassen.
»Beeil dich Papa. Die Barsche sehen schon wieder so hungrig aus. Die greifen bestimmt gleich meine Frösche an.«
Also wurde in Windeseile alles vorbereitet und anschließend die neuen Fische in ihr eigenes Becken umgesetzt.
Emily und Papa sahen sich zufrieden die zwei Aquarien an, als im ersten Wasserbecken ein unerwartetes Tierchen hinter einer Pflanze auftauchte.
»Was ist denn das?«, fragte Papa.
Emily begann zu zählen.
»Eins, zwei, drei.«
Tatsächlich waren wieder drei Garnelen zu sehen. Gleichzeitig.
In diesem Moment kam Mama mit einem Aquarienbuch herein und lachte.
»Ihr zwei Experten hättet ruhig mal was über Garnelen lesen sollen. Wie alle Krebstiere legen sie ihre alte Haut ab, wenn sie wachsen. Es ist also nichts Lebendiges gefressen worden.«