»Sie ist nur wegen der Unterschrift des Wechsels zurückgekommen«, sagte Eugen leise zu Delphine.
»Glauben Sie?«
»Ich wollte, ich brauchte es nicht zu glauben. Hüten Sie sich vor ihr«, antwortete er mit einem Blick, der Gott die Gedanken anzuvertrauen schien, die er nicht aussprechen wollte.
»Ja, sie war immer ein wenig Komödiantin, und mein armer Vater läßt sich durch ihre Mätzchen fangen.«
»Wie geht es Ihnen, mein guter Vater Goriot?« fragte Rastignac den Greis.
»Ich möchte ein wenig schlafen«, erwiderte er.
Eugen half Goriot beim Zubettgehen. Der Alte entschlummerte, indem er die Hand Delphines festhielt.
»Auf heute abend in der Komischen Oper«, sagte Delphine zum Abschied, »du wirst mir dann sagen, wie es ihm geht. Morgen ziehen Sie um, mein Herr. Sehen wir uns einmal dein Zimmer an . . . Oh, wie abscheulich!« sagte sie beim Eintreten. »Du hast ja schlimmer gewohnt als mein Vater. Eugen, du hast dich edel benommen. Ich würde dich dafür noch mehr lieben, wenn es möglich wäre. Aber, mein Kind, wenn Sie Ihr Glück machen wollen, so dürfen Sie nicht ohne weiteres 12 000 Francs aus dem Fenster werfen. Der Comte de Trailles ist ein Spieler. Meine Schwester will das nicht einsehen. Er hätte sich seine 12 000 Francs da suchen können, wo er seine Berge Gold gewinnt oder verliert.«
Auf ein Stöhnen Goriots wandten sie sich zu ihm um, der anscheinend schlummerte. Aber als sie nähertraten, hörten sie, wie er sprach: »Sie sind nicht glücklich!«
Delphine war über den Ton dieser Worte, von denen man nicht wußte, ob sie im Schlaf oder im Wachen gesprochen waren, so betroffen, daß sie an das elende Bett trat und ihren Vater auf die Stirn küßte. Er öffnete die Augen und sagte: »Ah, du bist es, Delphine?«
»Nun, wie geht es dir jetzt?« fragte sie.