Autos ließen sich früher leicht lieben. Der Käfer hatte ein nettes Brezelfenster. In der Isetta saß man verliebt Seite an Seite. Und den "Goggo" möchte man schon wegen des goldigen Namens! Autorin: Carola Zinner
Am Anfang war der Preis. 3.000 Mark, so viel kostete damals ein Motorrad mit Beiwagen, samt passender Leder-Schutzkleidung für den Fahrer. Wer so was hatte, war eigentlich fein raus; man kam schnell zur Arbeit und konnte am Wochenende Ausflüge machen: der Vater am Lenker, der Große hinten auf dem Sozius, die Mutter mit den beiden Kleinen im Beiwagen. Doch wehe, es kam ein Gewitter. Da half irgendwann auch keine Lederkombi mehr. Es blieb nur noch, unter Brücken und Vordächern zu warten, bis der Guss vorbei war - oder den restlichen Weg völlig durchnässt zurückzulegen.
Nicht mehr im Regen stehen
Es regnete unverhältnismäßig häufig im Sommer 1954. Schlecht für die Motorradfahrer, aber - gut für Hans Glas. Der hatte kurz zuvor in seinem Familienbetrieb für Landmaschinen und Motorroller in Dingolfing eine Art überdachtes Motorrad mit Seitenwagen entwickeln lassen, in dem man bei Regen trocken blieb. Das Ganze, hatte der Unternehmer seinen Konstrukteuren vorab eingeschärft, dürfe im Verkauf nicht mehr kosten als eben jene 3.000 Mark, die der Motorradfahrer für seine Ausrüstung aufbringen musste. Was dabei herauskam, präsentierte Glas auf der Internationalen Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung in Köln. Das Goggomobil war die Weiterführung des beliebten Goggo-Motorrollers, den die Glas-Werke drei Jahre zuvor auf den Markt gebracht hatten und der nach dem jüngsten Glas-Enkel Andreas, Spitzname "Goggi", benannt worden war.
Goggo Dank Goggi
Nun also gab es neben den verschiedenen Modellen des zweirädrigen "Goggo" auch noch den "Vierradroller": Einen Zweitakter mit 14 PS, den man mit Motorradführerschein fahren durfte und der mit seinen eins dreißig nicht höher war als ein bemanntes Motorrad zu jener Zeit. Der aber ein festes Dach hatte, geschlossene Seitenteile, und einen Scheibenwischer - (ein zweiter wäre schon Luxus gewesen, und darauf wurde beim Goggo - die 3.000 Mark! - konsequent verzichtet).
Am 19. Januar 1955 lief das erste Serienfahrzeug des "Goggomobil" in Dingolfing vom Band; ein Jahr später exportierte die Firma ihr Erfolgsmodell bereits in 36 Länder. Der Glas´sche Winzling war nicht das einzige Kleinauto jener Zeit, aber keines war so durchdacht, so preiswert, so praktisch. "Er wohnt in München, sie in Kiel!" kalauerte die Werbung. "Die Lösung, klar: Goggomobil."
Der "Floh mit Auspuff", Spitzengeschwindigkeit 85 Stundenkilometer, wurde zum Inbegriff der 50-Jahre, ein Symbol für Bescheidenheit, humorvolles Improvisationstalent und Durchhaltevermögen. Schon bald gab es ein Goggo Coupe, den Goggo- Lieferwagen und einen Pick-Up-Transporter.
"Wir fuhren mit unseren 3 Kindern selbst über den Großglockner", schrieb eine Besitzerin. "Ein einziges Mal, an den Radstätter Tauern, musste ich aussteigen, damit unser Goggole es auch schaffte. Nie gab es Probleme. Nur der Bowdenzug riss öfter mal. Einmal zog mein Mann daraufhin das Seil heraus und bediente es bei der Weiterfahrt mit der Hand."