Preußischer Wein? Statt repräsentativen Blumendekor ordnete Friedrich der Große in Sanssouci etwas nützliches an: einen Weinberg. Autorin: Julia Devlin
Gärten sind der Spiegel der Seele. Heißt es ja so schön in der populärwissenschaftlichen Literatur. Wer jetzt an den handtuchgroßen Reihenhausgarten denkt, den der schwitzende Nachbar mit dem Vertikutierer durchpflügt, hat den Sinn dieses Statements schon ganz richtig verstanden.
Denken wir aber heute nicht: Reihenhausgarten. Denken wir: größer. Denken wir: Schlosspark. Und denken wir an Friedrich den Großen, den Preußenkönig. Schon zu Lebzeiten legendenumwoben, war er nicht gerade als Gärtner bekannt. Doch er hat auch einen Garten anlegen lassen. Spiegelte sich in dem seine Seele? Wir wollen sehen.
Barockes Preußen?
Friedrich lebte in einer Zeit, in der die europäische Gartenkunst zu höchster Blüte gelangte, im Barock. Doch davon hatte er nicht viel mitbekommen. Die großartigen Schöpfungen der barocken Gartenkunst in Frankreich, Italien, Österreich hatte er nie gesehen. Denn wenn er im Ausland war, dann immer an der Spitze einer Armee. Und da war nie viel Zeit gewesen für Flanieren durch gestutzte Hainbuchenhecken oder entlang eleganter Wasserkaskaden.
Sein Vater hatte in Charlottenburg seine Residenz mit einem barocken Palastgarten umgeben lassen. Aber er verband seinen Vater und alles, was mit ihm zusammenhing, mit Brutalität und Unterdrückung. Als Friedrich sich nun entschloss einen Garten anzulegen, brach er ganz bewusst mit der herrschenden Gartenbaupraxis.
Sorgenlos nicht repräsentativ
Sein Garten sollte nicht der Repräsentation, sondern dem Rückzug dienen. Deswegen wählte er nicht Berlin, sondern das ländliche, von Seen umgebene Potsdam. Frankophil wie er war, nannte er den Garten Sanssoucis. Ohne Sorgen, der Name war Programm. Hier wollte er nicht König sein, sondern Philosoph.
Das Schloss setzte er nicht wie in Barockanlagen üblich in den Fokus der zentralen Achse, sondern an die Seite. Und er wählte nicht das blumen- und buchsbaumdekorierte Parterre, das sonst vor Schlössern sich ausbreitete, sondern etwas Nützliches: einen Weinberg. Am 10. August 1744 ordnete Friedrich an, einen kahlgeschlagenen Hang in Weinbergterrassen umzugestalten. Im Geist der Aufklärung, die ja die Erkenntnisse der Naturwissenschaften und deren praktische Anwendung propagierte, ließ er sie so anlegen, dass eine größtmögliche Ausnutzung des Raumes und des Sonnenlichtes möglich war, geschwungen in einer Weise, die zugleich schön und nützlich war. Hier ließ er Weinstöcke setzen und Südfrüchte. Und obendrauf auf den Weinberg setzte er das Schlösschen, in dem er sorgenfrei sein wollte.