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Johann Sebastian Bach prügelt sich auf dem Arnstädter Marktplatz(8.4)

时间:2018-08-07来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
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Ein musikalisches Genie kann nicht "ungeschimpfet und ungeschlagen" durch eine Stadt gehen, in der Zippelfagottisten aufbegehren, und nur gepflegte Mittelmäßigkeit verlangt wird. Autor: Xaver Frühbeis
 
In Arnstadt haben sie einen neuen Organisten. Vor zwei Jahren hat der junge Mann die Orgel der Neuen Kirche abgenommen, und da waren die Arnstädter von ihm und seinem Spiel dermaßen begeistert, dass sie ihm auf der Stelle einen hoch dotierten Vertrag angeboten haben. Der Name "Bach" hat eh einen guten Klang in der Stadt, seit langem haben Männer der Bachschen Familie immer wieder im Dienst der Stadt musiziert, und jetzt ist Johann Sebastian hier. Der Arnstädter Kirchenrat hat sich vorgestellt, dass er Orgelmusik für den Messgebrauch komponieren und mit den Musikern und Sängern proben wird. Das Problem ist, dass die Arnstädter recht konventionelle Ansichten haben, wie anständige Kirchenmusik klingen soll. Bach dagegen, mit seinen zwanzig Jahren, hat Flausen im Kopf. Komponiert eigenwillige Musik, über die die Ratsherren sich ärgern müssen, und hat keine Lust, mit unmotivierten Chorschülern zu arbeiten. Die "Stümper am Fagott" nennt er das, was sie sind, nämlich Stümper. Und weil die aber auch jung sind, lassen die sich das nicht gefallen und geben Kontra.
 
Du Zippelfagottist!
Am 4. August des Jahres 1705 geht Johann Sebastian Bach zusammen mit seiner Cousine Barbara Catharina Bach spät nachts von einem Konzert auf dem nahegelegenen Schloss Neideck nach Hause. Der Weg führt die beiden über den Marktplatz von Arnstadt. Dort steht ein Haufen junger Männer. Es sind Musiker, die Bach unterrichtet. Einer von den Burschen, er heißt Geyersbach, geht auf die beiden zu, hält sie auf und fragt Bach, warum er ihn neulich beschimpft habe. Er habe ihn nicht beschimpft, sagt Bach. Doch, wohl, sagt Geyersbach. Einen "Zippelfagottisten" habe Bach ihn geheißen, einen, der schülerhaft rumstümpere, und das müsse er sich nicht gefallen lassen. Der Zippelfagottist gibt Bach ein paar Ohrfeigen, der wehrt sich, sie schubsen einander, Bach zieht den Degen, den hat er wegen seines Konzerts angelegt, so was gehört zur ordnungsgemäßen Kleidung bei Hof.
 
Geyersbach packt Bach mit beiden Händen am Arm und lässt ihn nicht mehr los, sie rangeln, drohen zu fallen, und in dem Augenblick - schreiten dann die Freunde ein. Es sei gefährlich, meint der eine, mit gezogenem Degen hinzufallen, da könne man sich was tun.
 
Anständige Mittelmäßigkeit
Am andern Tag erscheint Bach vor dem Kirchenrat der Stadt und zeigt seinen Kontrahenten an. Er bitte darum, dass dieser Geyersbach bestraft werde und dafür zu sorgen, dass er - Bach - in Zukunft "ungeschimpfet und ungeschlagen" durch die Stadt gehen könne. Der Rat geht der Sache auf den Grund, mehrmals werden beide Seiten verhört, und am Ende stehen beide mit Verwarnungen da. Vor allem Bach, heißt es, hätte den Geyersbach keinen Zippelfagottisten heißen sollen. Mit solchen Sticheleien würde er nur Verdrießlichkeiten heraufbeschwören. Bach solle lieber anständig mit den Chorschülern arbeiten und nicht so überkandidelte Orgelstücke abliefern. "Mittelmäßigkeit" sei gefragt, in Arnstadt. Und zu dieser Mittelmäßigkeit müsse man den Herrn Bach leider ermahnen.
 
Wir sehen: Arnstadt ist kein guter Ort für einen aufstrebenden Komponisten. Im Jahr drauf schon wird Bach die Stadt verlassen und sein Glück nebenan suchen, in Mühlhausen. Hier wird er Kantor, offenbar sind hier auch die Musiker besser, und so kann Bach von nun an tatsächlich völlig "ungeschimpft und ungeschlagen" über den Marktplatz gehen. 
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