Der King - nicht nur von Las Vegas, sondern der wohl erfolgreichste Solo-Künstler überhaupt, mit über einer Milliarde verkaufter Alben. Angefangen hatte er ganz bescheiden, der LKW-Fahrer, der 1954 seine Karriere begann. Autor: Johannes Roßteuscher
“Before Elvis, there was nothing”, sagte John Lennon - und sinngemäß das Gleiche haben noch ein paar hundert Andere gesagt: von Jimmy Carter bis Leonard Bernstein. Diesem Nothing, also dem Nichts vor Elvis, entstieg am 5. Juli 1954 der Lastwagenfahrer Elvis Aron Presley. Geboren in Tupelo, Mississippi, aufgewachsen dort und in Memphis, Tennessee. Arme Eltern, Zwillingsbruder bei der Geburt gestorben, viele afroamerikanische Freunde, der unvermeidliche Kirchenchor, Gospelgesang, Blues.
All right?
Am 5. Juli 1954 also ging der mittlerweile 19-jährige, höfliche und wohl etwas schüchterne junge Mann in das Plattenstudio von Sun-Records. Der Besitzer kannte ihn bereits ein bisschen: er hatte dort schon ein paar Nummern aufgenommen, auf eigene Kosten. Unter anderem ein Lied als Geschenk für seine Mutter. Diesmal aber war es eine richtige Aufnahmesession. Elvis sang - in bereits unverkennbarer Elvis-Manier – das Lied "That’s All Right, Mama", geschrieben von dem schwarzen Bluessänger Arthur Crudup.
Etliche Fachleute behaupten, an diesem Tag habe Presley die Musikrichtung Rockabilly erfunden, die weiße Form des schwarzen Rhythm and Blues. Der Besitzer des Studios brachte sie sofort zum DJ eines lokalen Radiosenders, der spielte das Lied sogleich in seiner Sendung, und zwar mehrmals hintereinander, weil unzählige Hörer angerufen hatten und wissen wollten, wer denn da so unvergleichlich behaupte, dass es schon okay ist, Mama. Und als Elvis drei Wochen später in Memphis live auftrat und mit den Hüften wackelte, kam es bereits zu Tumulten im Publikum.
Elvis lernte den ebenso geschäftstüchtigen wie zwielichtigen Manager Colonel Tom Parker kennen. Der hatte der Überlieferung nach auch schon Geld dadurch verdient, dass er Spatzen gelb anmalte und als Kanarienvögel verkaufte. Auf Veranlassung des Spatzenfärbers wechselte Elvis zur großen Plattenfirma RCA und wurde so schnell zum Superstar, wie er selbst gar nicht schauen konnte.
Everybodys Depp?
Allerdings: Elvis‘ Imagewandel vom Rock-n-Roll-Rebell und Sex-Idol zum gezähmten Entertainer kam fast genauso schnell - vom gewieften Manager eingefädelt und exekutiert. Elvis trat seinen Wehrdienst an, wurde GI in Deutschland, sang allen Ernstes "Muss I denn zum Städtele hinaus", kam zurück, war fast wieder der Alte, drehte aber jetzt erstmal nur noch Filme, insgesamt 32. Die Filme wurden immer seichter, um nicht zu sagen schlechter; und Elvis war Everybodys Darling aber auch ein bisschen Everybodys Depp geworden. Bis ihm der weise Paul McCartney riet, sich doch wieder auf die Musik zu konzentrieren. Elvis nahm den Rat an, und schwang die Hüften wieder auf der Bühne, hauptsächlich in Las Vegas. Er legte sich die grotesken weißen Einteiler zu und wurde langsam dicker.