Dass man sich nach der Heirat irgendwann ins Bett begibt - klar! Aber dass daraus ein Riesen-Happening wird? Dazu braucht man schon John Lennon und Yoko Ono. Autorin: Anja Mösing
Sie haben es wirklich gemacht! Im weißen Pyjama und im weißen Nachthemd! In aller Öffentlichkeit. Alle anderen waren normal angezogen: mit Schlips und Kragen oder im coolen Minikleid. Die zwei im Bett, und alle Reporter, Kameramänner und Fotografen staksten verwundert um sie herum. Fast so, wie kleine Geschwister die großen Geschwister anstaunen, wenn die etwas machen, was man nicht so richtig kapiert: Was sollte das denn jetzt wieder?
Bed In
Genau so und nicht anders wollten sie es haben: der britische Mega-Pop-Star John Lennon und die japanische Avantgarde-Künstlerin Yoko Ono! Ein Riesen-Happening machten sie mit ihren Bed Ins aus den Flitterwochen.
Sehr geduldig und sehr witzig, geradeso wie gute große Geschwister, haben die zwei aus dem Bett heraus alle Fragen beantwortet. Tagelang, wochenlang! Zuerst in Amsterdam, dann in Wien und später in Montreal. Manchmal schauten auch Freunde vorbei und andere Künstler. Diese Bed Ins hatten viel von der Fluxus-Kunst, die Yoko auch sonst produzierte. Kunst, bei der die Idee wichtig ist, nicht wertvolles Material oder künstlerische Virtuosität. Dass Happenings immer auch provokativ waren, verstand sich von selbst. Und dieses öffentliche im-Bett-Herumgelungere vom Pop-Star und der Künstlerin roch geradezu nach einem Angriff auf die Institution Ehe. War es aber nicht!
Behördengang auf Gibraltar
John und Yoko hatten vorher korrekt geheiratet. Eben frisch geschieden von ihren ersten Partnern. Aus der Heirat selbst machten sie keine Megastar-Party. Die war ein sehr privater, sehr romantischer Behördengang am 20. März 1969. Dass er ausgerechnet unter der dicken Fels-Nase von Gibraltar stattfand, war nicht geplant.
Eigentlich wollte John Lennon seine Braut auf einem Boot heiraten, während der Überfahrt von England nach Europa.
Mitten auf dem Ärmelkanal! Aber da gab es irgendwelche Schwierigkeiten und die zwei sind einfach nach Paris weitergereist, um es dort zu versuchen. Nur war Frankreich in Sachen Eheschließung auch nicht so locker.
Fürs Heiraten in Paris hätten die beiden vorher länger im Land wohnen müssen. Promi hin oder her. Nach vier Tagen Grübelei in Paris kam die Lösung: Gibraltar! Das gehört zu England. Ein kurzer Flug, schon konnten John und Yoko auf der Halbinsel Ringe tauschen und das Heiratspapier unterzeichnen. Immer dabei: Yokos fünfjährige Tochter Kyoko.
Dann starteten sie ihren Happening-Marathon. Ein großer Coup, in dem die beiden Promis humorvoll damit spielten, ihr Privatestes öffentlich zu machen: die Flitterwochen. Aber Sex und nackte Haut? Fehlanzeige! Bett, ja! Haare, viele! Auch mal einen belustigten Kuss! Aber vor allem beantworteten John und Yoko Fragen. Sehr intelligent und witzig aber immer im züchtigen Pyjama.
Wichtig war beiden Künstlern eine große Botschaft: Give Peace a Chance! Und weil da ja ein echter Beatle im Bett lag, entstand - logo - auch ein Song dazu. Auch im Hotelbett aufgenommen, Ehrensache! Mit dabei: viele Stars der Flower-Power Zeit, die den Background Chor machten.