Die größte Fernsehshow Europas! 34 Jahre lang lief sie. Dann wurde sie eingestellt. "Doch das Leben geht weiter - wetten dass?" Autorin: Christiane Neukirch
Wetten, dass Frank Elstner sich am 14. Februar 1981 nicht hätte träumen lassen, dass er gerade die erfolgreichste Fernsehshow Europas aus der Taufe hob? An jenem Tag flimmerte zum ersten Mal "Wetten dass?" über die deutschen Fernsehschirme. Elstner, als sichtlich nervöser Moderator mit Pepitasakko und großer Brille, erklärte die Spielregeln: Vor laufender Kamera wurden Wetten ausgetragen. Jeder Gast sollte tippen, wie sie ausgehen, dafür gab es Punkte. Außer einem Mann, der eine Wärmflasche aufblies und zum Platzen brachte, waren die Wetten des Tages wenig spektakulär; die Sendung zog sich. Hätte Elstner gewettet, dass die von ihm erfundene Show Jahrzehnte überdauern würde, hätte er wohl kaum einen Wettpaten gefunden.
Eine Familiensendung
34 Jahre lang vereinte die Sendung Familien zum Samstagabendritual: frisch gebadete Kinder neben entspannten Eltern auf dem Sofa; kein Gezanke um die Fernbedienung. Ein friedliches Bild, höchstens milde gestört vom Streit um die Chipsschüssel. In den ersten Sendejahren gab es noch keine kommerziellen Fernsehkanäle. Bei drei Programmen war die Konkurrenz überschaubar. Das änderte sich im Laufe der Jahre, doch hohe Einschaltquoten blieben. Moderatoren wechselten: Frank Elstner ging. Thomas Gottschalk kam. Die Moderationen wurden frecher, die Strafen für verlorene Wetten schärfer. So musste sich Gottschalk einmal in ein übermannsgroßes Fass mit scharfem Senf versenken lassen; ein andermal vom 7,5-Meter-Brett springen.
Wetten reichten von einem Bauern, der mit verbundenen Augen seine Kühe am Schmatzgeräusch erkannte, über einen Mann, der angeblich Farben von Buntstiften am Geschmack erriet, bis hin zu einer Gruppe Automechaniker, die einen LKW auf vier Biergläsern drapierte.
Stars auf der Couch
Unter den Studiogästen waren Weltstars wie Michael Jackson, Cameron Diaz, David Beckham, Bill Gates und Franz Josef Strauß, um nur einige zu nennen. Beinahe wäre sogar der Papst zugegen gewesen, doch hätte er nur per Videokonferenz zugeschaltet werden können. Das widersprach Frank Elstners Vorstellung von einer Live-Sendung. Ein Kontakt zur Raumstation Mir scheiterte 1996 an einem Funkloch.
Zwei Wetten dürften am nachhaltigsten im Gedächtnis geblieben sein.
1981 wettete der Schauspieler Karlheinz Böhm, dass nicht einmal ein Drittel der Zuschauer je eine Mark für Hilfe in Afrika spenden würde. Böhm ging danach selbst nach Äthiopien und gründete dort die Hilfsorganisation "Menschen für Menschen", die länger bestehen sollte als "Wetten, dass?"