Nur auf die weißen Balken treten? Rasch drüber schreiten? Oder extra langsam gehen, weil der Autofahrer so gar nicht danach aussah, als würde er bremsen wollen? Zebrastreifen bieten viele Möglichkeiten. Autor: Andreas Miekisch
Vor ein paar Jahren warb die Stadt München mit subtiler Ironie für den Besuch des Tierparks Hellabrunn. Auf Plakatwänden sah man ein Zebra und darunter stand: "Wenn Ihr Kind dieses Tier für ein Pferd hält, dann ist es Zeit für einen Besuch im Zoo!" Schön gesagt - ist das Zebra doch nicht gerade eines der Tiere, mit denen wir täglich Umgang haben. Dennoch ist das Zebra in unserem Sprachgebrauch sehr präsent und eines der stärksten Symbole für alles, was gestreift und schwarz-weiß ist.
Parade Schwarz-Weiß
Nicht nur unter "Zebra-Look" kann sich jeder sofort etwas vorstellen, auch der "Zebra-Streifen" ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Dabei hieß er anfangs im Amtsdeutsch "Dickstrichkette" - was damit zusammenhängen mag, dass er bei seiner Erfindung durchaus noch nicht schwarz-weiß, sondern angeblich blau-gelb war. Danach wurden etliche Varianten ausprobiert, bis sich schließlich die Auffassung durchsetzte, der größtmögliche Kontrast sei wichtiger als die Signalwirkung der Farbe. Getrost kann man allerdings auch sagen, dass es in den damaligen Städten noch nicht allzu viel Farbe gab und ein einfaches schwarz-weiß bei den wenigen Autos, die überhaupt mit Fußgängern zusammenstoßen konnten, als Warnhinweis vollkommen genügte.
Achtung Autofahrer!
Als der Alltag bunter wurde und die Verkehrszeichen nicht nur mit der aufkommenden Leuchtreklame um die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer wetteifern mussten, hatte sich der Begriff Zebrastreifen bereits so etabliert, dass an der schwarz-weißen Gestaltung der Streifen offenbar nicht mehr zu rütteln war. Nicht nur Kindern wären bunte Zebrastreifen kaum plausibel zu vermitteln gewesen und es wäre wohl zu einem Erklärungsnotstand gekommen wie bei der Wies´n, die, obwohl sie zum größten Teil im September stattfindet, Oktoberfest heißt - was vor allem Auswärtige oft als Widerspruch empfinden.
Am 18. Juli 1952 jedenfalls beschloss der Münchner Stadtrat die Anbringung der ersten Zebrastreifen in schwarz-weiß. Das Problem war, die Bevölkerung davon zu überzeugen, sie auch zu benutzen, denn die Stadt lag zu großen Teilen noch in Trümmern und nach allgemeinem Empfinden hatten die Menschen, sieben Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, andere Sorgen. So enthielt die Maßnahme der Stadtväter vielleicht auch die unterschwellige Botschaft an die Münchner, dass deren Leben bald zur Normalität zurückkehren werde - mit einer Maßnahme gegen Verkehrsprobleme, die mit zunehmendem Wohlstand sicher bald kommen würden.