Am 15. Juli 1756 hat Friedrich der Große einem verdienten Manne den Mond geschenkt. Das war großzügig. Heute denkt man ökonomischer, heute wird der Mond schon mal verkauft, in einzelnen Parzellen... Autorin: Elke Endraß
Der Mond fasziniert die Menschen seit Urzeiten. Und sogar nach der ersten Mondlandung büßte das Himmelsgestirn nicht viel von seinem romantischen Flair ein. Immer noch versprechen viele Männer ihrer Geliebten das Blaue vom Himmel, manche gar den Mond und die Sterne. Dass es dabei nicht bei leeren Worten bleiben muss, verdanken wir einem Mann namens Dennis Hope aus Kalifornien. Er verkauft Grundstücke auf dem Silbermann. Aber - so viel lieber gleich vorweg: Die besten Plätze sind schon vergeben. Sie liegen auf der erdzugewandten Seite und bieten einen atemberaubenden Blick auf unseren blauen Planeten.
Den Mann im Mond zum Nachbarn haben
Anfang der 1980er Jahre spazierte Hope zur Bezirksbehörde und ließ sich als Eigentümer des Mondes registrieren. Er berief sich dabei auf ein Gesetz aus Goldgräberzeiten, das den Erwerb von Niemandsland regelt. Und der Mond gehörte, so glaubte man damals, niemandem. Hope begann sogleich mit seinen Maklergeschäften: 444 Hektar Kraterlandschaft zum Sonderpreis von nur 30 Dollar pro Hektar.
Mondgrundstück gefällig?
Martin Jürgens, Rentner aus dem westfälischen Westerkappeln, weilte gerade auf der Insel Borkum, als er von Hopes Aktivitäten in der Zeitung las. Ein Amerikaner, der sich anschickte, das Jürgensche Familienerbe zu verscherbeln! "Der Mond gehört mir!" zürnte Jürgens und zettelte einen deutsch-amerikanischen Streit um den Erdtrabant an. Zunächst einmal schrieb er einen geharnischten Brief an Dennis Hope, in dem es u.a. heißt: "Diese Tat beweist wieder einmal die typisch U.S.-amerikanische, dummdreiste, freche Überheblichkeit gegenüber allen Nicht-USA-Bürgern... "
Der Mond, so Jürgens, gehöre nämlich seit langem seiner Familie, da er einem seiner Vorfahren von Friedrich dem Großen höchstpersönlich übertragen worden sei.
Und dem, der ihm nicht glauben will, dem hält Jürgens eine Urkunde vom 15. Juli 1756 unter die Nase ausgestellt auf einen gewissen Aul Jürgens aus Schwedisch-Pommern. Diesem vermachte der Preußenkönig "als Zeichen höchster Hochachtung und Dankbarkeit" den Mond als Geschenk.
Aber, so fragt man sich kopfschüttelnd, wie kam der Alte Fritz denn dazu, den Mond zu verschenken? Das ist eine Geschichte, auf die Martin Jürgens besonders stolz ist. Der Beschenkte - so schreibt er in seinem Brief an Dennis Hope - "der Beschenkte war ein weithin bekannter Heilkräftiger, der die Fähigkeit hatte, die in den Menschen schlummernde Gotteskraft zu wecken; er machte gesund". Der König hatte sich offenbar mehrfach dieses Wunderheilers bedient. Die letzte Begegnung fand an jenem denkwürdigen Julitag statt, in einer für Friedrich bedrückenden Situation - kurz vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges. Was dabei ganz genau passiert ist, bleibt unklar, aber - der Preußenkönig scheint seinen Sieg gegen eine unvorstellbare Übermacht tatsächlich diesem pommerschen Bauern verdankt zu haben. Aul Jürgens habe Friedrich nämlich gesegnet und in ihm die "Kraft des Standhaltens und Aushaltens" geweckt, was dieser ihm eben mit dem Mond fürstlich entlohnte.