Um dem Vater eine Freude zu machen, einfach mal ein paar Shakespeare-Dokumente fälschen, denkt sich der Sohn. Der Vater jedoch ist ein Sammler und denkt: Nur mehr davon bekommen! Also denkt sich der Sohn nichts und greift wieder zur Feder - anstelle des Barden.
Eigentlich hatte er ja bloß seinem vom Schicksal geplagten Vater eine Freude machen wollen. Einem Sammler, dessen größte Leidenschaft Erinnerungsstücke waren an berühmte Personen der englischen Geschichte. Was Samuel Ireland noch fehlte in seiner Sammlung, war ein Papier mit der Unterschrift von William Shakespeare. Einmal war der Vater, zusammen mit dem siebzehnjährigen Sohn, William Henry Ireland, in Shakespeares Heimatstadt gereist. Dort aber hatte man ihnen, auf der Suche nach Dokumenten, die Shakespeare gehört hatten,
bloß einen Bären aufgebunden: bis vor ein paar Tagen seien tatsächlich noch viele Briefe von Shakespeare da gewesen, leider sei dann alles bei einem Feuer verbrannt. Samuel Ireland, in seiner Verzweiflung, hatte das tatsächlich geglaubt, und der Sohn hatte Mitleid gehabt mit seinem Vater.
Oh mein Papa …
Doch dann kam die Gelegenheit, dem arglosen Mann eine Freude zu machen.
Als nämlich William Henry Ireland lernte, wie man ein frisch geschriebenes Dokument aussehen lässt als wäre es alt. Ireland schnitt aus einem alten Buch eine leere Seite und schrieb darauf einen Kaufvertrag. Ans Ende setzte er die Unterschrift von William Shakespeare, die er lange geübt hatte, arbeitete das Ganze auf "alt", und zum Schluss kam noch ein Siegel drauf, das er von einem wirklich alten Dokument abgeschnitten hatte. Am 16. Dezember 1794 übergab William Henry Ireland dieses Blatt seinem Vater als Geschenk. Er habe, sagte er,
die Bekanntschaft eines reichen Gentleman gemacht, bei dem zuhause lägen bündelweise alte Dokumente rum, und darunter habe er diesen Vertrag entdeckt.
Der Vater, höchst erfreut, legte gleich am nächsten Tag das Papier Experten vor, und die bestätigten es tatsächlich als echt. Ob sich unter den Papieren des Gentleman vielleicht noch mehr finden ließe? Er könne ja mal nachschauen, meinte der Sohn. Und produzierte in den folgenden Wochen und Monaten:
Briefe an und von Shakespeare sowie weitere Verträge und Manuskripte,
alles handgeschrieben und mit Unterschrift. Als Höhepunkt tauchte sogar ein ganzes Theaterstück von Shakespeare auf.
Schreiben wie Shakespeare
Dann jedoch unternimmt der Vater etwas, womit sein Sohn überhaupt nicht gerechnet hat. Samuel Ireland ist der Meinung, dass möglichst viele Menschen in den Genuss seiner neuen Schätze kommen sollten. Und so gibt er sie als Buch heraus, in einer feinen, teuren Luxusausgabe. Das ist ein Fehler. Dieses Buch wird von einem wirklichen Shakespeare-Experten gelesen, und der schreibt nun seinerseits ein Buch, in dem er die Dokumente des Samuel Ireland von vorn bis hinten zerpflückt. Alles Fälschungen, nichts davon ist echt. Als die Presse über den armen Ireland herfällt, nimmt ihn sein Sohn in Schutz.
Der Vater sei unschuldig, er, der Sohn, habe alles gefälscht. Der Vater widerspricht: zu so etwas sei sein Sohn gar nicht fähig. Die Presse behauptet, das sei nur ein Scheingefecht, beide seien schuldig. Ein Possenspiel, das über Jahre hinweg in aller Öffentlichkeit geführt wird. Am Ende ist der Ruf des Vaters völlig ruiniert. Noch auf dem Totenbett glaubt Samuel Ireland an die Echtheit der Dokumente und an die Unschuld seines Sohnes.