Ein Pils ist hübsch anzusehen. Im Glas, so schimmernd, mit weißer Krone. Vor 200 Jahren aber hätten selbst anspruchslose Trinker ein Bier aus Pilsen nicht mal angerührt. Da musste, am 21. August 1813, erst Josef Groll geboren werden.
Heben wir ein Glas auf Josef Groll. Just heute jährt sich sein Geburtstag, denn am 21. August 1813 erblickte er das Licht der Welt in Vilshofen an der Donau. Noch nie von Josef Groll gehört? Ein unangenehmer Zeitgenosse, der seinem Nachnamen alle Ehre machte. Ein schlichtes Gemüt ohne Manieren, den der eigene Vater als den gröbsten Baier in Baiern bezeichnete. Und das soll ja schon etwas heißen. Trotzdem - die Segnungen seines Tuns haben Sie sicherlich schon erfahren. Denn Josef Groll veränderte die Welt des Bieres. Unwiderruflich. Zum Guten.
Pilsener Bier? Vergiss es!
Aber beginnen wir dort, wo die Geschichte ihren Anfang nahm: in Pilsen.
In Pilsen im schönen Böhmerland wurde einst ein übler Sud gebraut. So schlecht war er, dass im Jahre 1838 verärgerte Honoratioren der Stadt 36 Fässer des Gebräus öffentlich vor dem Rathaus auslaufen ließen, weil es gesundheitsgefährdend und ungenießbar war. Ein eigenes, städtisches Brauhaus muss her, beschlossen die Säulen der Pilsener Gesellschaft. Und so bauten sie eine große moderne Brauerei und beriefen einen Braumeister aus Bayern, um die Segnungen des bayerischen Brauereiwissens nach Böhmen zu holen. Dieser Braumeister - Sie ahnen es, unser Josef Groll - hatte im heimischen Vilshofen bei seinem Vater das Handwerk gelernt. Nun zog er nach Pilsen und begann mit seiner Alchemie. Und präsentierte im Herbst 1842 den erfreuten Bürgern ein völlig neuartiges Bier. Nicht mehr dunkel, trüb und übelschmeckend, sondern kupfer-golden, klar und köstlich, gekrönt von einem Häubchen schneeweißen Schaums. Das Bier nach Pilsener Brauart war geboren.
Was war das Geheimnis von Grolls neuem Gerstensaft? Er benutzte die gleichen Rohstoffe wie die glücklosen Brauer vor ihm: Rohstoffe, wie man sie sich nur wünschen konnte. Das wunderbar weiche Wasser, das aus den Quellen der Umgebung sprudelte, den aromatischen Hopfen aus Saaz, das süße Malz der mährischen Gerste. Der Unterschied lag in der Hefe. Der schlaue Brauer benutzte nicht wie in Böhmen üblich eine obergärige Hefe, sondern braute, wie er es von zu Hause kannte, mit untergäriger Hefe. Die braucht es kalt, um zu arbeiten. Aber das Klima war ja in Böhmen ganz ähnlich wie in Bayern, und außerdem besaß das neue Pilsener Brauhaus ein neun Kilometer langes unterirdisches Gewölbesystem, in dem das Bier in Eichenfässern kühl lagern konnte.
Pils? Her damit!
Die Kombination von bayerischer Brauart und böhmischen Ingredienzien war ein Sensationserfolg. Bald trank man das Pilsener in Prag und München, in Berlin, in Paris und London. Das setzte die anderen Brauereien ganz schön unter Druck, und bald braute man allerorten nach Pilsener Art. So auch im Königlich-bayerischen Brauhaus Weihenstephan. Das "Münchner Helle" ist die Antwort auf das "Pilsener".