Meteoriten sind Schätze, die vom Himmel fallen. Aber erstens muss man die Brocken überhaupt entdecken und zweitens verdient der Grundstücksbesitzer ordentlich mit. So wie bei "Neuschwanstein I", gefunden am 14. Juli 2002.
Die Leuchtspur war lang, der Knall beachtlich, die Verwirrung groß. Irgendetwas Unheimliches hatte sich abgespielt am bayerischen Himmel in jener Aprilnacht des Jahres 2002, und Sternenkundler, für die es nichts Schöneres gibt als nachts zu Himmel zu starren, ahnten auch schon, was es war. Dieser Himmelszauber konnte nur von einem Meteoriten stammen, einem Stein aus dem All.
Leicht rostiger Schatz ...
Jedes Jahr dringen Millionen von ihnen in die Erdatmosphäre ein, die meisten jedoch verglühen dabei. Nur größere Exemplare schaffen es gelegentlich bis zur Erde, wo sie dann herumliegen und warten, dass sie jemand findet. Allerdings nicht lange, jedenfalls nicht in unseren Regionen. Meteorite nämlich bestehen meist zum größten Teil aus Eisen, und das verleiht ihnen die unerfreuliche Eigenschaft, sich bei Regen in einen Haufen Rost zu verwandeln. Eile tut also not. Gleich nach jener Aprilnacht strömten scharenweise Hobbyforscher und Wissenschaftler in das Gebiet im Allgäu, das die Himmelskundler anhand von Bildern und Filmaufnahmen als Absturzstelle errechnet hatten.
Die meisten der Schatzsucher zogen allerdings schnell wieder ab, es begann nämlich zu schneien, so heftig, dass der Boden unter einer dicken weißen Decke lag - und somit auch alle eventuellen Fundstücke. Zwei Berliner Amateur-Astronomen aber hielten durch und wurden dafür belohnt: Am 14. Juli 2002 fanden sie ganz in der Nähe von Schloss Neuschwanstein einen 1750 Gramm schweren Brocken des "Neuschwanstein-Meteoriten", wie das Geschoss aus dem All prompt getauft wurde. Behalten allerdings durften die beiden ihren Schatz nicht, jedenfalls nicht ganz, denn nach bayerischem Recht gehört dem Eigentümer eines Grundstücks die Hälfte von jedem Schatz, der darauf gefunden wird. Eigentümer, das war in diesem Falle der Staat, und der zeigte sich spendabel. Er kaufte den Berlinern ihre Hälfte ab und übergab "Neuschwanstein" einem Museum.
Ein gutes Jahr später folgte eine Neuauflage: zwei bayerische Studenten fanden tief im Waldboden "Neuschwanstein II", Gewicht 1625 Gramm. Auch hier war der Staat Grundeigentümer und folglich Mitbesitzer, der Etat für Meteoriten aber war offenbar bereits ausgeschöpft, und so gab es kein Geld für die Finder. Stattdessen wurde "Neuschwanstein II" ganz unsalomonisch geteilt, sprich in Stücke zerlegt, die dann in Museen und private Sammlungen wanderten.
oder "herrenloser Gegenstand"
Zum Glück gibt es noch "Neuschwanstein III", entdeckt von einem deutschen Physiker, der jenseits der Grenze auf dem Gebiet der österreichische Gemeinde Reutte unterwegs war. Dieses Bruchstück, 2843 Gramm schwer und somit das größte der drei, wurde bald zum Anlass für einen grenzübergreifenden Streit. Reutte nämlich beanspruchte unter Berufung auf österreichisches Recht den Schatz aus dem Weltall ganz für sich. Das aber lehnte das deutsche Gericht ab, mit der interessanten Begründung, dass es sich nach österreichischem Recht bei einem Meteoriten eben nicht um einen Schatz handle, sondern um einen "herrenlosen Gegenstand". Bevor die Sache zu einem internationalen Konflikt anwuchs, einigte man sich gütlich. Über die Bedingungen ist nichts Genaues bekannt, fest steht nur: "Neuschwanstein III" blieb unzerteilt. Und sein geschätzter Wert beträgt mehrere hunderttausend Euro.