Klaus Störtebeker -" Klaus stürzt den Becher" - so heißen echte Piraten! Im Mittelalter lehrte Störtebeker die Hamburger das Fürchten, bis die ihn am 22. April 1401 fingen und enthaupteten. Gewonnen hat trotzdem der Pirat, den kennt noch jeder, aber wer weiß schon, wer ihn fing?
Am 22. April 2009 berichtet die Washington Post eine Sensation. Zum ersten Mal seit 100 Jahren steht ein echter Pirat in den USA vor Gericht. Abduwali Abdukhadir Muse ist der einzige Überlebende einer Bande, die vor der Küste Somalias einen US-Frachter in ihre Gewalt gebracht hatte. Doch die Reporter, die danach lechzen, Captain Hook vor die Linse zu bekommen, werden enttäuscht. Der Angeklagte misst 1,57, ist schmächtig und angeblich erst
15 Jahre alt. Als sein Verteidiger ihm erklärt, das Gericht wolle seinen Vater anrufen, bricht er weinend zusammen.
Störtebeker: "Stürz den Becher"
Auch Piraten scheinen nicht mehr das zu sein, was sie einmal waren: breitschultrig und furchterregend. Wer solch ein Prachtexemplar heute live erleben will, der muss weit reisen: auf die Ostseeinsel Rügen. Dort, auf der größten Naturbühne Europas, treibt bis heute Klaus Störtebeker sein Unwesen. Als muskulöser blond gelockter Hüne stürmt er im Galopp über die Bühne, eingehüllt in eine Wolke aus Meeressand und Haarspray. Sein Name soll übrigens auf Trinkfestigkeit hindeuten. Störtebeker ist Niederdeutsch für
"Stürz den Becher". Der Becher Wein, den Störtebeker angeblich in einem Zug leerte, maß vier Liter!
Solcher Heldentaten bedurfte es wohl um das Jahr 1389, denn das Herzoghaus Mecklenburg lag im Streit mit Dänemark. Alles in allem eine verwickelte Geschichte, denn eigentlich ging es um den schwedischen Thron. Auf jeden Fall legte sich bald um die Stadt Stockholm ein Belagerungsring, und den mussten waghalsige Freiwillige mit Lebensmitteln durchbrechen, mit Viktualien.
Die Männer, die das zustande brachten, hießen deshalb Vitalienbrüder. Mit Kaperbriefen ausgestattet konnten sie zudem dänische Handelsschiffe ausrauben und die Ware ganz legal auf dem Markt verhökern. Einer ihrer Anführer war Klaus Störtebeker.
Als Kapitän der Likedeeler, zu Hochdeutsch Gleichteiler, war er besonders auf Fairness und Brüderlichkeit in seiner Truppe bedacht und gab auch hier und da Bedürftigen von der Beute ab. "Gottes Freunde und aller Welt Feinde" lautete das Motto. Die Hansestadt Hamburg war davon wenig entzückt, denn Störtebeker und seine Jungs überfielen bald auch ihre Schiffe.
Seeräuber der Herzen
1401 wurden Störtebeker und seine Mannschaft von der Hamburger Flotte unter Simon von Utrecht überwältigt. Auch hier schrieb man den 22. April. Störtebeker wurde auf dem Schiff "Bunte Kuh" nach Hamburg gebracht, wo er ein halbes Jahr später enthauptet wurde. Vor der Exekution hatte der Hamburger Bürgermeister versprochen, jene Piraten zu verschonen, an denen der Kapitän noch kopflos vorbeilaufen könnte. Und - sogar im Tod blieb Störtebeker ein ganzer Kerl und wankte tapfer und ohne Kopf an elf seiner Kumpane vorbei. Dass die Männer dann dennoch getötet wurden zeigt, dass auf das Wort eines Politikers weniger Verlass ist, als auf das eines Piraten.
Doch nun behaupten Wissenschaftler, den Seeräuber der Herzen hätte es so nie gegeben. Die Chroniken, in denen sein Name auftaucht, wären Jahrhunderte später geschrieben worden und er hieße wohl auch gar nicht Klaus, sondern Johann, war kein "Gleichteiler", sondern ein gewiefter Geschäftsmann, der nie enthauptet wurde.