Er war schon über 100 Jahre alt - aber immer noch gut zu Fuß: Am 9. April 1819 bezwang Anton Adner den Turm der Münchner Frauenkirche und startete eine späte Karriere als bayerischer Methusalem.
Das Alter ist keine Ausrede. Nicht beim Sport. Wer es mit 90 Jahren nochmal wissen will - bitte! Das Deutsche Sportabzeichen steht auch Senioren offen.
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Mit über 100 gut zu Fuß
Was für ein Abzeichen hätte wohl ein gewisser Anton Adner gemacht? Anton Adner kam Anfang des 18. Jahrhunderts wahrscheinlich bei Berchtesgaden zur Welt. Jedenfalls war er dort zu Hause. Noch mit über 100 Jahren wanderte er durch Bayern, Österreich und die Schweiz. Immer mit seiner Kraxen auf dem Rücken, in der er sein Handwerk zum Verkauf anbot: Spanschachteln, die zur Aufbewahrung von allerlei Utensilien wie Hüten, Perücken, Federn, Gewürzen, Pillen und auch Butter und Schmalz dienten.
Zeit seines Lebens fristete er mit diesem einfachen Handwerkerberuf ein sehr bescheidenes, ja sogar erbärmliches Dasein und wurde trotzdem steinalt. Anton Adner muss schon über 110 Jahre gewesen sein, da nahm sein Leben noch mal eine ganz entscheidende Wende. Der bayerische Methusalem bekam nämlich eine Einladung von König Max I. Joseph. Dieser pflegte alljährlich am Gründonnerstag die Ältesten seiner Untertanen zur königlichen Hoffußwaschung zu bitten - und da gehörte Anton Adner eindeutig dazu.
Von seiner Münchner Unterkunft aus marschierte der Greis also am 9. April 1819 zur Hoffußwaschung in die Münchner Residenz. Sein Tagwerk hatte er da bei weitem noch nicht vollbracht. Gleich nach der Fußwaschung besuchte Anton Adner das Wahrzeichen Münchens, die Frauenkirche. Rüstig und munter ging es die 486 Stufen in einem der beiden Türme hinauf. Ein sensationeller Auftritt in der Residenzstadt! Der König zeigte sich von so viel Energie tief beeindruckt und kümmerte sich fortan um Anton Adners Wohlergehen. In seiner Heimat in Berchtesgaden wurde ihm eine neue, saubere Wohnung eingerichtet, ebenso war für Kost und Pflege gesorgt.
Auszeichnung von Carl Spitzweg
Auch in den beiden folgenden Jahren kam Anton Ader zur königlichen Hoffußwaschung nach München. Jetzt als Prominenter. Die Deutsche
National-Zeitung berichtete, Adner wirke dank der königlichen Pflege eher jünger als wieder ein Jahr älter. Noch dazu biete er alten und gebrechlichen Menschen höflich seinen Sitz an.
Im März 1822 wird es aber auch für Anton Adner schließlich Zeit. Beim täglichen Kirchgang sinkt er unter plötzlichem Schwindel zu Boden. Als er stirbt wird sein Alter auf biblische 117 Jahre geschätzt.
Nach seinem Tod setzte ihm kein geringer als Carl Spitzweg ein Denkmal. Er malt Anton Adner mit Spitzbart, Schlapphut und einer Kraxen auf dem Rücken. Mit einem langen Wanderstab balanciert er wagemutig auf einem quergelegten Baumstamm über eine tiefe Schlucht. Der Titel des Spitzweg-Gemäldes lautet: "Der Kraxenträger in der Schlucht".