Eine Kindheit mit Tieren ist sicher wertvoll, aber gleich Tiere als Eltern - geht das gut? Tarzan fand es jedenfalls toll, mit Affen durch den Dschungel zu turnen. Am 7. Januar 1929 erschien seine Geschichte als Comic.
Man sollte es ja kaum glauben, wer so alles menschliche Säuglinge aufziehen kann: Bären, Rehe, Ziegen, Löwen, Wölfe oder sogar Ratten. Glaubt man den Volkssagen des Mittelalters, dann können die das sogar manchmal besser als die echten Eltern. Manche der unter Tieren aufgewachsenen Kinder machen später richtig Karriere: Romulus und Remus sind die Stars unter ihnen: Was die alles gelernt haben von der Wölfin und dem Specht! Stadtgründung für Anfänger war offensichtlich Teil des Lehrplans.
Glück für Klein-Tarzan
In der Zeit der Eroberungen Afrikas durch die Europäer kamen neue, exotischere Zieheltern dazu: Affen zum Beispiel. Ist ja auch viel praktischer, denn eine Rattenmama tut sich sicherlich schwer damit, das fremde Menschenkind herumzutragen. Kein Problem für eine Affendame. Was für ein Glück für
Klein-Tarzan. Denn der hatte abenteuerlustige, menschliche Eltern, die die Gefahren des Dschungels massiv unterschätzt hatten. Aber wer macht auch schon so etwas: sich mit Sack und Pack und schwangerer Ehefrau auf ein kleines Segelboot Richtung Herz der Finsternis einschiffen. Ganz allein auf hoher See mit korrupten Matrosen, denen nichts Besseres einfällt als die weißen Oberschichtler aus England so schnell wie‘s geht an einer einsamen Küste in Afrika auszusetzen. Ein kleines bisschen Strand, Meer und dann nur grüne Hölle; wilde Tiere und gefährliche schwarze, seltsam bemalte Krieger - wie soll das ein Europäer überleben können? Na gar nicht natürlich.
Denn nachdem Tarzans Papa endlich das kleine englische Häuschen samt Bibliothek fertig gebaut hat und Tarzan auf die Welt gekommen ist, überfällt eine Horde großer Affen die Fremdlinge: Ergebnis: Tarzans Eltern sind tot, und es sieht schlecht aus für den Kleinen. Doch er hat Glück: Eine Affendame hat gerade ihr eigenes Affenbaby verloren - und nimmt stattdessen das weiße, haarlose Bündel aus der Wiege und fortan lebt Tarzan unter den Affen. Damit könnte die Geschichte vorbei sein. Ist sie natürlich nicht, denn Geschichten, in denen Menschen von Tieren aufgezogen werden, werden natürlich nur dann spannend, wenn die wilden Kinder wieder auf Menschen treffen.
Im Jahr 1996 ereignete sich im russischen Moskau eine ähnliche Geschichte: Der Vierjährige Ivan Mishukov soll von seiner Familie weggelaufen sein und lebte seitdem als Straßenjunge unter wilden Straßenkötern. Er bettelte um Essen, teilte das mit den Hunden und diese beschützten ihn als Teil des Rudels vor Gefahren. Als er schließlich nach zwei Jahren unter Hunden von der Polizei aufgegriffen wurde, knurrte er nur böse wie seine tierische Pflegefamilie. Mittlerweile ist er anscheinend wieder integriert in die menschliche Gesellschaft, hat er doch einige Jahre seines Lebens bei Menschen verbracht, bevor er zum Menschenhund wurde. Er geht zur Schule und kann sogar sprechen.
Fellsträubende Story
Vielleicht ist es bei Tarzan ähnlich gelaufen, denn als er als erwachsener Wilder auf seine Jane trifft, kann er sprechen - sogar ein bisschen mehr als "Ich Tarzan, Du Jane". Er schreibt ihr einen ungelenken Liebesbrief. Irgendwann kommt jemand dahinter, dass Tarzan ein Adeliger aus England ist - und der wilde Junge samt Jane kehrt zurück in die Heimat.