In der belgischen Stadt Tihange wurde gestern ein alter Atomreaktor wieder hochgefahren. Er war vor eineinhalb Jahren aus Sicherheitsgründen abgeschaltet worden. Jetzt wird dort wieder Strom produziert. Die belgischen Behörden haben dafür grünes Licht gegeben. Doch aus Deutschland und vor allem Nordrhein-Westfalen gibt es scharfe Kritik.
Im März 2014 aus Sicherheitsgründen abgeschaltet
Im März 2014 war der Reaktor in Tihange abgeschaltet worden, weil es Bedenken wegen der Sicherheit gegeben hat. Damals waren tausende Haarrisse in den Reaktorbehältern gefunden worden. Dabei handelt es sich um maximal sechs Zentimeter lange Risse in der schützenden Hülle des Behälters. Innendrin befinden sich die Brennstäbe, die im Kühlwasser lagern. Die Gefahr liegt darin, dass das Kühlwasser auslaufen könnte, wenn die Risse immer größer würden. Dann könnte es zu einer Kettenreaktion kommen. Denn die Brennstäbe müssen immer gekühlt werden, sonst kann es etwa zu Explosionen kommen und gefährliche radioaktive Strahlung austreten. Es käme zu einer sogenannten „Kernschmelze“, so wie es im Atomkraftwerk in Fukushima passiert ist.
Behörden und Betreiber sagen: Reaktor ist sicher
Seit der Stilllegung wurde untersucht, wie sicher der Reaktor sei. Vor kurzem hat die Behörde, die in Belgien über die Atomkraftwerke wacht, gesagt, dass alles vollkommen sicher ist. Die kleinen Risse seien schon immer da gewesen und ungefährlich. Atomkraftgegner widersprechen und sagen: Ihr könnt das nicht mit Sicherheit sagen. Denn dazu müsste man den Behälter eigentlich aufschneiden und nachgucken. Aber das geht wegen der radioaktiven Strahlung nicht.
Scharfe Kritik aus Nordrhein-Westfalen
Vor allem aus Nordrhein-Westfalen kommt heftige Kritik. Ein Unfall am Reaktor hätte auch hier schlimme Folgen: Die Gegend um das Atomkraftwerk würde verstrahlt und die Umwelt würde verseucht. Davon wären auch deutsche Städte an der belgischen Grenze betroffen, denn Tihange liegt nur ungefähr 60 Kilometer von Nordrhein-Westfalen entfernt. Die Menschen dürften dann auch hier tagelang das Haus nicht verlassen und müssten Jod-Tabletten nehmen. Die radioaktiven Stoffe könnten auch in den Boden gelangen und damit Pflanzen, Tiere und das Trinkwasser verseuchen.
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