In grauer Vorzeit gab es in der Einöde im Norden einen hoch in den Himmel emporragenden Berg, und tief in Wäldern lebten zahlreiche Riesen mit unerschöpflicher Kraft. Ihr Häuptling hatte auf den Ohren zwei goldene Schlangen und packte in den Händen auch zwei goldene Schlangen. Er hieß Kuafu, und die Riesen trugen auch den Namen "Kuafu-Stamm". Die Leute im Kuafu-Stamm waren gutherzig, fleißig und tapfer. Sie führten ein sorgenfreies, unbekümmertes Leben.
Eines Tages war das Wetter sehr heiß. Die sengende Sonne bestrahlte direkt die Erde. Die Bäume waren verkohlt, und die Flüsse waren ausgetrocknet. Die Hitze war so unerträglich, daß mehrere Menschen im Kuafu-Stamm ums Leben kamen. Der Häuptling Kuafu war sehr traurig. Er sah die Sonne an und sagte zu ihren Stammmitgliedern: "Die Sonne ist wirklich abscheulich! Ich werde die Sonne verfolgen und sie fangen, damit sie auf die Wünsche der Leute hören wird!" Die anderen Stammmitglieder versuchten hintereinander, Kuafu von seinem Vorsatz abzubringen. Manche sagten: "Geh unter keinen Umständen dorthin! Die Sonne ist von uns so weit, daß du vor Erschöpfung sterben wirst!" Manche sagten:"Die Sonne ist so heiß, daß du vor der Hitze ums Leben kommen wirst!" Allerdings war Kuafu bereits fest entschlossen und sagte:"Um des Glücks der Stammleute zugunsten werde ich bestimmt dorthin gehen!"
Kuafu verabschiedete sich von seinen Stammmitgliedern und lief mit großen Schritten blitzschnell nach der Richtung des Sonnenaufgangs. Die Sonne bewegte sich rasch auf dem Himmel, und Kuafu rannte auf dem Boden mit allen Kräften. Er wanderte über mehrere Berge und überquerte mehrere große Flüsse. Der Grund schwankte mit großen Geräuschen von seinen Schritten. Als Kuafu müde war, schüttete er Erde aus seinen Schuhen aus. So entstand auf dem Boden ein großer Erdberg. Als Kuafu sein Essen kochte, sammelte er drei Steine zur Stützung des Topfs. Diese 3 Steine wurden zu 3 mehrere tausend Meter hohen Bergen.
Kuafu verfolgte stets die Sonne. Je näher er von der Sonne war, desto größere Zuversicht hatte er. Endlich holte Kuafu die Sonne bei deren Untergang ein. Ein roter, glänzender Feuerball war gerade vor Kuafu, und goldene Lichter strahlten auf ihn. Kuafu breitete voller Freude beide Arme aus, um die Sonne zu umfassen. Allerdings war die Sonne äußerst heiß und Kuafu fühlte sich durstig und müde. Er ging an den Gelben Fluß und trank ohne Pause das Wasser darin aus. Dann ging er an den Weihe-Fluß und trank auch das Wasser aus. Aber er war noch durstig und lief nach Norden. Dort gab es einen großen See, der sich in Länge und Breite 1 000 Li erstreckte, und das Wasser darin war genügend für Kuafu zur Durststillung. Allerdings erreichte Kuafu den großen See nicht und starb unterwegs vor Durst.
Vor dem Tod hatte Kuafu noch großes Bedauern. Er sorgte sich nach wie vor um seine Stammmitglieder und warf seinen Holzstock in die Ferne. In dem Ort, wo der Holzstock gefallen war, entstanden zahlreiche üppige Pfirsichbäume. Solche Pfirsichbäume boten für die Passagiere hin und her Schatten und die Pfirsiche konnten den Menschen den Durst stillen, damit sie voller Kraft weiter reisen konnten.
Die Geschichte über Sonnenverfolgung von Kuafu spiegelt die Wünsche der Chinesen in der alten Zeit zur Bekämpfung der Dürre wider. Obwohl Kuafu gestorben ist, bleibt sein unerschütterlicher Geist für immer. In mehreren alten chinesischen Büchern ist die Legende über Kuafu aufgezeichnet. In manchen Orten werden auch große Berge "Kuafu-Berge" genannt, um dieses Helden zu gedenken.