Die Seidenstraße war der wichtigste Weg zur Verbreitung der alten chinesischen Zivilisation nach Westen und galt als Brücke für wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen Osten und Westen.
Die sogenannte Seidenstraße ist der von Zhang Qian der Westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr. Bis 24 n. Chr.) gebahnte kontinentale Verbindungsweg von Chang'an im Osten bis ins Römische Reich im Westen. Es gibt zwei verschiedene Hauptrouten der Seidenstraße, eine Nördliche und eine Südliche. Die südliche Route verläuft von Dunhuang aus über den Yangguan-Pass entlang dem Kunlun-Gebirge und über das Congling-Gebirge nach Westen. Sie zieht sich durch Dayuezhi (das heutige Xinjiang und nordöstliches Afghanistan), Anxi (heutiger Iran) und Tiaozhi (arabische Halbinsel) und erreicht endlich das Römische Reich. Die nördliche Route verläuft von Dunhuang aus über den Yumenguan-Pass nach Westen und führt südlich am Tianshan-Gebirge vorbei, über das Congling-Gebirge durch Dawan und Kangju (Gebiete in Zentralasien). Dann führt sie nach Südwesten und trifft wieder mit der südlichen Route zusammen. Diese zwei Routen werden als die "kontinentale Seidenstraße" bezeichnet.
Darüber hinaus gibt es noch zwei Seidenstraßen, die eher unbekannt sind. Eine ist die "südwestliche Seidenstraße". Sie verläuft von Sichuan aus über Yunnan, Nordmyanmar, Nordostindien und führt anschließend entlang des Einzugsgebiets des Ganges nach Nordwestindien bis zum Iranischen Plateau. Diese Seidenstraße ist viel älter als die Routen der kontinentalen Seidenstraße. 1986 haben Archäologen in der Stadt Guanghan in der Provinz Sichuan die mysteriöse "Sanxingdui"-Ruine entdeckt. Unter den über 3000 Jahre alten Relikten sind mehrere Kulturgegenstände, die Verbindungen mit der westasiatischen bzw. griechischen Kultur aufzeigen, ausgegraben worden. Darunter sind ein 142 cm langer Goldstock, ein rund 4 m hoher "mythischer Baum" sowie große und kleine Bronzestatuen, Bronzeköpfe und Bronzemasken. Experten sind der Meinung, dass diese Kulturgegenstände möglicherweise beim Kulturaustausch zwischen Osten und Westen eingeführt würden. Wenn diese Theorie stimmt, besteht die Seidenstraße schon seit über 3000 Jahren.
Eine andere Seidenstraße führt per Schiff von Guangzhou aus durch die Straße von Malakka über Sri Lanka und Indien bis nach Ostafrika. Diese Route wird als die "maritime Seidenstraße" bezeichnet. Anhand der in mehreren ostafrikanischen Ländern, darunter Somalia, ausgegrabenen Kulturgegenstände wurde festgestellt, dass die maritime Seidenstraße ungefähr während der Song-Dynastie (960-1279) eingerichtet wurde.
Die maritime Seidenstraße verband China weltweit mit den bedeutenden alten Zivilisationen und großen Kulturen und förderte so den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch mit diesen Gebieten. Deshalb wird sie auch als der "Weg zum Dialog zwischen Osten und Westen" bezeichnet. Laut geschichtlichen Aufzeichnungen gelangte Marco Polo einst über die maritime Seidenstraße nach China. Auch als er in seine Heimat Venedig zurückkehrte, benutzte er diese Seeroute.