In 1860 drangen die alliierten britisch-französischen Truppen in Beijing ein. Sie stürmten den Yuanmingyuan-Garten (Garten des Hellen Vollmondes) und plünderten ihn. Bis heute lässt sich nicht genau sagen, wie viele Schätze die ausländischen Angreifer aus diesem kaiserlichen Garten raubten. Alleine unter den Gegenständen, die die französischen Truppen nach ihrem Rückzug dem Kaiser zurückgaben, fanden sich rund 10.000 rare Antiquitäten. Wer die Kulturgegenstände aus dem Yuanmingyuan-Garten heute sehen will, muss nach Großbritannien oder Frankreich fahren.
Im Britischen Museum in London sind mehrere zehntausend Kostbarkeiten aus dem Yuanmingyuan ausgestellt, darunter befinden sich Kulturgegenstände aus der Qin- und Han-Dynastie (221 v. Chr. - 220 n. Chr.), Kalligraphien und Malerein aus der Sui- und Tang-Dynastie (581 - 907) und Gold- und Jadewaren aus der Ming- und Qing-Dynastie (1368 - 1911). Zum Beispiel ist das Meisterwerk des bekannten Malers Gu Kaizhi der Östlichen Jin-Dynastie (317 - 420), die Bildrolle über "das Traktat zur Ermahnung der Frauen", dort aufbewahrt. In Frankreich errichtete der damalige Kaiser Napoleon III. speziell im Schloss Fontainebleau eine "China-Halle", um die über 1000 Kulturschätze aus dem Yuanmingyuan-Garten, die die französischen Truppen ihm geschickt hatten, auszustellen. Dazu gehören u. a. Bronzewaren aus der Shang- und Zhou-Dynastie (16. Jahrhundert - 221 v. Chr.), Porzellanwaren aus kaiserlichen Öfen der Ming- und Qing-Dynastie (1368 - 1911), verschiedenste Jade- und Elfenbeinschnitzereien, Jadesiegel des Kaisers Qianlong sowie eine in Holz gefasste Jaspistafel, auf der ein Artikel über das große Bankett für 100 alte Männer während der Feier des 66. Geburtstags von Qianlong eingeritzt ist. In der Nationalbibliothek in Paris lassen sich 80 wertvolle Kulturschätze aus dem Yuanmingyuan-Garten bewundern, darunter sind farbige Malereien der 40 Landschaften des Yuanmingyuan auf dünnem Seidenstoff und Ansichten des Yuanmingyuan, die Kaiser Qianlong mit Gedichten beschrieben hat. Wie viele Schätze dieses kaiserlichen Gartens, die in die Hände von Ausländern gefallen sind, lassen sich nicht erfassen.
Im Mai 2000 wurden einige Kulturschätze des Yuanmingyuan-Gartens auf einer Hongkonger Auktion versteigert. Dazu gehörten u.a. die Bronzestatuen des Büffel, des Affen und des Tigers aus dem Springbrunnen mit den 12 Tierkreiszeichen des chinesischen Horoskops aus der Haiyan-Halle des abendländischen Gebäudes. Dieser Springbrunnen ist eine Uhr mit den Figuren der 12 Tierkreiszeichen des chinesischen Horoskops. Jede Stunde speit die Bronzestatue des der jeweiligen Stunde zugeordneten Tiers, automatisch Wasser. Um 12 Uhr mittags spucken alle 12 Bronzetiere gleichzeitig Wasser. Dieser Springbrunnen ist also eine sehr feine künstlerische Arbeit. Bei der Plünderung betrachteten die ausländischen Angreifer diesen auch als einen der wertvollsten Schätze. Nur besonders hochstehende Persönlichkeiten erhielten derartige Wertgegenstände.
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Auf der Auktion wurde der Bronzetigerkopf um 14 Millionen RMB, der Bronzebüffelkopf um 7 Millionen RMB und der Bronzeaffenkopf um 7,4 Millionen RMB versteigert. Glücklicherweise wurden diese drei Kulturschätze von zwei chinesischen Gesellschaften gekauft.