Die Tier hielten auf eine Zeit einen Reichtstag zu dem End, damit sie einen König unter ihnen möchten erwählen, wie denn die Wahl gleich gefallen auf den Löwen. Nachdem nun dieser seine untergebnen Vasallen besichtigt, da hat er unter andern wahrgenommen ein Tier auf einem Baum, das ihm unbekannt, schickt demnach den Hund, er solle fragen, was es für ein Tier sei. Wie der Hund hinzugekommen, so macht dieses Vieh einen großen Buckel; denn es war eine Katz. »Wer bist du?« fragt der Hund. »Gmau, gmau!« – »Das versteh ich nit«, sagt mehrmal der Hund; »rede teutsch!« Endlich sagt die Katze, sie sei ein Ka-mel. Der Hund lauft alsobald mit solcher Antwort zum Löwen. »Ihre Majestät«, sprach er, »es ist ein Kamel.« Unweit dem Löwen stunde das rechte Kamel, das denn gleich darwider protestierte, und sagte, es sei eine Katze und kein Kamel. Von derselben Zeit an ist der Hund ein abgesagter Feind der Katz; dieser aber, weil sie mehr aus sich gemacht, als sie ist, hat der Löw zu einer Straf auferlegt, sie soll ihre mehrste Zeit mit Lecken zubringen.
Es gibt sehr viele Leut, die auf gleiche Art wie diese Katz beschaffen und auch aus Ehrsucht mehr aus sich machen, als sie sind.