[von Mathias Claudius]
Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille
Und in der Dämmerung Hülle
So traulich und so hold,
wie eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen? -
Er ist nur halb zu sehen
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehen.
Wir stolzen Menschenkinder
Sind doch nur arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinnste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.
So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns Gott mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen
Und unsern kranken Nachbarn auch