An einem warmen Abend im September lief die kleine Maus Fritz im Eiltempo durch die umliegenden Felder. Fritz übte für den kommenden Schulwettbewerb. Es wurde in jeder Klasse das schnellste und flinkeste Tier gesucht. Letztes Jahr hatte es noch nicht für den Sieg gereicht. Fritz war einfach nicht schnell genug und seine Konkurrenten waren größer und kräftiger. Doch dieses Mal wollte er sich den ersten Platz auf keinen Fall entgehen lassen.
Auf den Gewinner wartete jedes Jahr ein toller Preis. Dieses Mal war es eine Reise. Der Gewinner durfte mit seinen besten Freunden in den Ferien eine aufregende und spannende Zeit in einem Zeltlager verbringen. Fritz bekam ganz leuchtende Augen bei dem Gedanken daran, seinen Freunden von seinem Sieg zu erzählen. Lagerfeuer, Verstecken spielen, abends gruselige Geschichten erzählen… All das malte er sich bereits aus und rannte immer schneller und schneller.
Völlig außer Atem blieb er plötzlich stehen. Vor ihm stand ein großer einsamer Baum im Kornfeld. „Der sieht aber alt und vertrocknet aus“, dachte Fritz. Der Baum trug kein einziges Blatt mehr an seinen Zweigen.
Fritz hatte die Zeit völlig vergessen und bemerkte erst jetzt, dass die Sonne bereits ganz tief stand und der Himmel langsam düster wurde.
„Hallo kleine Maus“, hörte er eine tiefe Stimme sagen. „Hier oben bin ich“. Fritz blickte auf und sah an einem mächtigen, kahlen Ast eine schwarze Kreatur hängen, die er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Das unbekannte Wesen breitete seine Flügel aus und wirkte dadurch noch imposanter.
„Hallo“, wisperte Fritz, der jetzt etwas Angst bekam. „Wer bist du?“ „Ich bin Carlo. Du siehst so aus als hättest du noch nie eine Fledermaus gesehen. Habe ich Recht?“ Fritz nickte eifrig. „Fledermaus… Das habe ich noch nie gehört. Dann bist du also auch eine Maus?“
Carlo grinste. „Naja, das könnte man so sagen. Zumindest sind unsere Namen miteinander verwandt.“ „Warum streckst du deine Arme so aus, Carlo?“, wollte Fritz wissen. „Du nennst sie Arme, für mich sind es Flügel. Ich bin nämlich Pilot. Wenn du schlafen gehst, beginnt für mich der Tag. Ich bereite mich gerade auf meinen Ausflug vor.“
Fritz saß völlig gespannt unter dem großen Ast und fragte Carlo immer weiter aus. Er lernte von Carlo, dass Fledermäuse bei völliger Dunkelheit ihre Augen gar nicht benötigen. Sie finden sich nur über ihre Ohren zurecht. Tagsüber schlafen sie in Höhlen oder Felsspalten.
Während Carlo von seinen vielen Abenteuern und den vielen nächtlichen Flügen erzählte, hörte Fritz von weitem die Rufe seiner Mutter. Scheinbar wurde er bereits vermisst.
Auch Carlo entging dies nicht. Als Fritz sich nur kurz umdrehte, hörte er ein „Lebe wohl!“ und sah nur noch einen dunklen Schatten Richtung Himmel emporsteigen. „Fritz, da bist du ja endlich“, quietschte die Mäusemutter. „Was machst du denn bei dieser Dunkelheit hier draußen auf dem Kornfeld?“