Tagein, tagaus machte der Mond etwas, was alle als selbstverständlich ansahen. Er stand stets am Himmel und erstrahlte mit seinem hellen Schein die dunkle Nacht. Wenn er ganz groß und rund war, erleuchtete er ganze Felder und Straßen und legte alles in einen weißen Glanz.
Wenn der Himmel ganz klar war, konnte er sogar durch die Fenster der Menschen hineinsehen. In diesen Nächten bemerkten und bewunderten ihn alle für seine Größe und seine Pracht.
Dabei nahm er ziemlich oft Rücksicht auf die Sonne, die am Tag im Mittelpunkt stehen wollte. Er wusste, dass die Sonne mit ihren warmen Strahlen ganz besonders gern am Himmel gesehen wurde.
An den warmen Sommertagen dauerte es dem Mond manchmal viel zu lange, bis die Sonne endlich untergehen wollte. Auch die dicken Wolken verdeckten ihm oft den schönen Ausblick hinunter zur Erde. An einigen Tagen regnete es sogar so stark, dass der Mond zwar versuchte durch den festen Nebel und die dunkle Wolkenschicht hervorzuschauen, es aber dennoch nicht schaffte.
An diesen Tagen war der Mond besonders müde. „Uns sieht ja sowieso keiner“, murmelte der Mond dann vor sich hin und bemitleidete sich und die schwach flimmernden Sterne um ihn herum.
Abend für Abend wartete der Mond also darauf, dass nun endlich der Zeitpunkt für ihn und die Sterne gekommen war. „Los ihr Wolken, zieht schnell vorbei!“, hörte man den Mond sagen.
Dann begann er behutsam die Sterne aus ihrem festen Schlaf zu wecken und sie zum Leuchten zu ermutigen. Tagein, Tagaus sorgte der Mond dafür, dass es in den klaren Nächten hoch am Himmel strahlte und funkelte und die Sterne rechtzeitig von ihm zum Leuchten geweckt wurden.
Manchmal freuten sie sich dabei so sehr, dass sie einen richtigen Sternentanz aufführten und hinter sich einen langen Lichterschweif herzogen. Wenn Vollmond war, gehörte die ganze Aufmerksamkeit ihnen und der Nacht.
Doch eines Tages machten sich die Wolken so breit, dass über Tage und Wochen kein Durchsehen mehr war. Die Sterne versuchten sich gegenseitig bei Laune zu halten, erzählten sich Witze und Geschichten und falls doch mal jemand von ihnen einschlief, tat der Mond sein Bestes, alle rechtzeitig zum Einbruch der Dunkelheit aufzuwecken.
Er bemühte sich Nacht für Nacht in der Hoffnung, die Wolkendecke könnte jeden Moment aufbrechen. Natürlich wollte er für diese Situation vorbereitet sein und in bestem Glanze dastehen. Doch die Wolken rührten sich nicht vom Fleck.
Der Mond wurde plötzlich sehr müde und eines Abends fielen ihm seine Augen einfach zu. Auch die Sterne fielen in einen tiefen Schlaf und träumten von klaren Nächten in denen ihr Schimmern und Leuchten für strahlende Augen sorgte.
Der Mond und die Sterne waren in einen so festen Schlaf gefallen, dass sie gar nicht das Aufbrechen der Wolkendecke bemerkten. An jenem Tag schien die Sonne bis in die späte Abenddämmerung und der Himmel färbte sich in schönstes Rot und Violett.
Als die Sonne fast vollständig untergegangen war, wunderte sie sich plötzlich über die starke Dunkelheit. „Irgendetwas stimmt hier nicht“, dachte sie sich.„An solchen Abenden konnte es dem Mond doch gar nicht schnell genug gehen, meine Position am Himmel zu übernehmen.“ Nun machte sich die Sonne plötzlich Sorgen, denn auch die Sterne fehlten allesamt am Himmel.
„Ich muss den Mond finden, bevor es die Bewohner der Erde bemerken.“, dachte die Sonne. Sie hörte sich am Himmel um und befragte jeden, den sie traf. „Hast du den Mond gesehen?“ oder „Weißt du, wieviel Sternlein stehen?“ Doch niemand wusste es und hatte den Mond oder die Sterne gesehen.
So vergingen einige Nächte, an denen es dunkel und trist am Himmel war. Kein Funkeln und kein Leuchten war zu sehen. Die Tiere und Menschen wunderten sich und vermissten den Mond und die unzähligen kleinen Sterne.
Plötzlich schreckte der Mond auf. Er träumte einen unbequemen Traum, in dem er doch tatsächlich die Nacht verschlafen hatte. Als er seine Augen öffnete, wurde ihm schnell klar:„Ach du Schreck! Ich habe wirklich verschlafen!“