Als der dritte Tag heranbrach, sagte der Holzhacker zu seiner Frau: „Nun schickst Du mir heute Mittag unsere jüngste Tochter, die immer brav und folgsam gewesen ist, zu mir in den Wald. Sie soll mir heute das Mittagsmahl bringen. Sie ist nicht so wie ihre beiden Schwestern, die da draußen im Wald wie Bienen herumfliegen!“ Doch die Mutter zögerte und sprach: „Nein Mann, ich möchte nicht auch noch das letzte Kind verlieren!“ „Sorge Dich nicht!“, sagte der Mann zu seiner Frau, „Ich werde diesmal Erbsen auf den Weg streuen, die sind viel größer als Hirse und Linsen. Damit wird das Kind den Weg gut finden können.“
Das Mädchen machte sich vor der Mittagszeit auf den Weg zum Vater. Aber die Tauben hatten die Erbsen bereits aufgepickt. Auch die jüngste der drei Töchter irrte durch den Wald. Es sorge sich um den Vater, der auf seinen Essen wartete und es machte sich Gedanken um seine arme Mutter, die sich grämte, wenn sie nicht nach Hause käme. Es lief, bis es Nacht wurde und es zu dem Häuschen des alten, eisgrauen Mannes kam. Das Mädchen klopfte an die Tür und wurde wie ihre beiden Schwestern von dem alten Mann hereingebeten. Als sie nach einer Bleibe für die Nacht bat, fragte der Alte wieder seine drei Tiere: „Schön Hühnchen, schön Hähnchen und Du, schöne bunte Kuh, was sagst Du dazu?“ „Duks“, antworteten die Tiere, denn sie waren damit einverstanden.
Bevor das Mädchen in der Küche das Abendessen kochte, ging es zuerst zu den Tieren an den Ofen. Sie streichelte zärtlich die Federn von dem Hühnchen und dem Hähnchen und liebkoste die bunt gescheckte Kuh mit ihren feinen Händchen zwischen den Hörnern. Später, als es eine gute Mahlzeit zubereitet hatte, stellte es die Schüsseln auf den Tisch. Bevor ich mich sättige, will ich noch die Tiere versorgen. Sie streute für das Federvieh Gerstenkörner aus, die sie sogleich aufpickten. Für die bunte Kuh brachte das Mädchen eine große Portion duftendes Heu. Weil die Tiere nicht nur hungrig, sondern auch durstig waren, brachte das Mädchen noch einen Eimer mit frischem Wasser vom Brunnen ins Haus. Das Hühnchen und das Hähnchen setzten sich auf den Rand des Blecheimers und tranken nach Herzenslust. Die bunte Kuh machte ihr Maul auf und nahm ein paar kräftige Schlucke aus dem Wassereimer.
Als das Mädchen mit allem fertig war, aß es die Reste, die der alte Mann ihr übriggelassen hatte. Dann sagte das Mädchen, ob es nicht an der Zeit wäre, dass sich alle zur Ruhe begeben sollten. Der alte Mann fragte auch in diesem Fall wieder die Tiere: „Schön Hühnchen, schön Hähnchen und Du schöne bunte Kuh, was sagst Du dazu?“ Die Tiere antworteten diesmal: „Duks, Du hast mit uns gegessen, Du hast mit uns getrunken, Du hast uns alle wohlbedacht. Wir wünschen Dir eine gute Nacht.“ Das Mädchen stieg die Treppe hinauf, schüttelte kräftig die Betten aus und zog das frische Leinen auf. Als die Betten bereitet waren, wartete sie auf den alten Mann, bis er sich in eines der zwei Betten gelegt hatte. Sein Bart reichte ihm dabei bis zu seinen Fußspitzen. Das Mädchen sprach noch ein Nachtgebet und schlief fest ein, bis sie um Mitternacht von einem schrecklichen Gepolter geweckt wurde.
Die Türen schlugen auf einmal heftig gegen die Wände, das Gebälk ächzte und knatterte und sie glaubte, dass die Treppe gleich zusammenbrechen würde. Im nächsten Moment dachte das Mädchen, dass das Dach des Hauses zusammengebrochen wäre. Es schien so, als bebte die ganze Erde unter ihr. Nun war es aber wieder still im Haus und das Mädchen konnte weiterschlafen.