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德语童话故事(德国)Münchhausens Reise nach Russland

时间:2016-11-11来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Russland
Einmal hatten die Freunde wieder durch fußhohen Schnee, ihren Weg zum Münchhausenschen Schlosse gefunden; jeder schimpfte über die Hundekälte und meinte, so kalt sei es noch nie gewesen wie heute.
 
»Ach was«, meinte der Hausherr, der Freiherr von Münchhausen, »das ist noch gar nichts, da solltet ihr mit mir in Rußland gewesen sein, gegen die russische Kälte haben wir heute das reinste Frühlingswetter.«
 
Die Gäste schauten einander verständnisinnig an, und dann ging es los mit Bitten und Auffordern: »Erzählen, Baron, erzählen!«
 
Der Alte war dafür bekannt, daß er sich nicht lange bitten ließ, und so begann er auch heute ohne Umschweife und hub an zu erzählen:
 
Ich trat meine Reise nach Rußland mitten im Winter an, weil ich ganz richtig schloß, daß Frost und Schnee die Wege in den Gegenden von Norddeutschland, durch Polen, Kur-und Livland ausbessern müßten. Nach der Beschreibung aller Reisenden sind diese dort überall gleich elend, weil die hoch zu preisenden, wohlfürsorgenden Landesregierungen die Kosten zu ihrer Herstellung scheuen.
 
Ich reiste zu Pferde; denn wenn es dabei nur gut um Gaul und Leute steht, so ist dies die bequemste Art zu reisen. Man kommt weder in Gefahr, mit irgendeinem höflichen deutschen Postmeister zusammenzustoßen noch von seinem durstigen Postknecht vor jede Schenke geschleppt zu werden.
 
Ich war nur leicht bekleidet, was ich ziemlich übel empfand, je weiter ich gegen Nordosten vordrang. Wie musste es aber erst bei einem so strengen Winter unter dem rauhe-sten Himmelsstrich einem armen alten Mann zumute sein, der in Polen auf einem öden Anger, über den der Nordostwind hinschnitt, hilflos und schauernd dalag und kaum so viel anhatte, damit er seine Blöße bedecken konnte!
 
Der arme Teufel dauerte mich von ganzer Seele; ob mir gleich selbst das Herz im Leibe fror, warf ich dennoch meinen Reisemantel über ihn her. Plötzlich erscholl eine Stimme wie vom Himmel herab, die, gerührt über dieses Liebeswerk, mir zurief: »Das war brav gehandelt, mein Sohn, das soll dir nicht unvergolten bleiben!«
 
Ich ließ das gut sein und ritt weiter, bis mich Nacht und Dunkelheit überfielen. Nirgends war etwas von einem Dorfe zu hören noch zu sehen. Das ganze Land lag gleichförmig mit Schnee bedeckt vor mir, und ich konnte weder Weg noch Steg erkennen.
 
Des Reitens müde, stieg ich endlich ab und band mein Pferd an einen Gegenstand, den ich für einen Baumstumpf hielt, der aus dem Schnee hervorragte. Zur Sicherheit nahm ich meine Pistolen unter den Arm und legte mich nicht weit von dem Pferde in den Schnee nieder. Dann tat ich ein so gesundes Schläfchen, daß mir die Augen nicht eher wieder aufgingen, als bis es heller, lichter Tag war.
 
Wie groß war aber mein Erstaunen, als ich fand, daß ich mitten in einem Dorfe auf dem Kirchhof lag! Mein Pferd war anfänglich nirgends zu sehen; doch hörte ich es bald darauf irgendwo über mir wiehern. Als ich nun emporsah, wurde ich gewahr, daß es an den Wetterhahn des Kirchturms gebunden war und von da herunterhing.
 
Nun wußte ich sogleich, wie dies zugegangen war. Das Dorf war nämlich die Nacht über so tief zugeschneit gewesen, daß der Schnee selbst die höchsten Häuser und alle Bäume zudeckte, und was ich in der Dunkelheit für den Stumpf eines Bäumchens, der über den Schnee hervorragte, gehalten und daran mein Pferd gebunden hatte, das war das Kreuz oder der Wetterhahn des Kirchturms gewesen.
 
Bei Nacht hatte nun das Wetter auf einmal umgeschlagen, es begann zu tauen, und ich war im Schlaf nach und nach, so wie der Schnee zusammengeschmolzen war, ganz sanft herabgesunken.
 
Wie sollte ich aber wieder zu meinem Pferde gelangen, das an der Turmspitze baumelte und zum Glück die Hinterbeine am Rande des Daches aufgesetzt hatte? Ohne mich lange zu besinnen, nahm ich meine Pistolen, schoß nach dem Halfter, mit dem das Pferd angebunden war, und traf so geschickt, daß das Tier los wurde und ich auf diese Art wieder glücklich zu meinem Pferde kam.
 
Hierauf setzte ich meine Reise fort. Es ging alles gut, bis ich nach Rußland kam, wo es aber nicht gebräuchlich ist, im Winter zu Pferde zu reisen. Wie es nun immer mein Grundsatz war, daß ich mich nach dem richtete, was ländlich, sittlich ist, so nahm ich dort einen kleinen Rennschlitten, der mit einem einzelnen Pferd bespannt war, und fuhr wohlgemut auf Sankt Petersburg los.
 
Ob es nun in Estland oder in Ingermannland war, weiß ich nicht mehr gewiß, so viel aber besinne ich mich noch wohl, daß es mitten in einem fürchterlichen Walde war, wo ich einen entsetzlichen Wolf mit aller Schnelligkeit des gefräßigsten Winterhungers hinter mir herlaufen sah. Er holte mich bald ein, und es war schlechterdings unmöglich, ihm zu entkommen.
 
Mechanisch legte ich mich platt in den Schlitten nieder und ließ mein Pferd zu unserm beiderseitigen Besten ganz allein sorgen. Was ich zwar vermutete, aber kaum zu hoffen und zu erwarten wagte, das geschah gleich nachher. Der Wolf bekümmerte sich nicht im mindesten um meine Wenigkeit, sondern sprang über mich hinweg, fiel wütend auf das Pferd, riß ab und verschlang auf einmal den ganzen Hinterteil des armen Tieres, welches vor Schrecken und Schmerz nur desto schneller lief.
 
Wie ich nun auf diese Art selbst so unbemerkt und gut davongekommen war, so erhob ich ganz verstohlen mein Gesicht und nahm mit Entsetzen wahr, daß der Wolf sich beinahe über und über in das Pferd hineingefressen hatte. Kaum aber hatte er sich so hübsch hineingezwängt, so nahm ich meinen Vorteil wahr und fiel ihm tüchtig mit meiner Peitsche auf das Fell.
 
Solch ein unerwarteter Überfall in diesem Futteral verursachte ihm keinen geringen Schrecken; er strebte mit aller Macht vorwärts, der Leichnam des Pferdes fiel zu Boden, und siehe! an seiner Statt steckte mein Wolf in dem Geschirre.
 
Ich meinerseits hörte nun noch weniger auf zu peitschen, und wir langten in vollem Galopp gesund und wohlbehalten in Sankt Petersburg an, ganz gegen unsere beiderseitigen Erwartungen und zu nicht geringem Erstaunen aller Zuschauer. 
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