Es war Ende Januar; es war ein fürchterlicher Schneesturm; der Schnee flog in wehenden Wirbeln durch Straßen und Wege. Die Fenster waren von außen überkleistert mit Schnee, von den Dächern stürzte er in Haufen herab, und die Leute waren alle wie auf der Flucht. Sie liefen und sie flogen und sie fielen einander in die Arme, hielten einander einen Augenblick fest und konnten so lange festen Fuß fassen. Droschken und Pferde waren wie überpudert, die Diener standen mit dem Rücken gegen die Karossen und fuhren rücklings gegen den Wind, die Fußgänger hielten sich immer in dem Schutz der Wagen, die nur langsam in dem tiefen Schnee vorwärtskamen; und als sich endlich der Sturm legte und ein schmaler Steg die Häuser entlang ausgegraben wurde, standen die Leute doch dort lange, wenn sie einander trafen, keiner von ihnen hatte Lust, den ersten Schritt zu machen und in den tiefen Schnee zu treten, damit der andere vorbeilaufen konnte. Schweigend standen sie, bis endlich wie in einer stillen Übereinkunft jeder von ihnen ein Bein preisgab und es in den Schneehaufen versenkte. Gegen Abend wurde es windstill. Der Himmel sah aus, als ob er reingefegt und noch höher und durchsichtiger gemacht worden wäre, die Sterne schienen nagelneu, und einige waren ganz blau und klar - und es fror, daß es knackte, bald konnte da die oberste Schneedecke so stark werden, daß sie in der Morgenstunde die Spatzen trug; sie hüpften bald hinab, bald hinauf, wo geschaufelt war, aber viel Futter war nicht zu finden und sie froren ordentlich.
"Piep", sagte der eine zum anderen, "das nennt man jetzt neues Jahr! Das ist ja schlimmer als das alte! Da hätten wir das ebenso gut behalten können! Ich bin unzufrieden und ich habe Grund dazu!"
"Ja, da laufen nun die Menschen herum und knallen das neue Jahr ein", sagte ein kleiner, verfrorener Spatz, "sie schlugen Töpfe an den Türen entzwei und waren wie verrückt vor Freude darüber, daß jetzt das alte Jahr weg sei; und ich war auch froh darüber, denn ich erwartete, daß wir nun warme Tage bekommen würden. Aber daraus ist nichts geworden, es friert ärger als zuvor. Die Menschen haben sich in der Zeitrechnung geirrt."
"Das haben sie!" sagte ein dritter, der alt und weiß auf dem Kopf war; "sie haben da etwas, was man Kalender nennt, das ist so ihre eigene Erfindung, und alles soll danach gehen! Aber es tut es nicht. Wenn der Frühling kommt, dann beginnt das Jahr, das ist der Gang der Natur, und danach rechne ich."
"Aber, wann kommt der Frühling?" fragten die anderen.
"Er kommt, wenn der Storch kommt, aber es ist sehr unbestimmt mit ihm, und hier in der Stadt ist keiner, der etwas davon weiß. Draußen auf dem Lande wissen sie es besser. Sollen wir hinausfliegen und warten? Da ist man dem Fühling näher!"
"Ja, das kann sehr gut sein", sagte einer von ihnen, der lange herumgesprungen war und gepiepst hatte, ohne eigentlich etwas zu sagen. "Ich habe hier in der Stadt einige Annehmlichkeiten, die ich fürchte, draußen zu entbehren. Hier ist ein Hof in der Nähe, und da ist eine Menschenfamilie, die sehr vernünftig darauf gekommen ist, drei oder vier Blumentöpfe an die Wand zu nageln mit der großen Öffnung nach innen und dem Boden nach außen. Darein ist nun ein Loch geschnitten, daß ich aus- und einfliegen kann; da haben mein Mann und ich unser Nest und da sind all unsere Jungen ausgeflogen. Die Menschenfamilie hat das Ganze natürlich eingerichtet, um das Vergnügen zu haben, uns anzusehen, sonst hätten sie es gewiß nicht getan. Sie streuen Brotkrumen aus, auch zu ihrem Vergnügen, und wir haben unsere Nahrung; es ist also gewissermaßen für einen gesorgt. Und ich glaube auch, daß ich bleibe und mein Mann bleibt auch, obschon wir sehr unzufrieden sind, aber wir bleiben."
"Und wir fliegen hinaus aufs Land, um zu sehen, ob der Frühling nicht kommt!" Und fort flogen sie.
Und es war ordentlich Winter draußen auf dem Lande. Es fror noch einige Grade stärker als in der Stadt, und der scharfe Wind blies über die schneebedeckten Felder, und der Bauer mit großen Pulswärmern saß in seinem Schlitten und schlug die Arme um den Leib, um die Kälte herauszubringen; die Peitsche lag ihm auf den Knien, die mageren Pferde liefen, daß sie dampften, und die Spatzen hopsten in den Radspuren und froren. "Piep, wann kommt der Frühling? Es dauert so lang!"
"So lang!" klang es über die Felder hin und von dem höchsten mit Schnee bedeckten Hügel; und es konnte ein Echo sein, das man hörte, aber es konnte auch die Rede des seltsamen alten Mannes sein, der oben auf der Schneelehne bei Wind und Wetter saß; er war ganz weiß, wie ein Bauer in weißem Flauschrock, mit langem weißen Haar und weißem Bart und mit großen, klaren Augen.
"Wer ist der Alte dort drüben?" fragten die Spatzen.
"Das weiß ich!" sagte der alte Rabe, der auf dem Wegweiser saß und herablassend genug war, um anzuerkennen, daß wir alle kleine Vögelchen vor Gott sind, und sich deshalb auch mit den Spatzen einließ und eine Erklärung abgab. "Ich weiß, wer der Alte ist, es ist der Winter, der alte Mann vom vorigen Jahr. Er ist nicht tot, wie der Kalender sagt, nein, er ist vielmehr Vormund für den kleinen Prinzen Frühling, der kommt! Ja, der Winter führt das Regiment! Ja, es knackt wohl in euch, ihr Kleinen?"
"Ja, ist es nicht, wie ich sage?" sagte der Kleinste, "der Kalender ist nur Menschenerfindung, er ist nicht nach der Natur eingerichtet. Das sollten sie uns überlassen, wir sind feiner organisiert!"
Und es verging eine Woche, es vergingen beinahe zwei, der Wald war schwarz, der gefrorene See lag so schwer und sah aus wie erstarrtes Blei. Die Wolken, ja, das waren keine Wolken, nasser, eiskalter Nebel hing über das Land hin, die schwarzen Krähen flogen in Scharen, ohne zu schreien, es war, als schliefe alles. Ein Sonnenstrahl glitt über den See hin, und er schimmerte wie geschmolzenes Zinn. Die Schneedecke über das Feld hin und oben auf dem Hügel glitzerte nicht mehr wie Silber. Aber die weiße Gestalt, der Winter selbst, saß noch da, den Blick stetig nach Süden gerichtet. Er merkte aber nicht, daß die Schneedecke in die Erde einsank, daß hier und da ein kleiner, grasgrüner Fleck hervorkam und daß es von Spatzen wimmelte. "Frühling? Kommt jetzt der Frühling?" klang es über die Felder und Wiesen hin. Durch die schwarzbraunen Wälder, wo das Moos frischgrün auf dem Baumstamm glänzte, und durch die Luft kamen von Süden her die beiden ersten Störche geflogen: auf dem Rücken eines jeden saß ein schönes kleines Kind, ein Junge und ein Mädchen, und die küßten die Erde zum Gruß, und wo sie die Füße hinsetzten, wuchsen weiße Blüten unter dem Schnee hervor. Hand in Hand gingen sie zu dem alten Eismann hin, warfen sich an seine Brust zum Gruß, und im Augenblick waren sie alle drei verborgen und die ganze Landschaft verborgen; ein dicker nasser Nebel, dicht und schwer, hüllte alles ein. Gleich darauf wehte es, der Wind fuhr dahin, er kam in starkem Schwung und jagte den Nebel fort, die Sonne leuchtete warm. Der Winter war verschwunden, die schönen Kinder des Frühlings saßen auf dem Throne des Jahres.
"Das nenne ich Neujahr!" sagten die Spatzen, "nun kriegen wir wieder unsere Rechte und Ersatz für den schroffen Winter!"
Wohin sich die beiden Kinder wandten, da schössen große Knospen an Büschen und Bäumen hervor, da wurde das Gras höher, das Saatfeld wurde grüner und grüner, und nach allen Seiten warf das kleine Mädchen Blumen aus. Sie hatte sie im Überfluß in ihrer Schürze, sie schienen hervor zu wimmeln, immer war sie voll, wie eifrig sie auch mit dem Werfen war. In ihrer Eile schüttete sie ihren ganzen Blumenschnee über Apfel- und Pfirsichbäume, so daß sie in voller Pracht standen, bevor sie noch richtig grüne Blätter hatten. Und sie klatschte in die Hände, und der Junge klatschte, und da kamen die Vögel hervor. Man wußte nicht, woher sie alle zwitscherten und sangen! "Der Frühling ist da!"
Es war schön zu sehen, und manch altes Mütterchen kam vor ihre Türe in den Sonnenschein, schützte die Augen mit der Hand, sah auf die gelben Blumen, die über die ganze Wiese hin prangten, ganz wie in ihren jungen Tagen. Die Welt war wieder jung geworden. "Es ist ein herrlicher Tag hier", sagte sie. Und der Wald war noch braun und grün, Knospen an Knospen, aber die Maiglöckchen kamen hervor, frisch und duftend. Die Veilchen standen in einer Fülle und Anemonen, Kuhschellen und Ochsenschellen... Ja, in jedem Grashalm war Duft und Kraft. Es war wirklich ein Prachtteppich, darauf zu sitzen, und da saß des Frühlings junges Paar, hielt einander an den Händen, sang und lächelte und wuchs mehr und mehr.
Ein milder Regen fiel vom Himmel auf sie, sie merkten es nicht, Regentropfen und Freudentränen wurden ihnen eins, und Braut und Bräutigam küßten einander, und in dem Augenblick schlug der Wald aus . . . Als die Sonne aufging, waren all die Wälder grün.
Und Hand in Hand ging das Brautpaar unter dem frischen, hängenden Laubdach dahin, wo nur die Strahlen der Sonne und die Schlagschatten Farbenunterschiede im Grünen machten. Eine jungfräuliche Reinheit und ein erfrischender Duft war in den feinen Blättern. Klar und lebendig rieselten Fluß und Bach zwischen dem saftgrünen Schilf dahin über die bunten Steine. "Vollauf, immer und ewig, ist hier und bleibt hier!" sagte die ganze Natur, und der Kuckuck sang, und die Lerche schlug, es war der herrlichste Frühling. Doch die Weidenbäume trugen Wollhandschuhe an ihren Blüten, sie waren so schrecklich vorsichtig, und das ist langweilig.
Und es vergingen Tage und es vergingen Wochen, die Wärme wälzte sich herab. Heiße Luftwogen gingen durch das Korn, das mehr und mehr gilbte. Des Nordens weiße Lotos auf dem Waldsee breitete ihre großen grünen Blätter über den Wasserspiegel, und die Fische suchten darunter Schatten; und auf der Sonnenseite des Waldes, wo die Sonne auf die Wände des Bauernhauses brannte und ihre blühenden Rosen ordentlich durchwärmte und die Kirschbäume voll saftiger schwarzer, heißer Beeren hingen, saß des Sommers schöne Frau, die wir als Kind und Braut gesehen haben; und sie sah nach den dunklen, aufsteigenden Wolken, die in Wellenform wie Berge schwarzblau und schwer sich höher und höher erhoben. Von drei Seiten kamen sie. Tiefer und tiefer wie ein versteinertes, umgekehrtes Meer senkten sie sich auf den Wald, wo alles wie durch Zauber verstummte; jedes Lüftchen hatte sich gelegt, jeder Vogel schwieg, es war ein Ernst, eine Erwartung in der ganzen Natur; aber auf Weg und Steg eilten all die Leute dahin, um unter Dach zu kommen.
Da leuchtete es plötzlich auf, als bräche die Sonne hervor, glänzend, blendend, alles verbrennend, und dann wurde es wieder dunkel in einem rollenden Donner; das Wasser stürzte in Strömen herab, es wurde Nacht und es wurde Licht, es wurde Stille und es wurde Getöse. Das junge, braune Röhricht im Moor bewegte sich in langen Wogen, des Waldes Zweige verbargen sich in Wassernebeln, Dunkel kam und Licht kam, Stille und Getöse. - Gras und Korn lag wie niedergeschlagen, wie hingeschüttet, als sollte es sich nie mehr erheben. - Plötzlich wurde der Regen zu einzelnen Tropfen, die Sonne leuchtete, und von Halm und Blatt schimmerten die Wassertropfen wie Perlen, die Vögel sangen, die Fische sprangen aus dem Flußwasser auf, die Mücken tanzten, und draußen auf den Steinen in dem sturmgepeitschten Meerwasser saß der Sommer selbst, der kräftige Mann mit den vollen Gliedern und dem triefend nassen Haar; und verjüngt von dem frischen Bade saß er im warmen Sonnenschein. Die ganze Natur war ringsum verjüngt, alles stand üppig, kräftig und schön, es war Sommer, der herrliche warme Sommer.
Und belebend und süß war der Duft, der aus dem üppigen Kleefeld kam, die Bienen summten um die alte Thingstätte; Brombeerranken schlangen sich an dem Altarstein herauf, der vom Regen gewaschen im Sonnenlicht glänzte; und dahin flog die Bienenkönigin mit ihrem Schwärm und setzte Wachs und Honig ab. Keiner sah es außer dem Sommer und seinem kräftigen Weibe, ihnen stand der Altartisch gedeckt mit Opfergaben der Natur.
Und der Abendhimmel strahlte wie Gold, keine Kirchenkuppel glänzte so reich, und der Mond leuchtete zwischen Abendröte und Morgenröte. Es war Sommer!
Und es vergingen Tage, und es vergingen Wochen, der Schnitter blanke Sensen glänzten in den Kornfeldern, die Zweige des Apfelbaumes beugten sich mit roten und gelben Früchten, der Hopfen duftete und hing in großen Ranken, und unter dem Haselbusch, wo die Nüsse in schweren Klumpen saßen, ruhten Mann und Weib, der Sommer mit seiner ernsterfüllten Frau.
"Welcher Reichtum!" sagte sie, "ringsum Segen, heimlich und gut! Und doch, ich weiß nicht, ich sehne mich nach Ruhe und Rast! Ich weiß das Wort nicht dafür! Nun pflügen sie schon wieder das Feld, mehr und immer mehr wollen die Menschen gewinnen! Sieh, die Störche kommen in Scharen und folgen in einiger Entfernung dem Pflug. Ägyptens Vogel, der uns durch die Luft trug! Erinnerst du dich, wie wir beide als Kinder in die Lande des Nordens kamen? Blumen brachten wir und Sonnenschein und grüne Wälder. Mit ihnen hat nun der Wind übel verfahren. Sie werden braun und dunkel wie an den Bäumen des Südens, aber sie tragen nicht wie diese goldene Früchte!"
"Die möchtest du sehen", sagte der Sommer, "dann freue dich doch!" Und er hob seinen Arm, und die Blätter des Waldes färbten sich rot und gelb, es kam eine Farbenpracht über alle Wälder, die Rosenhecken schimmerten von hellen roten Hagebutten, die Holunderzweige hingen mit großen schweren schwarzbraunen Beeren, die wilden Kastanien fielen reif aus den schwärzlich grünen Schalen, und drinnen im Walde blühten die Veilchen zum zweiten Male.
Aber die Königin des Jahres wurde stiller und stiller, wurde immer bleicher. "Es weht kalt", sagte sie, "die Nacht hat nasse Nebel! Ich sehne mich nach dem Kinderland!"
Und sie sah die Störche fortfliegen, einer nach dem anderen, und sie streckte ihnen die Hände nach. Sie sah zu den Nestern auf, die leer standen, und wo in dem einen die langstielige Kornblume und in dem anderen die gelbe Ringelblume wuchs, als wären sie selbst nur da, ihnen zum Schutz zu dienen; und die Spatzen kamen hinauf.
"Piep, wo ist die Herrschaft geblieben? Die können es wohl nicht vertragen, angeweht zu werden, und da sind sie aus dem Lande gezogen! Glück auf die Reise!"
Und gelber und gelber wurden die Blätter des Waldes, Laub fiel vom Baum, die Stürme des Herbstes sausten, es war späte Herbsteszeit! Und auf gelbem Laubfall saß die Königin des Jahres und sah mit milden Augen nach den glänzenden Sternen, und ihr Gatte stand bei ihr. Ein Windstoß wirbelte im Laub, es fiel noch mehr, da war sie fort, aber ein Schmetterling, der letzte des Jahres, flog durch die kalte Luft.
Und die nassen Nebel kamen und der eisige Sturm, die dunklen, längsten Nächte. Der König des Jahres stand in schneeweißem Haar, aber er wußte es nicht, er glaubte, daß es Schneeflocken waren, die aus den Wolken fielen. Eine dünne Schneedecke lag über dem grünen Feld.
Und die Kirchenglocken läuteten zur Weihnachtszeit.
"Geburtstagsglocken erklingen!" sagte der König des Jahres, "bald wird das neue Herrscherpaar geboren, und ich darf ruhen wie sie, ruhen in schimmernden Sternen!"
Und in dem frischen, grünen Tannenwald, wo der Schnee lag, stand der Weihnachtsengel und weihte die jungen Bäume, die zu seinem Feste sollten.
"Freude in jeder Wohnung und unter den grünen Zweigen . . .!" sagte der alte König des Jahres. Die Woche hatte ihn zu einem schneeweißen Greis gealtert. "Die Stunde der Ruhe kommt nun für mich, das junge Paar des Jahres erhält nun Krone und Szepter!"
"Und doch ist die Macht dein", sagte der Weihnachtsengel. "Macht und nicht Ruhe! Laß den Schnee wärmend über die junge Saat sich hinlegen, lerne es ertragen, daß einem anderen gehuldigt werde und doch du der Herrscher bist. Lerne es, vergessen zu sein und doch zu leben. Die Stunde deiner Freiheit kommt, wenn der Frühling kommt."
"Wann kommt der Frühling?" fragte der Winter.
"Er kommt, wenn der Storch kommt!"
Und in stillen Gedanken nickte der Winter dem blattlosen Wald, eiskalt, alt und gebeugt, aber stark wie der Wintersturm und die Macht des Eises, hoch auf der Schneelehne des Hügels und sah nach Süden, wie der vorige Winter gesessen und ausgeschaut hatte. - Das Eis knackte, der Schnee knirschte, die Schlittschuhläufer schwangen sich über das blanke Eis, die schwarzen Raben und Krähen nahmen sich gut aus auf dem weißen Grunde. Kein Wind rührte sich. Und in der stillen Luft rang der Winter die Hände, und das Eis wurde klafterdick.
Da kamen wieder die Spatzen aus der Stadt und fragten: "Wer ist der alte Mann dort?" und der Rabe saß wieder dort oder ein Sohn von ihm, der ihm ganz gleich sieht, und er sagte: "Es ist der Winter! Der alte Mann vom vorigen Jahr! Er ist nicht tot, wie der Kalender sagt, sondern Vormund des Frühlings, der kommt!"
"Wann kommt der Frühling?" fragten die Spatzen, "dann bekommen wir gute Zeiten und bessere Regierung! Die alte taugt nichts!"
Und in stillen Gedanken nickte der Winter dem blattlosen schwarzen Wald zu, wo jeder Baum der Zweige schöne Form und Biegung zeigte; und in Winterschlummer senkten sich der Wolken eiskalte Nebel, - der Herrscher träumte von der Zeit seiner Jugend und seiner Mannheit, und bei Tagesanbruch stand der ganze Wald herrlich im Rauhreif, das war des Winters Sommertraum; der Sonnenschein sog den Rauhreif von den Zweigen.
"Wann kommt der Frühling?" fragten die Spatzen.
"Frühling!" tönte es wie ein Echo von den Hügeln, wo der Schnee lag, und die Sonne schien wärmer und wärmer, der Schnee schmolz, die Vögel zwitscherten: "Der Frühling kommt!"
Und hoch durch die Luft kam der erste Storch, der andere folgte; ein schönes Kind saß auf eines jeden Rücken, und sie senkten sich herab auf das offene Feld und küßten die Erde, und sie küßten den alten weißen Mann; und wie Moses von dem Berge verschwand, wurde er von Nebelwolken fortgetragen.
Die Geschichte des Jahres war zu Ende.