Es wollte einmal ein Jäger einen Affen fangen. Da aber die Affen sehr schlaue Tiere sind, gelang es ihm lange Zeit nicht einen zu fangen.
Da fiel ihm plötzlich eine List ein. Er nahm eine große Schüssel, füllte sie bis obenan mit Sake und stellte sie etwas entfernt vom Rande des Waldes auf.
Der Affe hatte, hinter den Blättern eines Baumes versteckt, dem Jäger zugeschaut und als dieser sich entfernt hatte, sprang er vom Baume und wollte sehen, was in der Schüssel sei.
Er roch, daß es Sake sei.
»Aha!« dachte er, »ich soll den Sake trinken und wenn ich betrunken bin, will mich der Jäger fangen. Aber ich bin klüger als er denkt und werde von dem Sake nichts trinken.«
Damit ging er zurück, blieb aber nach einem Weilchen stehen; denn der Sake roch doch zu lieblich und verführerisch.
»Was kann es schaden«, setzte er sein Selbstgespräch fort, »wenn ich nur davon nippe und einige Tropfen genieße! Das macht noch lange nicht betrunken. Nur vorsichtig muß ich sein und darf nicht zu viel trinken!«
Zögernd ging er wieder zurück und näherte sich der Schüssel; dann schlürfte er einige Tropfen, die ihm recht gut schmeckten.
»Ein wenig mehr kann nichts schaden!« dachte er weiter und nahm wieder einige Tropfen zu sich.
»Ah, wie das wohl tut!« sprach er mit dem Sake liebäugelnd, »nur noch einen kräftigen Schluck, dann aber sei es genug und fort von hier«.
Er nahm nun einen recht großen Schluck und lief dann zum Walde zurück, aber am Rande blieb er stehen.
»Noch bin ich nicht betrunken,« meinte er, »und ich merke nichts weiter als ein angenehmes Wohlgefühl. Zu stark scheint mir also der Sake nicht zu sein oder ich kann mehr vertragen, als ich dachte.
Übrigens habe ich ja auch fast gar nichts getrunken; die Schüssel ist noch nahezu voll. Also schnell nochmals hin und einen guten Zug getan.«
Auch dies geschah; aber der Zug war so kräftig, daß nur noch ein kleiner Rest in der Schüssel blieb, den der Affe überlegend betrachtete und schließlich auch noch leerte; »denn dieser kleine Rest,« so philosophierte er, »macht jetzt auch nichts mehr aus.«
So war die Schüssel leer geworden, aber Kopf und Wangen des Affen waren voll; er konnte den Wald nicht mehr erkennen und wurde sehr müde.
Er nahm daher die Schüssel, stülpte sie um und legte sie unter seinen Kopf; dann schlief er ein, indem er noch dachte: »Was mag wohl aus dieser Geschichte jetzt werden?«
Kaum war er eingeschlafen, so kam der Jäger, band ihn und trug ihn nach Hause.
Als der Affe ausgeschlafen hatte, fand er sich in einem Käfig und hatte fürchterliche Schmerzen im Schädel.
So geht es, wenn man lüstern ist und sich nicht zu beherrschen weiß. Wer am Sake riecht, trinkt ihn dann auch.