„Ich denke mir, daß sie am heiligen Abend recht Heimweh bekommt.“
„Ich hätte es auch gedacht, doch heißt es in ihrem Telegramm: ‚darf ich bleiben‘, so scheint sie sich doch der Verlängerung zu freuen.“
Frau Reinwald schüttelte den Kopf. „Es heißt allerdings so, aber doch glaube ich, daß sie sich von ganzem Herzen sehnt, Weihnachten mit uns zu feiern.“
Franziska trat ins Zimmer und meldete Herrn Reinwald: „Der Hausherr läßt sagen, daß jemand aus N. am Telephon nach Ihnen fragt.“
„Das wird Gretchen betreffen,“ sagte Herr Reinwald und ging hinunter zum Hausherrn.
Am Telephon in N. stand Fräulein Trölopp; sie war es, die Herrn Reinwald zu sprechen wünschte.
„Ich soll im Auftrag Ihrer Verwandten fragen, ob Gretchen morgen mit Rudi und Betty zu Ihnen kommen dürfe?“
Herr Reinwald war sehr überrascht.
„Gretchen hat heute morgen angefragt, ob sie länger bleiben dürfe, und ich habe mich damit einverstanden erklärt.“
„Wohl, aber inzwischen wurde es anders beschlossen. Die Kleinen müssen aus dem Haus. Können Sie dieselben aufnehmen?“
„Für wie lange?“
„Für einige Wochen.“
„Die Kleinen sind vielleicht schon angesteckt, dann bekommen wir die Bescherung ins Haus!“
„Möglich, aber nicht wahrscheinlich.“
„Bitte, wer sind Sie eigentlich?“
„Sara Trölopp, neunundvierzig Jahre alt, ledig, Ersatz für die erkrankte Kinderfrau.“
„Danke; ich werde mit meiner Frau sprechen, in drei Minuten bin ich wieder hier.“
Nach kurzer Frist wurde das Gespräch wieder aufgenommen.
„Meiner Frau sind die kleinen Gäste von Herzen willkommen, auch auf die Gefahr hin, daß sie vielleicht hier ihren Scharlach durchmachen müssen. Sie will gern ihrer Schwester etwas abnehmen.“