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31 Walpurgisnacht

时间:2020-09-10来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Walpurgisnacht
Samstag, 30. April
 
Auf einen Tag im Jahre freuen sich die Kinder in Dalarna ebensosehr wie auf den Weihnachtsabend. Das ist die Walpurgisnacht, wo sie ringsumher im Lande Freudenfeuer anzünden dürfen.
 
Schon wochenlang vorher denken die Jungen und Mädchen an nichts weiter, als nur recht viel Holz zu den Walpurgisfeuern zusammenzutragen. Sie gehen in den Wald und sammeln dürre Zweige und Tannenzapfen, sie sammeln Späne beim Schreiner und Knüppel und Rinde und Holzknorren beim Holzfäller. Alle Tage gehen sie zum Kaufmann und betteln um alte Kisten; und wenn eines irgendwo eine alte Teertonne ergattert hat, dann versteckt es sie als seinen größten Schatz und wagt erst in der letzten Stunde damit herauszurücken, gerade ehe die Feuer angezündet werden sollen. Die kleinen Reisigzweige, mit denen man die jungen Bohnen und Erbsen stützt, sind in großer Gefahr, desgleichen auch alle die alten herausgerissenen Zaunpfähle, alles zerbrochene Holzgeschirr und alle auf dem Felde vergessenen Heureiter.
 
Wenn der große Abend endlich da ist, haben in jedem Dorfe die Kinder entweder auf einem Hügel oder auch am Seeufer aus dürren Zweigen und Reisig und allem möglichen nur erdenklichen Brennbarem einen großen Haufen aufgeschichtet. An einzelnen Orten haben sie sogar zwei, ja drei Holzstöße; denn manchmal entzweien sich die Mädchen und Knaben schon beim Sammeln des Holzes, oder die Kinder vom südlichen Teil des Dorfes wollen das Feuer bei sich haben, aber die Kinder vom nördlichen Teil gehen nicht darauf ein und verschaffen sich deshalb ihr Feuer auf eigene Rechnung.
 
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Die Holzstöße sind meist schon früh am Nachmittag fertig; und dann versammeln sich alle Kinder mit Zündholzschachteln in der Tasche um sie herum und warten ungeduldig auf den Einbruch der Dunkelheit. Um diese Jahreszeit ist es in Dalarna so schrecklich lang Tag! Um acht Uhr abends fängt es kaum erst an zu dämmern. Kalt und feucht ist es draußen, denn es ist ja noch halb Winter, und den Kindern wird die Zeit lang. Auf den freien Plätzen und auf den offenen Feldern ist aller Schnee schon geschmolzen, und mitten am Tage wenn die Sonne hoch am Himmel steht, ist es auch ganz behaglich warm; aber in den Wäldern liegen noch große Schneewehen, die Seen sind noch mit Eis bedeckt, und in der Nacht sinkt das Thermometer häufig immer noch mehrere Grade unter Null herab. Deshalb wird ab und zu auch einmal ein Feuer angezündet, ehe es so recht dunkel ist. Aber nur die kleinsten und ungeduldigsten Kinder übereilen sich in dieser Weise; die großen warten, bis die Nacht vollständig hereingebrochen ist, damit sich die Feuer recht großartig ausnehmen.
 
Endlich ist die richtige Stunde gekommen. Jedes Kind, es mag einen noch so kleinen Zweig zum Holzstoß beigetragen haben, ist anwesend; nun zündet der älteste Junge einen Strohwisch an und steckt ihn unten in den Haufen hinein. Sogleich beginnt das Feuer zu arbeiten; es knattert und knistert im Reisig; der Rauch wallt schwarz und drohend auf; endlich dringen die Flammen oben aus dem Reisighaufen heraus; hell und klar steigen sie auf einmal mehrere Meter in die Höhe, so daß sie in der ganzen Gegend gesehen werden können.
 
Wenn die Kinder eines Dorfes ihren eignen Holzstoß in vollen Brand gesetzt haben, nehmen sie sich Zeit, sich umzusehen. Ja, dort brennt ein Feuer, und dort drüben ein zweites! Jetzt flammt eins auf dem Hügel dort auf, und jetzt eins ganz droben auf dem Berge! Alle Kinder hoffen, ihr eignes Feuer werde das größte und hellste sein; und sie haben so große Angst, es könnte die andern möglicherweise nicht übertreffen, daß sie jetzt in der letzten Stunde nach den Häusern rennen und Vater und Mutter noch um ein paar Bretterstumpen oder um etwas Brennholz bitten.
 
Wenn das Feuer eine Weile gebrannt hat, kommen die Erwachsenen und die alten Leute auch herbei, es sich anzusehen. Aber das Feuer ist nicht allein schön und hell, es verbreitet auch eine schöne gute Wärme und verlockt dadurch die Zuschauer, sich auf den Steinen und Erdhügeln ringsum niederzulassen. Da sitzen sie und schauen in die Flammen, bis es einem einfällt, es wäre doch recht behaglich, wenn man an dem schönen Feuer ein Schälchen Kaffee kochen würde. Während der Kaffeekessel summt, erzählt wohl einer eine Geschichte; und wenn diese zu Ende ist, ist gleich wieder ein andrer mit einer neuen bei der Hand.
 
Die Erwachsenen denken hauptsächlich an den Kaffee und die Geschichten, die Kinder aber suchen das Feuer möglichst lange in hellem Brand zu erhalten. Dem Frühling ist es so schrecklich schwer geworden, den Schnee zu schmelzen und das Eis aufzutauen. Wie schön wäre es, wenn man ihm nun mit dem Feuer ein wenig helfen könnte! Sonst kann er ja unmöglich den Boden [280] rechtzeitig von der Kälte befreien, damit Bäume und Kräuter auch rechtzeitig ausschlagen können.
 
Die Wildgänse hatten sich für die Nacht auf dem Eise des Siljansees niedergelassen, und da ein schrecklich kalter Nordwind daherfegte, mußte der Junge unter den Flügel des weißen Gänserichs kriechen. Aber er hatte noch nicht lange dagelegen, als ihn ein Flintenschuß auffahren ließ. Rasch glitt er unter dem Flügel hervor und sah sich erschrocken um.
 
Hier draußen auf dem Eise, wo die Gänse ruhten, war alles ganz still, so sehr der Junge auch umherspähte, er konnte nirgends einen Jäger entdecken. Aber als er nach dem Lande hinschaute, nahm er etwas ganz Merkwürdiges wahr; er meinte zuerst, er sehe eine Gespenstererscheinung, etwas in der Art, wie damals die Stadt Vineta, oder den Garten bei Groß-Djulö.
 
Am Nachmittag waren die Gänse mehrere Male über dem großen See hin und her geflogen, ehe sie den Platz gewählt hatten, wo sie sich niederlassen wollten. Und da hatten sie dem Jungen die großen Kirchen und Dörfer gezeigt, die an den Ufern des Sees lagen. Er hatte Leksand, Rättvik, Mora und die Sollerö gesehen. Die Kirchendörfer waren sehr groß, sie sahen wie richtige Landstädte aus, und der Junge hatte sich sehr verwundert, wie dicht bebaut dies Land hier im Norden war. Die ganze Gegend erschien ihm viel freundlicher und lachender, als er erwartet hatte; er hatte durchaus nichts Unheimliches oder Schreckeneinjagendes entdecken können.
 
Aber jetzt, in der dunkeln Nacht, flammte an diesen selben Ufern ein großer Kranz von hellen Feuern auf. Überall sah man sie lodern: in Mora am nördlichen Ende des Sees, am Ufer der Sollerö in Vikarby, auf der Höhe über dem Dorfe Sjurberg, auf dem Kirchenplatz ganz draußen auf der Landzunge bei Rättvik, auf dem Lerdalberg, und dann weiterhin auf allen Landzungen und Hügeln bis hinunter nach Leksand. Der Junge zählte mehr als hundert Feuer; er konnte ganz und gar nicht begreifen, wo sie hergekommen wären, und ob nicht Hexerei und Zauberkunst mit im Spiele sei.
 
Bei dem Schuß waren auch die Wildgänse erwacht, aber sobald Akka einen Blick auf den Strand geworfen hatte, sagte sie: „Die Menschenkinder treiben heute Kurzweil.“ Hierauf steckten alle Wildgänse die Köpfe aufs neue unter die Flügel und schliefen sogleich wieder ein.
 
Der Junge aber betrachtete die Feuer, die das ganze Ufer wie eine lange Reihe von goldenen Kleinodien schmückten, und wie eine Motte wurde er von dem Licht und der Wärme unwiderstehlich angezogen; er wäre gern näher hingegangen, aber er wußte nicht recht, ob er die Gänse ohne Gefahr verlassen könnte. Ein Schuß um den andern tönte zu ihm herüber, und da er jetzt wußte, daß keine Gefahr damit verbunden war, lockten ihn auch diese. Die Leute dort drüben bei den Feuern schienen so vergnügt zu sein, daß sie sich am Lachen und Jubeln nicht genügen lassen konnten, sie mußten auch noch Freudenschüsse abfeuern. Und jetzt wurden bei einem Feuer, das auf einem Berg brannte, überdies noch [281] Raketen abgebrannt. Dort hatten sie ein riesiges Feuer, und es lag hoch droben; aber das war ihnen noch nicht genug, sie wollten es noch schöner haben. Bis hinauf in die Wolken des Himmels sollte man sehen, wie vergnügt sie wären.
 
Der Junge hatte sich ganz allmählich dem Ufer genähert; da drang plötzlich Gesang an sein Ohr, und jetzt hielt ihn nichts mehr zurück; er rannte dem Lande zu, da mußte er dabei sein.
 
Aus der Tiefe der Rättviker Bucht führt eine ungewöhnlich lange Dampfschiffbrücke ins Wasser hinaus; am äußersten Ende dieser Brücke stand eine Anzahl von Sängern, die in der späten Nachtstunde ihre Lieder über den See hinklingen ließen. Es war fast, als meinten sie, der Frühling schlafe, den Wildgänsen gleich, draußen auf dem Eise des Siljansees, und sie müßten ihn wecken.
 
Die Sänger huben an mit dem Lied: „Ich weiß ein Land weit droben im Nord!“ Dann kam: „Im Sommer gar schön, wenn die Erde sich freut, im Tal bei zwei Flüssen, den großen.“ Dann: „Der Marsch geht nach Tuna!“ Hierauf: „Freie, große, kecke Männer,“ und zum Schluß: „In Dalarna wohnten, in Dalarna wohnen“. Es waren lauter Lieder über Dalarna. Auf der Brücke selbst brannte kein Feuer, und die Sänger konnten nicht weit umhersehen, aber mit den Tönen tauchte vor ihnen und vor allen, die zuhörten, ihr Land auf, schöner und hinreißender, als wenn sie es beim Tageslicht gesehen hätten. Es war, als wollten sie den Frühling also anflehen: „Sieh, solch ein Land wartet auf dich! Willst du uns nicht zu Hilfe kommen? Willst du den Winter noch länger seinen Druck über diese wunderschöne Gegend ausüben lassen?“
 
Nils Holgersson lauschte dem Gesang unbeweglich bis zum Ende, dann erst eilte er dem Lande zu. Ganz drinnen in der Bucht war das Eis schon geschmolzen; es war aber hier so viel Sand angeschwemmt, daß der Junge ganz gut bis zu einem Feuer hingelangen konnte, das dicht am Uferrain lag. Vorsichtig, vorsichtig schlich er sich immer näher heran, bis er die Menschen, die neben dem Feuer standen oder saßen, sehen und auch hören konnte, was sie sprachen. Und wieder begann er sich über das, was sie sagten, zu verwundern und sich zu fragen, ob er nicht eine Spukerscheinung vor sich habe. Noch nie hatte er Menschen in solchen Anzügen gesehen. Die Frauen trugen schwarze spitzige Mützen auf dem Kopf, kleine weiße Pelzjäckchen, rosa Tücher um den Hals, grünseidene Leibchen und schwarze Röcke mit einem weiß, rot, grün und schwarz gestreiften Vorderblatt. Die Männer hatten runde Hüte mit niedrigem Kopf, blaue Röcke mit rot eingefaßten Säumen, gelbe Lederhosen, die bis an die Kniee reichten und von roten mit Quästchen gezierten Strumpfbändern festgehalten wurden. Der Junge wußte nicht, ob es nur von den Anzügen herkäme, aber er meinte, diese Menschen sähen ganz anders aus als an andern Orten: viel stattlicher und viel vornehmer. Er hörte, daß sie miteinander sprachen, konnte aber lange kein Wort verstehen. Da fielen ihm die schönen Kleider ein, die seine Mutter in ihrer Truhe verwahrte und die seit ewiger Zeit niemand hatte tragen wollen, und er fragte sich, ob er hier nicht am Ende Leute aus früheren Zeiten vor sich habe, Leute, die in den letzten hundert Jahren nicht mehr auf Erden geweilt hätten.
 
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Dies war jedoch nur ein Gedanke, der ihm durch den Kopf ging und gleich wieder verschwand, denn er sah wohl, daß diese Leute hier lebendige Menschen waren. Die Ursache aber, warum der Junge so dachte, ist die, daß sich die Bewohner am Siljansee in ihrer Rede, in ihrer Tracht und in ihren Sitten noch mehr von den vergangenen Zeiten bewahrt haben, als es an andern Orten der Fall ist.
 
Bald wurde sich der Junge auch darüber klar, daß die Leute dort am Feuer von alten Zeiten sprachen. Sie erzählten, wie es ihnen in ihren jungen Jahren ergangen sei, wo sie auf weiten Wegen in andre Landesteile hätten wandern müssen, um durch ihre Arbeit den ihrigen daheim das tägliche Brot zu verschaffen. Der Junge hörte mehrere Leute ihre Geschichte erzählen; aber später konnte er sich doch am besten an das erinnern, was eine ganz alte Frau aus ihrem Leben mitgeteilt hatte. 
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