„Ei, ei,“ sagte die Maus. „Das hätte ich mir nicht träumen lassen.“
„Und doch ist es die reine Wahrheit,“ erwiderte der Wind. „Jeden Tag verunglimpft man mich, weil ich die Wünsche meines Herrn erfülle.“
„Wer ist dein Herr?“ fragte die Maus.
„Mein Herr ist die Sonne,“ sagte der Wind. „Sie ist schuld an all dem Bösen, das ich tue, aber ich bekomme Prügel dafür.“
„Erzähle,“ rief die Maus.
„Das ist bald erzählt. Siehst du, jetzt liege ich hier still und tue keiner Katze etwas.“
„Das ist hübsch von dir,“ sagte die Maus. „Allerdings muß ich dir sagen: wenn ich jemandem etwas Schlechtes wünsche, so ist es die Katze!“
„Es handelt sich für meine Person, gar nicht um hübsch oder nicht hübsch,“ sagte der Wind. „Ich kann nichts von selbst tun. Aber höre zu: wenn die[S. 275] Sonne drüben im Osten recht stark zu scheinen beginnt, dann muß ich augenblicklich fort und muß Westwind sein, ich mag wollen oder nicht.“
„Ich kann dir nicht folgen,“ sagte die Maus.
„Gewiß,“ fuhr der Wind fort. „Die Luft, die von der Sonne erwärmt worden ist, steigt in die Höhe... das tut warme Luft immer, weil sie leichter ist als kalte.“
„Ja, mir ist das gleichgültig,“ sagte die Maus, die sich gekränkt fühlte, weil sie die Sache nicht verstand.
„Aber mir nicht,“ rief der Wind. „Denn da, wo vorher die Luft war, entsteht ein leerer Raum, und dann heißt es sofort: ‚Pst, Wind, komm geschwind mit frischer Luft hierher!‘ Und wenn ich still gelegen habe, so soll ich auf und davon rennen; und wenn ich Ostwind gewesen bin, so soll ich auf die Minute Kehrt machen und Westwind sein.“
„Aha,“ sagte die Maus. „So hängt die Sache zusammen. Da hast bloß zu gehorchen.“