„Gott sei Dank!“ sagte der alte Pfahl. „Das war zu viel Feuchtigkeit für so einen alten Herrn wie ich, der die Gicht und das Podagra hat.“
Im selben Augenblick spürte er etwas, das auf seinem Kopfe herumkrabbelte, und gewahrte einen behenden kleinen Gesellen, der auf ihm saß und in ein Loch hineinguckte, das der alte Pfahl noch aus der Zeit hatte, als er im Zaune stand.
Der Kleine hatte vier durchsichtige Flügel und sechs dünne Beine. Auf dem Kopfe hatte er zwei Fühler, mit denen schnupperte er an dem Loch, während er es umsprang und an allen Ecken und Kanten untersuchte.
„Mit Verlaub,“ sagte der Pfahl, „wonach gucken Sie?“
Der kleine Bursche antwortete nicht, sondern schnupperte weiter an dem Loch.
„Wer sind Sie?“ fragte der Pfahl wieder.
„Ich bin die Grabwespe,“ entgegnete der Kleine.
„Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen,“ sagte der Pfahl. „Vielleicht darf ich mich auch vorstellen: Ich bin der alte Pfahl!“
„Das bist du,“ erwiderte die Grabwespe. „Und zwar ein wunderschöner alter Pfahl!“
„Tausend Dank!“ rief der Pfahl vergnügt. „Ich bekomme wirklich recht selten etwas so Angenehmes zu hören. Alle meine Nachbarn schelten mich aus von früh bis spät.“
Hierzu hatte die Grabwespe nichts zu bemerken, sie kroch vielmehr ganz in das Loch hinein.
„Was suchen Sie eigentlich?“ fragte der Pfahl.
„Ich beabsichtige, mein Ei in dir zu legen,“ antwortete die Grabwespe.
Der alte Pfahl strahlte vor Vergnügen.
„Aha!“ sagte er. „Und dann kommen Sie mit Ihrem Gemahl, und während Sie brüten, singt er..“
„Dummes Zeug!“ schrie die Grabwespe.
„Entschuldigen Sie!“ sagte der Pfahl. „Ich dachte, es wäre so wie bei der Nachtigall.“
„Ist hier eine Nachtigall?“ rief die Grabwespe erschrocken und versteckte sich tief im Loche.