Michelle löste den Anschnallgurt, öffnete die Wagentür und hüpfte aus ihrem Kindersitz. Nun war sie nicht mehr zu bremsen. Sie lief, so schnell es mit ihren kurzen Beinen ging.
»Los, Mama, beeil dich.«, rief sie laut über den Parkplatz.
»Wir müssen doch noch alles vorbereiten. Wenn du nicht endlich kommst, werden wir nicht rechtzeitig fertig.«
Mama kam etwas langsamer hinterher. Mit beiden Händen brachte sie zwei große Körbe mit.
»So schnell wird sie nicht hier sein. Es dauert noch eine Weile. Wir haben noch genug Zeit.«
Zur gleichen Zeit saß Tante Barbara in ihrem Büro vor dem Computer. Unermüdlich tippte sie irgendwelche Zahlen in ihre Tastatur. Doch plötzlich wurde der Bildschirm schwarz. Der Computer hatte sich einfach abgeschaltet.
»Was ist denn jetzt los?«
Das Gerät schaltete sich wieder an und wies auf einen großen Fehler hin. Alle wichtigen Daten waren verschwunden.
»Verdammt und zugenäht.«, fluchte Tante Barbara.
Sie schloss den Aktenordner, mit dem sie gerade noch gearbeitet hatte und knallte ihn wütend in den Schrank. Dann packte sie ihre Handtasche und verließ das Büro.
»Jetzt habe ich auch keine Lust mehr. Ich fahre nach Hause.«
Sie setzte sich in ihr Auto, startete den Motor und fuhr los. Weit kam sie allerdings nicht. Denn schon eine Kreuzung weiter wurde sie von einem Polizisten angehalten. Er wollte nur eine normale Kontrolle durchführen, stellte dann aber sofort fest, dass Tante Barbara nicht angeschnallt war.
»Das wird aber teuer. Ich werde ihnen ein Bußgeld verpassen müssen.«
Der Polizist füllte einen Strafzettel aus und bestand darauf, beim ordnungsgemäßen Anschnallen zuzuschauen.
Tante Barbara fuhr weiter. Mittlerweile kochte es in ihr und das schlug ihr auf den Magen.
»Ich besorge mir etwas Essbares.«
Sie hielt vor einer Bäckerei und stieg aus. Es dauerte nur fünf Minuten, bis sie mit einer Tüte frischen Brötchen zurück kam. Doch da wartete bereits die nächste Überraschung.
Ein weiterer Strafzettel hängte unter dem Scheibenwischer.
»Das kann doch nicht sein. Wo kommt der denn her?«
Sie sah sie um und entdeckte ein großes Schild in roten und blauen Farben. Parkverbot.
»Oh nein. Nicht auch noch das. Läuft denn heute alles schief?«
Sie warf den Zettel auf den Beifahrersitz, achtete dieses Mal genau darauf, den Anschallgurt zu benutzen und fuhr los. Doch da gab es ein lautes Rums.
Tante Barbara hatte nicht auf den Verkehr geachtet und war mit einem anderen Wagen zusammen gestoßen. Beide Autos hatten nun große Beulen.
Nur zu gern hätte sie geweint. Doch dafür war jetzt keine Zeit. Ein wütender Autofahrer stieg aus und schimpfte mit ihr. Erst die herbei gerufene Polizei konnte ihn besänftigen und den Unfall klären.
»Was ist das nur für ein Tag? Wäre ich doch heute bloß im Bett geblieben.«
In diesem Moment klingelte ihr Handy.
»Das kann ja jetzt nichts Gutes mehr sein. Ich gehe einfach nicht ran.«
Doch das Klingeln hörte nicht auf. Schließlich nahm sie das Gespräch entgegen.
»Hallo? Hier spricht Tante Barbara.«
Am anderen Ende meldete sich ihre Schwester.
»Du musst sofort zu mir kommen. Ich brauche dringend deine Hilfe. Ich bin schon völlig verzweifelt.«
Konnte das noch gut gehen? Vorsichtig setzte sich Tante Barbara in ihr Auto und fuhr langsam los. Vielleicht würde ihr die Ablenkung gut tun.
Ein paar Minuten später kam sie am verabredeten Treffpunkt an.
»Was ist denn los?«
Michelle stürmte aus dem Eingang des Gebäudes und umarmte Barbara.
»Alles Gute und Liebe zum Geburtstag, Lieblingstante.«
Und schon kamen unzählige Freunde und Verwandte auf den Parkplatz gelaufen und überhäuften Tante Barbara mit Glückwünschen und Geschenken. Die Überraschungsparty war tatsächlich gelungen und jeder Ärger vergessen.