Vor etlichen Jahren kam ein reicher Herr und Edelmann nach Augsburg zu einem Maler. Er hatte sich ein hölzernes Täflein machen lassen bei einem Schreiner, das brachte er dem Maler und sprach: »Mein lieber Meister, ich will, daß Ihr mir auf dieses Täfelein ein schönes Bettstättlein malt.« Der Maler sprach: »Jawohl, Herr.« Und als das gemalt war auf den andern Tag, kam der Herr wieder und sah das Bettstättlein, das gefiel ihm wohl, und er sprach: »Meister, jetzt malt mir ein schönes seiden Bett darein und darauf ein schönes Fräulein.« Der Maler machte es auch. Als der Herr des ändern Tags kam und fand, wie er es bestellt hatte, und als er das sah, da gefiel es ihm von Herzen wohl, und er sprach, er solle es ihm auf das allerschönste machen, er wolle es ihm auch zahlen nach seinem Willen, und solle ihm unten auf das Bettstättlein ein fein zinnernes Brunzkächelein *) malen, und alles nur auf das allerschönste. Der Maler tat es, und machte es auf das allerfleißigste. Und auf den fünften Tag, als alles trocken und fertig war, da kam der gute Herr wieder und fand alles, wie er es hatte gewünscht, das Bettstättlein mit einem schönen, seidenen Bett, darauf ein über die Maßen schönes, nacktes Fräulein, die war noch mit Farben gar schön und lieblich gemalt, und unten, unter dem Bettlein, ein feines Brunzkächelein. Als er dies alles gesehen hatte, sprach der Maler: »Herr, gefällt es Euch?« - »Ja«, sprach der Herr, »jetzt tut ein Ding und übermalet es mir über und über mit einem feinen, grünen Vorhang.« - »Ei, Potz Marter, Herr«, sprach der Maler, »das schickt sich nicht! Kaufet ein grünes, seidenes Tüchlein und hängt es darüber, so könnt Ihr es hinwegtun, wann Ihr wollt.« Der Herr sprach: »Meister, hört Ihr nicht, was ich Euch sage? Macht es mir also! Ich will Euch Eure Arbeit wohl bezahlen. Wenn nur ich weiß, was darunter ist, es darf sonst niemand es wissen.« Da mußte ihm der Maler also einen grünen Vorhang über das Bett und das schöne Fräulein malen, weil der Edelmann dabeistund. Und das tat der Maler und ließ es sich zahlen, und er gab dem Narren oder Herren das Täfelein. Gott gebe, wohin der damit gegangen ist.