Also, ich stelle mich am besten erst mal vor: mein Name ist Harry und ich gehöre zur Familie der Capilli, auch Kopfhaare genannt.
Ich erzähle Euch heute ein wenig von unserer Spezies, ich denke, es ist wichtig auch mal über unser Leben etwas zu erfahren und das aus "erster Quelle" sozusagen ...
Wir Haare haben es nicht leicht. Das einmal vorweg ...
Die Menschen, also diese merkwürdigen Wesen an denen wir hängen (oder nicht!), idealisieren oder verdammen uns, je nach Kultur und Fülle. Manchmal werden wir veredelt und verehrt, vor Hochzeiten beispielsweise müssen wir viele Stunden giftigste, übel riechende klebrige Matschpackungen ertragen, die übertriebene Aufregung der Bräute miterleben um dann am Ende ausgelaugt und ausgetrocknet auch noch mit sogenanntem eklig klebendem Haarspray "fixiert" zu werden. Das ist das Allerschlimmste, das bedeutet Unbeweglichkeit für mindestens 24 Stunden, manchmal auch mehr ...
Leider ist die Scheidungsrate bei den Menschen sehr hoch, was unweigerlich zu mehreren Hochzeiten im Leben eines ungefragten Haares bedeutet!
Heutzutage wird nur noch eine Minderheit von uns "fixiert"(wenn doch, ist meist ihr Mensch von Berufes wegen "FriseurIN" genannt), aber in den Achtzigern war das schon was anderes (grausam, sag ich Euch ...)
Als ich noch klein war, hat mir Meine Oma Haruna mal erzählt, es gäbe verschiedene Arten von Haaren: Haupthaare (unsere Familie, die Privilegiertesten, wie sie behauptet), Nackenhaare (unbedeutend ...), Körperbehaarung im weitesten Sinne, bei den meisten weiblichen Menschen verpönt ... bis auf die "Ökofreaks", die sollen Mitleid mit uns armen Kreaturen haben, und uns wachsen lassen wie es uns gefällt. Vor denen sollte man als soziales Haar größten Respekt haben ... finde ich zumindest, denn die lieben Körperhaare können doch nichts dafür, dass es sie gibt!). Bei den männlichen Exemplaren dieser Sorte "Mensch" hingegen sehr erwünscht und umhegt, solange sie bei ihm selber wachsen und nicht beim anderen Geschlecht (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Verstehe einer die Männer!
Ich liebe das Leben, es ist spannend: man kriegt eigentlich alles mit, was so ein menschliches Wesen erlebt. Manchmal wäre ich gerne mein Mensch, dann würde ich bestimmte Dinge anders machen. Zum Beispiel sehen die meisten Menschen Ereignisse in ihrem Leben nur schwarz oder weiß, entweder sie sind total happy oder zu Tode betrübt! Wir Haare lieben die Grauzonen, wir verehren das Leben, egal wie wir aussehen, Hauptsache wir haben die Gesellschaft eines treuen Kumpels, und davon haben wir sehr sehr viele, wir sind nie allein, meistens zumindest.