Es waren einmal ein Bauer und eine Bäuerin, die arbeiteten fleißig den ganzen lieben Tag, kamen aber auf keinen grünen Zweig. Gar oft waren Not und Sorge bei ihnen zu Gast, und Seppl, ihr kleiner Sohn, teilte dieses ärmliche Leben mit ihnen.
Weil sie aber nicht verzagten und ihr Fleiß nicht nachließ, so ging es ihnen mit der Zeit besser. Als der Seppl erwachsen war, wurde er eines Tages in die Stadt geschickt, um für den Vater ein schönes Roß zu kaufen. Als er aber auf den Roßmarkt kam, war gerade ein reicher Herr dort, der hatte schon alle Pferde gekauft, und dem Seppl war keines mehr geblieben.
Der reiche Herr brauchte aber gerade einen Knecht, und als der Seppl das hörte, trug er dem Herrn seine Dienste an und wurde auch gleich aufgenommen. Der Bursch war zufrieden, und voll Freude ritt er mit seinem Herrn davon.
Sie waren noch nicht lang unterwegs, da gelangten sie in einen großen Wald. Der war aber so finster und öde, daß der Seppl dachte: "Wenn ich nur schon draußen wär!" Doch je länger sie ritten, um so dichter und dunkler wurde der Wald. Da bekam es der Seppl mit der Angst zu tun, es lief ihm eiskalt über den Rücken, und er stürzte aus einem Schrecken in den andern. Als sie aber ein paar Tage unterwegs waren, nahm der unheimliche Wald ein Ende.
Jetzt war dem Seppl gleich wohler ums Herz. Und als er dann gar noch sah, wohin er mit seinem Herrn gelangt war, hatte er alle Furcht verloren. Mitten auf einer wunderschönen Wiese stand ein Schloß, das war so prächtig und groß, daß sich der Seppl fast nicht getraute, über die Schwelle zu treten.
Und wie schön es erst drinnen war! Da staunte der Bursch über die vielen Zimmer und die herrlichen Dinge, die er zu sehen bekam. Als er endlich alle Gemächer betrachtet hatte, führte ihn sein Herr in den Stall, zeigte ihm einen prachtvollen Schimmel und sagte: "Weißt, Sepp, du hast gar nichts zu tun, als alle Tage das Roß da zu füttern. Zu essen wirst du genug haben, das Gewand bekommst du auch von mir, und mehr brauchst du nicht."
Das war dem Seppl schon recht. Er dachte, etwas Besseres könnte es für ihn gar nicht geben.
Als aber der Herr aus dem Stall gegangen war, fing der Schimmel auf einmal zu reden an und sagte zum Seppl: "Geh in den Hof hinaus und hol vom Brunnen ein Glas Wasser."
Seppl eilte zum Brunnen und brachte ein Glas voll mit Wasser. Da sagte das Pferd: "Jetzt schütte dir ein bißchen Wasser über den Kopf, aber das andere heb recht gut auf und trag es immer bei dir, dann wirst du ganz sicher dein Glück machen."
Der Seppl schüttete sich nun etwas Wasser über den Kopf, und auf einmal waren seine Haare ganz von Gold. Da hatte er eine närrische Freude, setzte sich auf den Schimmel und ritt wie der Wind fort. Jetzt wünschte er nichts anderes, als schnell wieder zu Vater und Mutter zu kommen.
Daheim vor der Tür aber sagte das Roß, er solle noch nicht in die Stube gehen, sondern ihm erst von dem Wasser zu trinken geben.