Es ist schon unendlich lange her, da lebte eine Näherin, die war so fleißig, flink und geschickt, daß man keine bessere Funden konnte, soweit der Himmel blau ist und die Erde grün. Wie bescheiden sie sich auch sonst gebärdete, war sie ihres Könnens doch gar wohl bewußt, und einmal sagte sie, mehr im Scherz als im Ernst: "Ich getraue mich auch mit dem Teufel um die Wette zu nähen."
Das war ein gewaltig keckes Wort, und ehe die Näherin Zeit fand, es zu bereuen, geschah das Unglaubliche; denn der Satan hat feine Ohren und schnelle Beine und bedrängt die Menschen gern. Die Tür sprang auf, und mit Gekicher und Kettengerassel stand der leibhaftige Teufel vor der Näherin da. Bebend vernahm sie seine zürnenden Worte: "Du hast mich gerufen, die Wette gilt. Du nähst ein Hemd, ich nähe ein gleiches. Weh dir, wenn meines früher fertig ist; dann fährst du augenblicks mit mir zur Hölle!" Das war wohl eine arge Wette, bei der die arme Näherin nichts gewinnen und alles verlieren konnte. Und sie hing so sehr am Leben. Nun mußte sie aber mit dem gefährlichen Feinde um die Wette nähen.
Im gleichen Augenblicke fingen beide an, und der Näherin wurde angst und bange, als sie merkte, daß der Teufel beim Ausmessen und Zuschneiden so schnell war wie sie. Dann ging das Nähen an, und der Teufel wollte einen Vorsprung gewinnen; darum fädelte er gleich einen meilenlangen Faden ein und rechnete dabei auf seine klafterlangen Arme. Aber o weh! Bei jedem Stich mußte er anfangs siebenmal um Haus und Hof herumlaufen und überdies die ersten sieben Male umsonst, weil er in der Eile vergessen hatte, am Ende des Fadens einen Knoten anzubringen.
Die Näherin arbeitete, wie sie es gewohnt war, nur womöglich noch aufmerksamer, genauer. Sie nahm kurze Fäden, vergaß die Knoten nicht, setzte Stich an Stich und Naht an Naht. Das Hemd wuchs ihr förmlich aus den Händen, und als es fix und fertig war, warf sie es dem Teufel, der eben mit einem meilenlangen Faden dahergerannt kam, über den Kopf.